Von kleinen Königinnen und dem Mann mit dem Hammer: Tourblog

Das war ein harmloses Foul. Der Schiri muss von der FIFA gestellt worden sein

Leider hab ich die Ecke Aperdurus verpasst. Aber der Reporter im Hintergrund meines Bildschirms hätte es ja auch erwähnen können wann es so weit ist.

@dopingwerte: mir fällt ein stein von herzen. ein bisserl pastis hätt allerdings auch nicht geschadet :wink:

Gewonnen haben ja wieder mal die dicksten Oberschenkel der Tour !!! :stuck_out_tongue:

Das habe ich auch gerade erfahren. Das Columbia-Teamhotel ist gleich nebenan, man hörte sogar Schüsse, und drei Sekunden später kamen Männer in schwarzen Anzügen rausgerannt.
Das Organisationskommitee findet es wohl auch langweilig, wenn täglich 200km gefahren werden und am Ende Cavendish gewinnt. :unamused:

Zinedine Zidane ist heute bei der Tour zu Gast, unten in der Straße vor meinem Fenster gibt er gerade ein Interview. Er findet diese Strafe für so einen kleinen Rempler auch unmöglich.

Mende, 16.Juli 2010, 12.Etappe: Bourg-de-Péage - Mende, 210,5km

Pssst! :sport:

Leute ist das herrlich! Ich sitze im Milram-Teambus, den sie unbeaufsichtigt vorm Hotel abgestellt haben und genieße das Eisbad. Nein, das ist kein Quark: Im hinteren Teil des Busses, in dem bei Radioshack Lance Armstrongs exklusives Wohnzimmer ist, ist bei Milram ein kleiner Raum mit einem Eisbad, da kann man am Rand sitzen und die müden Beine (und damit auch den Schmerz) einfrieren. Eigentlich warte ich aber auf meinen Termin beim Teamchef, es geht um einen Profivertrag. Der van Gerwen war ja heute gar nicht zufrieden mit seinen Radlern. Es geht um einen neuen Sponsor und die Jungs kriegen es nicht hin, sich mal in der Kamera zu zeigen. Dass man auch einfach mal mit sieben Leuten abwechselnd eine Attacke mitfahren kann, daran hat keiner gedacht. Naja, aber es ist immerhin gut für mich. Mal gucken, was die Verhandlungen gleich bringen. Vielleicht ersetze ich schon auf der morgigen Etappe den Linusmann. :sunglasses:
Ich habe alle Trümpfe in der Hand, mein 89. Platz auf der Etappe rund um den Col de la Madeleine kann Gold wert sein.

Ich möchte gar nicht zu viel erzählen von meiner heutigen Etappe, denn es war die Planungsetappe für morgen. Ich habe ja noch was vor und daher im Feld heute mal … was ausgelotet.
Deshalb machen wir weiter mit dem Vokabel-Intervalltraining aus der Konserve. Hier der Rest von den französischen Radsportvokabeln, wie ich sie bisher im Feld erforscht habe. Geht los:

[i]Von Tänzerinnen, kleinen Königinnen und dem Mann mit dem Hammer: Die französische Radsportsprache

Wo an einem 30°C heißen Tag auf einer Etappe in den Pyrenäen 170 Fahrer, das „peloton“, permanent zwischen Übersäuerung der Muskeln, Hyperventilierung und 13% Steigung unterwegs ist, bleibt keine Luft für ausgefeilte Konversationen, so ist die Sprache kurz, knapp, klar und unterhaltsam.

„Peloton“ ist ein alter millitärischer Ausdruck und bezeichnet eine Schlachteinheit. Das widerum geht zurück auf den lateinischen Begriff für ein Knäuel. Was könnte da besser passen!

Die Pyrenäen also, dieses Jahr der Höhepunkt der Großen Schleife, „le grand boucle“: Gleich zweimal steht der Tourmalet auf dem Plan. Hier wird die Tour, auf Französisch le tour, entschieden. Die schweren sprinteurs hassen Berge. Nur die grimpeur poids-plume, die Bergflöhe, fühlen sich pudelwohl. Doch wenn die bergauf mitlaufenden Fans schneller sind als die Fahrer und die bulligen Kraftfahrer (das hat mit LKWs nichts zu tun!) eher rückwärts fahren als vorwärts, dann fahren viele nur noch mit den Ohren. Die Deutschen rollen auf dem Zahnfleisch, die Franzosen steuern ihr Rad „avec les oreilles“. Sollte es dann zu einem Hungerast kommen, droht der ultimative Einbruch. Ein deutscher Hungerast klingt dramatisch, in Frankreich, dem Land der gefühlten 300.000 Käsesorten, an denen man in drei Wochen vorbei kommt, verspürt man hingegen beinahe nur einen leichten Appetit. Eine „fringale“. Kohldampf.
Doch diese Verniedlichung hilft nicht darüber hinweg, dass dieser Fahrer dann erledigt ist. Écrasé. Fichu. Seine letzte Rettung ist dann nur der autobus. Er winkt den Teamwagen heran, steigt vom Rad und lässt sich ins Hotel fahren und dann auf und davon, den Rücken voll von der Tour („J’en ai plein le dos!“ = die Nase voll haben)? Nein, der autobus ist das bequeme Grupetto. Eine Gruppe von Fahrern, die es sich am Ende des Feldes bequem macht und im Kollektiv versucht, noch innerhalb des Zeitlimits ins Ziel zu kommen. Ums Gesamtklassement geht es dann nicht mehr. Doch Achtung! Hinter dem autobus lauert schon die „voiture-balai“, der Besenwagen, der das Zeitlimit greifbar macht. Wer hinter dem Besenwagen ins Ziel kommt, ist wirklich écrasé. Der kann nach Hause fahren. Mi dem Auto natürlich. Oder er nimmt das Flugzeug.

Doch wenn er selber das Flugzeug macht („faire l’avion“), dann fährt er in der Regel weit entfernt vom Grupetto. Dann dominiert er das Feld und wird ziemlich sicher gewinnen. Wenn er dann die flamme rouge sieht, die zwischen einer dieser aufblasbaren Gummibögen den letzten Kilometer markiert, kann er die Beine hochnehmen und seinen Sieg genießen. Und diejenigen verspotten, die die lanterne rouge tragen: Sie sind die letzten.
Doch wer spotten kann, hat es zuerecht nicht leicht. Nicht nur die Moral fehlt, sondern muss er Überflieger sich auch unbequeme Fragen gefallen lassen. Ob er wirklich nur mit „eau claire“ gefahren ist? Im besten Fall weiß der Sieger wirklich nur mit dem mediterranen EPO etwas anzufangen: Eau, Pastis, Olive.
Außerdem haben ausgewählte Fahrer nach der Zielfahrt permanent eine Anstandsdame an ihrer Seite, die sie zur Dopingkontrolle begleitet. Dieser Anstandswauwau heißt „chaperon“ und ist eigentlich auch männlich. Aber wozu ein neues Wort erfinden, wenn es schon eines gibt, das so gut passt wie dieses?

Am liebsten betrachten die Franzosen solche Typen, die zu arbeiten wissen. Die ackern für ihren Kapitän und sich dann irgendwann selber ganz unverhofft vom Acker machen. Das sind die Baroudeure, notorische Ausreißer, die sich einen Spaß daraus machen, das Feld an der Nase herumzuführen, die stundenlang treten um vielleicht eine dreiprozentige Gewinnchance zu haben. Das hat Moral, diese Typen, c’est du costaud! Da muss man schon robust sein, kräftig und clever. Einige schießen sofort nach dem Start drauf los, sodass es heißt „il fait le départ“. Manchmal macht er auch das Motorrad, „il fait le motard!“ und lässt die anderen stehen, sodass sie nur noch „roulent comme un facteur“, wie ein Briefträger. Ausreißer sind manchmal gehasst, wenn sie das Feld durch ihr Tempo aus der Bequemlichkeit reißen, quand ils „en roulent une dégueulasse“. Die Ekeltreter sind unterwegs!
Kommt ein Ausreißer druch, ist er für zwei Minuten der Held, wenn er alleine vor dem Feld herfährt und als erster die Ziellinie überquert. Die, die sonst nur Wasserträger sind, die porteurs d’eau. Große Typen, die in den Bergen rückwärtsrollen, nicht kompakt genug sind für einen Sprint, dafür aber ein großes Herz haben und ein Trikot in XXL, mit Platz für fünfzehn Flaschen Wasser für den Kapitän.

Frankreich hat zwei Hochgebirge, neben den Pyrenäen natürlich auch noch die Alpen. Und die Pässe (= les cols (m.)) sind auch dort legendär. Die dreizehn Schleifen auf dem Weg nach Alpe d’Huez. Knallt dann noch die Sonne oder ist der Fahrer in Pflaster verpackt, weil er sich im Laufe der drei Wochen öfter mal „hingelegt“ hat (= se coucher), dann trifft er ganz schnell auf den Mann mit dem Hammer, l’homme avec le marteau. Dann geht wieder nichts mehr und die kaum 7kg schweren Renner fühlen sich an wie Schwertransporter. Da verübelen es einem die anderen nicht, wenn man im Grupetto hinter den anderen herfährt und sich gegenseitig etwas Windschatten spendet. Kein Pardon kennen die Kollegen aber bei den Lutschern, les cyclistes qui „sucent les roues“! Das sind die, die in einer Ausreißergruppe permanent hinter den anderen herfahren und sich nicht an der Führungsarbeit beteiligen, womöglich aber dann doch kurz vor Schluss zur Attacke zu blasen. Das hat mit Fairness nichts zu tun und den Respekt der anderen hat er dann die längste Zeit genossen.

Der größte Moment in der Karriere eines Radsportlers sind die letzten Runden auf den Champs Elysées in Paris, wenn er das amillot jaune auf den Schultern trägt und ein Glas Champagner in der Hand. Seine Teamkameraden fument une pipe, gönnen sich eine sprichwörtliche Pfeife, denn Angriffe braucht der Sieger auf der letzten Etappe nicht mehr zu fürchten. Es gibt also doch Moral im Radsport. Würde Fußballmannschaft etwa aus Respekt vor dem Team, das mit 2:1 führt, das Fußballspielen einstellen, hein?[/i]

Salut,

ich habe mich doch heute in aller Frühe zum Etappenstart nach Bourg-de-Péage begeben, um unsere Avonlea anfeuern zu können, damit sie weiterhin ihr bravouröses Rennen fortsetzt. Trotz Hitze. Es scheint sich mittlerweile auch in Frankreich herumgesprochen zu haben, daß sie mitfährt. Deshalb waren die Zuschauer Legion! Tausende und Abertausende!
An den Brennpunkt des Startgeschehens zu kommen, war unmöglich. Untröstlich bin ich, daß ich diese Rennfahrer- Lichtgestalt nicht ausmachen konnte im startenden Peloton. Allerdings fehlten mir auch unveränderliche Kennzeichen :wink: , ja nicht einmal die Farbe des Maillots war bekannt. Nur soviel, daß sie 1. nicht das gelbe tragen würde und daß sie 2. wahrscheinlich das linke Bein auf der rechten Seite des Oberrohrs tragen würde.
Wenig. Leider.
Ich füge ein Bild vom Start bei, vielleicht kannst Du, Avonlea, Dich darauf erkennen und einen Hinweis geben. Oder Du beauftragst den Tourmanager Deines Rennstalles, hier Licht in das Gewusel zu bringen.

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Auf jeden Fall Kompliment. das war eine harte Etappe, die ich aus eigener Anschauung kenne. Ich schaffte diese Etappe allerdings locker in 3 Tagen.

Mein Tipp: Die Knie ans Oberrohr pressen!

Ansonsten mach weiter so. Endlich haben wir eine Identifikationsfigur!

Gruß aus der Drôme
Aperdurus

eine frage quält mich schon seit tagen. was machen die fahrer/innen an mautstellen? wie wird der verlust der (warte-)zeit berechnet?

al,
die haben alle « Télé-Peage » :laughing:

Danke für die Einführung ins TDF-Franzöisch :top:
Da schreibt gar der Napoleon mal wieder was bei uns ins Forum :stuck_out_tongue:

Das hast du bestimmt für mich geschrieben

Allerdings von welcher „Moral“ sprichst du?
Wenn eine Mannschaft im Fußball 5 Minuten vor Spielende bei 1-2 Rückstand anfängt Champagner zu trinken und ihre Fußballschuhe in die Fernsehkameras zu halten würde jeder von Manipulation ausgehen. Beim Radfahren nennt sich das hehre „Moral“ ?

Was dem Radsport fehlt, sollte er nicht in irgendwelchen Mythen suchen. Schon gar nicht in der vom ach so fairen Sportsmann.

Jeder weiß, wenn ein Rückstand auf der letzten Etappe auch tatsächlich gutzumachen wäre, würde es auch versucht werden.

Dennoch muss ich zugeben, dass es dir gelingt mich zu einem Seitenblick auf das laufende TDF-Geschäft zu provozieren :neutral_face: Gestern lief schon wieder der livestream im Hintergrund mit :confused:

Revel, 17.Juli 2010, 13.Etappe: Rodez-Revel, 196km

Vino, das war nichts! *

Um das gleich vowegzunehmen: Der heutige Tagessieger heißt nicht Alexander Vinokourov sondern Mark Cavendish! Ich gehe fest davon aus, dass man im Laufe des Abends das Classement noch ändern wird, denn ich habe berechtigten Protest eingelegt gegen den Kasachen (zur Erinnerung: Das ist der, der 2007 von der Tour de France suspendiert wurde, weil man in seinem Blut zwei verschiedene Arten von roten Blutkörperchen gefunden hat. Das war, weil er ein paar Tage vor seinem Etappensieg in den Alpen gestürzt war und sich eine tiefe Wunde zugezogen hatte. Dummerweise hatte sich just an der Stelle ein Fan das Knie aufgeschlagen und das Blut hat sich in Vinos Körper vermischt. Er wurde aber trotzdem für zwei Jahre gesperrt).

Um die Geschichte als Ganzes darzustellen, muss ich bei gestern anfangen, wie angekündigt.
Es war eine Sau-Etappe. Es war drückend schwül und heiß und windig und wellig. Nichts für mich. Deswegen verbrachte ich meine Etappe damit, schon die heutige zu organisieren. Weil ich Tour-Tourist bin, möchte ich diese Rundfahrt nutzen, renntechnisch alles auszuprobieren was geht. In den Bergen war ich schon beinahe erfolgreich, Zeitfahren habe ich gemacht (und es gehasst!), fehlt nur noch ein Sprint und ein Ausreißversuch. Das heutige Etappenprofil bietet sich dafür an und weil ich alleine das niemals schaffen würde, habe ich versucht mir ein paar erfolgreiche Baroudeure zu organisieren, die mich begleiten. Also habe ich rumgefragt, wer Lust hätte morgen (also heute) die Flucht zu ergreifen. Thomas Voeckler (Bouygues Telecom): « Va te pendre ailleurs! J’ai de la poussière dans le casque ». Ok, der war gernervt von mir. Dabei muss ich sagen, dass der sonst eingentlich immer ganz nett war. Samuel Dumoulin (Cofidis) war nirgends zu sehen, da habe ich ihn schnell mal angerufen während des Mittagessens. Es stellte sich heraus, dass er gestern morgen schon ausgestiegen war aus gesundheitlichen Gründen. Dann Jens Voigt: In dem Moment, als ich den Vorschlag unterbreitete, grinste er erst kurz und wollte was sagen, als an seinem Lenker eine rote Lampe aufblinkte und sich Sekunden später sein Teamchef Bjarne Riis über Funk meldete. Ok, kein Ausreißerversuch mit ihm, er muss sich für die Pyrenäen als Helfer schonen. Schade. Dann blieben noch Sylvain Chavanel (Quickstep), der Mann mit der areodynamischsten Nase im Feld, Pierrick Fedrigo (Bouygues Telecom) und Juan Antonio Flecha (Sky), und die sagten zu. Dann hätte ich also immerhin drei Leute neben mir in der Ausreißergruppe für den morgigen (heutigen) Tag!
Als das alles klar war, fing das Peloton auch an unruhig und unkontrolliert zu werden, es wurde ein Höllentempo angeschlagen, weil alle Angst hatten vor dem letzten Anstieg zum Fluchplatz von Mende und ich wurde wieder gnadenlos abgehängt, was schade ist, denn wäre ich ganz vorne gewesen, hätte ich die Etappe gewonnen. So ein Anstieg ist was für Flöhe wie mich. So aber kam ich als Dritt- oder Viertletzte ins Ziel und war brezelfertig. Das Milram-Eisbad hat mich dann ein bisschen wieder hergestellt. Die Vertragsverhandlungen mit dem Milram-Chef sind leider am Geld gescheitert. Reden wir nicht mehr drüber. Jedenfalls durfte dann heute nochmal Linus-« Ich habe Platz für 42 Zähne im Mund »-Gerdemann ran und hat sich wirklich tapfer geschlagen. Man fühlt sich so mächtig, wenn man derlei Druck auf einen anderen Fahrer ausüben kann :smiling_imp:

Dann heute. Ihr fragt euch sicher, wo ich denn war in der Ausreißergruppe. Die Antwort: Offensichtlich war ich nicht da und da beginnt der Vinokourov-Avonlea-Krieg. Er ist ja auch einer, der gerne mal eine knackige Attacke fährt und kurz nach dem Start, als ich mich durchs Feld nach vorne kämpfte um zu meiner organisierten Gruppe zu stoßen, fasst mir jemand von links in die Speichen, gibt mir eine Kopfnuss und ich kippe in den Graben. Glücklicherweise lag da eine alte Turnmatte, sodass ich mich nicht weiter verletzt habe. Der Kasache baute sich vor mir auf und fragte beleidigt, warum ich ihn nicht gefragt habe, ob er vielleicht in meine Fluchtgruppe wolle. Ich konnte nicht mehr antworten, denn dann wurde mein Fahrrad von einem Mähdrescher erfasst und ich musste mich schleunigst um ein neues kümmern. Ich habe jetzt Oscar Freires Ersatzrad, also das gab es von der Seite keine weiteren Probleme. Ich habe den Vino-Vorfall aber natürlich sofort der Rennleitung gemeldet und er wird noch heute disqualifiziert werden. Einen Rennausschluss wie den von Mark Renshaw vor zwei Tagen werde ich nicht erreichen, weil das alles abseits der Kameras passiert ist (Videobeweis haben wir seit gefühlten 300 Jahren), aber eine Versetzung ans Ende es Feldes im Tagesklassement wird es sicher geben. Hiermit gratuliere ich dem Gewinner der heutigen Etappe, Mark Cavendish!

Was war heute sonst noch los? Ach ja, der Mähdrescher. Das war kein Zufall, dass der da fuhr, als ich gerade im Graben lag. Heute ging es wieder durch so eine Felderlandschaft und weil noch etwas Geld von meinem Bergpunkt aus den Alpen übrig ist, hat Simón nun endlich doch einen Mädrescher als Begleitfahrzeug für die heutige Etappe erwerben können, um mich immer optimal zu begleiten, ohne dass ich mich hinters Peloton zurückfallen lassen muss. Und was das für eine Maschine ist! Die drescht ganz ordentlich, und sie war sogar im Fernsehen zu sehen, guckt mal:

In einer ruhigen Minute, als ich mit Energieriegeln und Isodrinks versorgt war, hatte Simón sogar noch Zeit für ein bisschen Kunst:

Die Landschaft war mal wieder herrlich. Schon wieder eine Wald- und Wiesenetappe mit viel Weizen und Sonneblumen, und vor allem mit vielen Schlössern!
Jedes Dorf hat ein Château. Frankreich, das Land der Schlösser. Wie passend, dass der Mann im Bergtrikot Anthony Château heißt!

Ich verlagerte also meine Ausreißabsichten auf morgen und genoss die Fahrt bei bedecktem Himmel. Es gab viel zu sehen:
Noch 31,7km: Am linken Streckenrand findet eine Kunstaustellung statt: Bilder von jubelden Fahrern. Ich konnte leider nicht anhalten und habe deshalb nicht genauer hinschauen können. Wenn man so eine Ausstellung macht, muss man ein Bild fünfmal malen und hintereinander aufstellen, dann kann man sich die auch bei Tempo 42 in Ruhe angucken. Eine Anregung für den nächsten Künstler.

Ich kam mit der dritten Gruppe ins Ziel. Ordentlich. Gerade war ich bei der Massage und jetzt warte ich auf den Anruf von der Rennleitung, um diese unsägliche Vino-Geschichte abschließen zu können.

P.S.: Armstrong stürzte schon vor dem Rennbeginn in der neutralen Zone - den Ausdruck « den Menchov machen » benannt nach dem russischen Bruchpiloten von Rabobank, muss man jetzt umtaufen. « sich einen Lenz machen » klingt auch knackiger. Aber irgendwie habe ich das schonmal so ähnlich gehört…


* inspiriert von dem Song « Wilhelm das war nichts » von Tomte, der wiederum inspiriert ist von « Wiliam, it was really nothing » von The Smiths 1984. Nur als Hinweis. Ich möchte niemandem die Titel klauen.

Classement de l’étape

  1.  CAVENDISH Mark  	TEAM HTC - COLUMBIA  	4h 26' 39"  	+ 00' 13"
    
  2. PETACCHI Alessandro LAMPRE - FARNESE 4h 26’ 39" + 00’ 13"

    89.AVONLEA AVONLEA 4h 28’ 40" + 02’ 14"

Classement général

  1.  SCHLECK Andy  	TEAM SAXO BANK  	63h 08' 40"  	 
    
  2. CONTADOR Alberto ASTANA 63h 09’ 11" + 00’ 31"
  3. AVONLEA AVONLEA 65h 04’ 56’’
    (Mühsam ausgerechnet!)

Danke für die Anfeuerung am Streckenrand. Du hast mich nur leider zu weit vorne erwartet, auf deinem Foto man sieht ja den im Gelben Trikot. Da halte ich mich normalerweise nicht auf.

Ich habe schon gesagt, dass Simón leider ein schlechter Fotograf ist und die Sonne auch direkt von vorne kommt. Deshalb sieht es nur so als, als wenn mein Bein so M.C.Escher-mäßig vorm Unterrohr positioniert ist. :mrgreen:

Es gibt nur einen Fahrer, der gelegentlich auf die Autobahn ausweicht, damit er schneller fahren kann, aber den Namen verrate ich hier nicht. :wink:

Tatsächlich? Ich hatte eigenlich gehofft, dich nach dem ersten Eintrag vergrauelt zu haben. Ich möchte frustrierte Ex-Fans nicht belästigen. :stuck_out_tongue:

heute haben viele sportler und teammitglieder ein spezielles t-shirt getragen.
reporter werden überall in der welt bedroht,gefanden,mundtot gemacht und auch als geiseln festgehalten. seit heute 200 tagen sind die französischen fernsehreporter hervé ghesquière und stéphane taponier in afghanistan als geiseln festgehalten.
in frankreich sind die vereine und aktionisten sehr aktif für die pressefreiheit.
fr.news.yahoo.com/80/20100717/tc … 5e407.html

puuuuh so viel nachzulesen, aber schöööööön!
durch meine reise habe ich aber viel verspasst.

dafür war ich in sisteron an der strasse dabei.
@ avonlea - ich war die kurze mit der McVoPo fahne neben dem bürgermeister.

der bürgermeister sitzt immer neben mir, aber sonst vorzugsweise in marseille.

ich freue mich schon auf die weitere tour und sitze morgen wieder am TV
und markiere den bildschirm mit tipp-ex, wann immer ich dich darauf sehe…

Charmant, charmant :viking: ich warte ja immer noch auf das allererste Bild von DIR im Fernsehen. Heute war sogar das Testbild des ndr plötzlich zu sehen. „Da hat sie sich wieder was einfallen lassen“, hab ich mir gedacht.

Das dir der schlechte Vino auf den Kopf geschlagen hat, glaub ich allerdings auch. S’geht jedem so! Wahrscheinlich aber hast du ihn auf den letzten Platz der „Carte des boissons“ versetzt bis klar ist, was der wahre Inhalt von dem Fusel war. Richtig: man sollte Wein nicht schon vor dem Testergebnis an den Pranger stellen und nachher ist er dann eh meist schon ausgetrunken :stuck_out_tongue:

Und obs bei der Zukunft für die Quarkmannschaft aus dem Norden am Geld oder einfach nur am Ansehen der Kühe scheitert, angesichts der Leistung die das Team auf reiner Yoghurtbasis bringt, das wird am Ende der Saison sicherlich eine Umfrage auf Wiesen und Weiden, sowie in Stälten und auf der Heide erbringen. :wink:

Ich freu mich schon wenn du uns heute bei km 16 in Castelnaudary vom Mythos des Cassoulet berichtest. Pack für uns ein paar Gläser ein. Was sie bei der Bergauffahrt an zusätzlichen Qualen bedeuten, vergelten sie bei der beschleunigten Talfahrt und schließlich erst Recht beim verspeisen. Da sollte es auch nichts ausmachen, dass es heute eine Bergankunft gibt :stuck_out_tongue:

@Avonlea

Bist Du das?

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Nein :stuck_out_tongue:
Ich hatte doch heute was Großes vor und bisher lagen mir die Berge noch am besten. Außerdem ist meine Weste weiß. Wegen der Sonne.

Gleich kommt die Verpflegungsstation, das Hauptfeld macht außerdem Druck auf uns Ausr… huch! Ich wollte erst heute abend berichten :sunglasses:
Bevor es hochgeht, schraube ich wohl auch den Bordcomputer ab, um jedes Gramm Gewicht zu sparen.

Wie jetzt… du kleisterst mich zu oder machst du einen Kreis drum? :mrgreen:

na mit’ner reisszwecke wärs ein bischen kompliziert :stuck_out_tongue:

Les Cabannes, 18.Juli 2010, 14.Etappe: Revel - Ax-3-Domaines, 184,5km (gefühlt: 50.184,5km)

Ax-3-seaux

Ich bin heute abend fertig mit der Welt. Mir ist so schlecht, immer noch. Ich war froh, dass oben in Ax-3-Domaines drei Eimer für mich standen.

Wie gestern angekündigt habe ich heute attackiert. Das war schon nach dem Start ein echtes Rennen für mich, in die richtige Gruppe zu kommen. Aber im Gegensatz zu Milram habe ich es geschafft. Man muss eben jedesmal mitfahren. So einfach ist das. Da darf man nicht groß rumpokern, wir warten nicht auf die Milchmänner! Es gab nur ein Problem, weil sich Caisse d’Epargne und Radioshack um die Mannschaftwertung prügeln und sich gegenseitig nicht ziehen lassen wollten. :unamused:
Am Ende waren wir so acht Leute, die zeitweise 10 Minuten Vorsprung hatten. Es war natürlich anstrengender als nur hinten im Feld rumzufahren, aber ich wollte das unbedingt und habe die Zähne zusammengebissen. Es war aber auch mal ganz schön, praktisch sein eigenes Tempo fahren zu können, der Rhythmus ist ein ganz anderer. Außerdem gilt ja „Lieber vorne sterben als hinten nichts werden!“ (Das habe ich vom Streckensprecher bei den Hamburg Cyclassics im letzten Jahr gehört :wink: )

Unser Vorsprung hielt exakt bis zum Anstieg. Beziehungsweise mein Vorprung, ein Teil der Gruppe fuhr weiterhin schnell, aber ich war fertig. Das Pölotong hat extrem Druck gemacht, die Favoriten wollten heute unbedingt eine Entscheidung. Zwei Kilometer nach dem Beginn des über 15km langen Col de Pailhères war es dann um mich geschehen. Ich habe mich so geärgert, ich hätte in den Lenker beißen können. Die Berge liegen mir vielleicht mehr als einigen anderen Fahrern, aber ich bin so blöd und verpulvere meine Energie in einer sinnlosen Ausreißergruppe. So habe ich mich schon weit vor dem Passende gefühlt wie dreimal durchgekaut. :S

Der Rest war dann ein Kampf, da tröstete auch nicht die schöne Landschaft. Mit Ach und Krach bin ich im berühmten Autobus den letzten Anstieg hochgekraucht und fühle mich hundelend. Nein, das ist nicht der richtige Ausdruck, der Bernhardiner ist immer noch putzmunter. Ich fühle mich unterirdisch schlecht, ich musste mich von Sim die Treppe des schäbigen Hotels hochtragen lassen. Das hat er mir zumindest gerade berichtet, denn ich bin wohl schon unterwegs eingeschlafen.

Von diesem Castelnaudray-Mythos muss ein anderer berichten, dazu habe ich keine Kraft mehr. Ich schwöre, morgen fahre ich gleich im Grupetto und werde nur die Aussicht genießen. Zwei Wochen im Sattel fordern mittlerweile doch ihren Preis. :cry:
Aber die Aussicht, morgen im schönen Bagnères-de-Luchon nächtigen zu dürfen, entschädigt mich jetzt schon.

P.S.: Tourprognose: Andy Schleck wird definitiv nicht die Tor gewinnen. Contador führt in an der Nase herum! Der könnte ihn jederzeit stehen lassen, wenn er wollte. Außerdem macht sein Team Astana das Tempo im Feld ekelhaft für absolut jeden. Saxobank war in den letzten beiden um einiges gnädiger. Heute sind wir schon wieder sehr nah am schnellsten errechneten Schnitt gewesen. Schlecht für mich. :angry:

Classement de l’étape

  1.  RIBLON Christophe  	AG2R LA MONDIALE  	4h 52' 42"  	 
    
  2. MENCHOV Denis RABOBANK 4h 53’ 36" + 00’ 54"
  3. SANCHEZ Samuel EUSKALTEL - EUSKADI 4h 53’ 36" + 00’ 54"
  4. SCHLECK Andy TEAM SAXO BANK 4h 53’ 50" + 01’ 08"
  5. RODRIGUEZ OLIVER Joaquin KATUSHA TEAM 4h 53’ 50" + 01’ 08"
  6. GESINK Robert RABOBANK 4h 53’ 50" + 01’ 08"
  7. CONTADOR Alberto ASTANA 4h 53’ 50" + 01’ 08"
  8. VAN DEN BROECK Jurgen OMEGA PHARMA - LOTTO 4h 53’ 50" + 01’ 08"
  9. CIOLEK Gerald TEAM MILRAM 5h 29’ 38" + 36’ 56"
  10. AVONLEA AVONLEA 5h 29’ 38" + 36’ 56"
  11. ROY Jérémy FDJ 5h 29’ 51" + 37’ 09"

Classement général

  1.  SCHLECK Andy  	TEAM SAXO BANK  	68h 02' 30"  	 
    
  2. CONTADOR Alberto ASTANA 68h 03’ 01" + 00’ 31"
  3. AVONLEA AVONLEA 70h 43’ 34’’
  4. ROUX Anthony FDJ 71h 05’ 06" + 3h 02’ 36"

ab morgen nehme ich kaugummi.
avonlea darf sich die sorte aussuchen…

oh oh :open_mouth: Wenn da mal nicht eine Freundschaft zu Bruch geht. Tut man denn sowas !?

Wessen Freundschaft?