Wer weiß, warum er den Milchmann auf den Hinterkopf geschlagen hat?
Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen zwar das Denkvermögen, aber beim Linusmann scheint es nicht gewirkt zu haben, gemessen an der Reaktion.
7. Etappe: Le Mans - Châteauroux, 218km
Mir fällt keine Überschrift ein
80% Luftfeuchtigkeit, 20°C, zeitweise schneckte man mit 30 km/h durch die Landschaft.
Während heute wieder alles in seinen geordneten Bahnen lief und Mark Cavendish die Etappe gewann, es 80% Luftfeuchtigkeit bei 20°C gab und man über weite Strecken mit 30 km/h durch die Landschaft schneckte, nutze ich diese Überführungsetappe mal, um die Neuigkeiten aus einem Jahr zwischen der letzten und der diesjährigen Tour knapp zusammenzufassen, damit jeder, der ein bisschen mitlesen möchte, auf dem neusten Stand ist.
Das nächste große Rennen nach der Tour war die Vuelta a España, die - abgesehen von der Tatsache, dass man sich mit immer spekakuläreren Ankünften auf 45% steilen Rampen profilieren wollte - sich nur durch ein Ereignis hervortat, die seitdem die Radsportwelt beschäftigt: Andy Schleck und Stuart O’Grady, damals beide für Saxobank, dem Team von Bjarne Riis unterwegs, haben abends nach 22 Uhr zwei Bier getrunken und wurden nach Hause geschickt. Einen Tag später dann hieß es, sie wären morgens um 5 Uhr erst zurückgewesen, noch etwas später hätten sie ausgelassen auf den Tischen getanzt und Schande über das Team gebracht, mittlerweile ist man sich sicher, dass sie mit 5 Promille unter den Tischen lagen. Aufgeflogen ist die Sache, weil sie während ihrer Zechtour auf ihren Chef getroffen waren. Wenig später dann stand das schon lange erwartete eigene luxemburgische Team mit dem Mega-Budget, Mercedes-Teamwagen und auf Wunsch von Schleck und O’ Grady Champagner statt Wasser in den Trinkflaschen. Das ist in etwa die Geschichte des Teams Leopard-Trek, das so erstmals bei der Tour startet. Man kann das auch noch weiter vereinfachen: Leopard-Trek ist Saxobank minus Bjarne Riis und minus Richie Porte. Ein Franzose ist an Bord, Brice Feillu, und fünf Deutsche, von denen der schlag- und tretfertige Linus Gerdemann und das Tour-Fossil Jens Voigt in Frankreich am Start sind.
Saxobank holte als Ausgleich für seine verlorenen Schlecks nur einen einzigen Fahrer, der diesen Verlust rausreißen sollte, Alberto Contador und mit dieser Verpflichtung setzte sich der Exodus seiner Mannschaft nach Luxemburg fort. Macht aber nichts, der Contador braucht keine Mannschaft. Ein paar Tage später wurden vier positive Clenbuterol-Proben der Tour bekannt, doch der Buchhalter fährt und fährt und fährt, der Rechtsstreit dauert an.
Neben Milram hat sich ein zweites bedeutendes Team aufgelöst, das Cervélo Test Team, das herstellerfinanziert war und nur dazu diente, Material zu testen. Weil der Verband wollte, dass sie dafür gefälligst eine teure Pro-Tour-Lizenz lösen sollten, löste man hingegen das Team auf und gliederte sich den Amerikanern von Garmin an.
Während Lance Armstrong mit der Australienrundfahrt im Januar sein definitiv letztes Rennen bestritt und sich seitdem vor den Gerichten in den USA für vermeintliche Dopingvergehen verantworten muss, machten auch zwei weitere Fahrer negative Schlagzeilen. 2007 war T-Mobile-Fahrer Patrick Sinkewitz positiv auf Testosteron getestet worden, was bei der Tour bekannt wurde und die Öffentlich Rechtlichen erst zum Ausstieg aus der Überrtagung bewogen hatte und ein Jahr später dazu, den reuigen Sinkewitz als Anti-Doping-Experten zu verpflichten, an der Seite des Fuentes-Kunden Jörg Jaksche. Sinkewitz fuhr dann wieder und wurde im April diesen Jahres auf das Wachstumshormon HGH getestet. Jaksche sprang dem Kollegen zur Seite und unterstellte der UCI eine Manipulation der Probe und erzählte dann, wie nachvollziehbar er den erneuten Verstoß fand: „Ich glaube fast, mir wäre das auch so passiert.“
Der zweite Fall ist ein Fall für den Film: Riccardo Riccò, Wunderkind, die „Kobra“, die die negativen Schlagzeilen der Tour 2008 beherrscht hatte, war 2010 beim Team Vacansoleil in den Sport zurückgekehrt - um sich im Frühjahr während des Training selber eine Blutinfusion zu verabreichen, die er bei sich im Kühlschrank aufbewahrt hatte. Das hatte er dem Arzt gebeichtet, der ihn nach Nierenversagen das Leben gerettet hatte - um es später zu widerrufen und einen Vertrag bei einem kroatischen Team zu unterschreiben. Später aber wurde Riccò von seinem Verband endgültig suspendiert. Riccò wäre aber nicht Riccò, wenn er sich nicht bei irgendwelchen Jedermannrennen einschleichen würde um doch noch Radfahren zu können. Und tatsächlich, zehn Tage nach der Bestätigung seiner Sperre schnappte er sich ein Rad, versteckte sich etwa zehn Kilometer nach Start eines Jedermannrennens bei Mailand hinter einem Haus und schlich sich ins Feld ein. Dann half er Freunden, Ausreißer wieder einzufangen. Ein Wunder, dass man ihn erkannt hat, was? War aber so, noch während des Rennens. Sensationell. Nach der Zieldruchfahrt, nach der er auch noch die öffentlichen Duschen des Rennens benutzt hatte, verschwand er auf die Aufforderung der Veranstalter hin. Das ist der ultimative wissenschaftliche Beweis: Doping macht dumm.
Für eine Überaschung ganz anderer, schöner Art sorgte die diesjährige Auflage des schwersten Eintagesklassikers im Kalender, dem legendären Paris-Roubaix. Man erwartete einen Sieg des Schweizers Fabian Cancellara (Leopard-Trek), jeder erwartete das. Also versuchte keiner selbst zu gewinnen, sondern nur dafür zu sorgen, dass Cancellara verlor, kesselte ihn ein und belauerte ihn. Das hatte zur Folge, dass ein fassungsloser, 197cm großer Ausreißer den begehrten Plasterstein als Siegtrophäe abstaubte, Johan Vansummeren (Garmin-Cervélo). Wenn zwei sich streiten freut sich der Dritte!
Nur wenig später sorgte der Giro d’Italia für eine Tragödie. Nicht nur, dass Alberto Contador gewann und dass man halsbrecherische Abfahrten und Anstiege auf Schotterpisten für gelungene Spannungselemente hielt. Am 9. Mai stürzte der Belgier Wouter Weylandt (Leopard-Trek) auf einer Abfahrt in den Tod und war augenblicklich tot. Sein Team verließ den Giro am Tag danach, seine Startnummer 108 soll nie mehr vergeben werden. Einige Tage später starb auch der Spanier Xavier Tondo (Movistar), als er beim Schließen der heimischen Garage von seinem eigenen Auto überrollt und zerquetscht wurde. Bei der Tour de Suisse vor drei Wochen stürzte sein Teamkollege Mauricio Soler und lag bis gestern im künstlichen Koma. Nach ersten Aussagen der Ärzte leidet er nun unter neurologischen Störungen.
Auch die Technik hat sich in einem Jahr weiterentwickelt. Unser Luxemburger Superteam ist die erste Mannschaft, die mit einer elektronischen Schaltung fahren. Die sind mittlerweile im Cross schon Standard und ahben sich bewehrt. Eine andere, uralte Erfindung bahnte sich im Cross letztes Jahr ihren Weg: Scheibenbremsen.
Und auch Neues aus der Kunst gibt es: Das weltgrößte Radsportfoto, das von Philipp Hympendahl geschossen und im Juni 2010 vorgestellt worden war, hat einen neuen Besitzer, die Sportklinik in Halle. Das gigantische und wunderschöne Foto kann man hier sehen. Also ich hätte es auch gern gehabt.
Classement de l’étape
- CAVENDISH Mark 171 HTC - HIGHROAD 5h 38’ 53"
- PETACCHI Alessandro 169 LAMPRE - ISD 5h 38’ 53" + 00’ 00"
- GREIPEL André 33 OMEGA PHARMA - LOTTO 5h 38’ 53" + 00’ 00"
- FEILLU Romain 201 VACANSOLEIL-DCM 5h 38’ 53" + 00’ 00"
- BONNET William 132 FDJ 5h 38’ 53" + 00’ 00"
… - BECKER Markus 232 EQUIPE AVONLEA 5h 41’ 59" + 03’ 06"
… - SELM Simón 233 EQUIPE AVONLEA 5h 41’ 59" + 03’ 06"
… - AVONLEA EQUIPE AVONLEA 5h 51’ 34" + 12’ 41"
Je déteste le merde Wind. Et les merdes Sprintetappen.
Ausgestiegen: Tom Boonen (Quick Step), Sturzfolgen von vorgestern; Bradley Wiggins (Sky), Schlüsselbeinbruch.