Tour de France 2011: Blog

Ne, ich habe weder eine canadische Flage noch einen blauen Hasen gesehen. :confused: Allerdings hab ich auch noch kein Video gefunden. Mein Männe hatte vergessen aufzunehmen.

Ja, ist schon heftig, was die für Preise haben. Kann man echt froh sein, dass die keinen Eintritt kassieren.

Das mag vielleicht daran liegen, dass „unser“ Team ein wenig öffentlichkeitsscheu ist. :wink: Lies mal den Link, den edwin weiter vorne gepostet hat…

man kann auf der seite von france 2 alle etappen integral sehen.leider fordert mich der france 2 player auf mein silverlight upzudaten. :open_mouth:
obwohl bei mir alles update ist…so kann ich es mir nicht ansehen :frowning:
ça m’énerve :imp:

Kurz nach 1 war leider genau die Zeit, in der Eurosport die Sendung für eine Stunde unterbrach. Selbst wenn man wollte, man hätte nichts sehen können.

Es gibt massenhaft Internetstreams:
Cyclingfans.com hat sie gesammelt, in der grauen Leiste rechts, etwa ein Drittel runterscrollen.
Die hier sammeln auch fleißig.
Hier könnte man auch fündig werden.

Les Essarts, 2. Etappe: Les Essarts - Les Essarts, 23km (CLM équipes)

Der Eilfertige und der Lahme treffen sich auf der Fähre wieder!

Radfahren ist doch irgendwie eine Pest. Das merke ich jetzt, wo ich diesen Beitrag meinem Teamkollegen Markus diktiere, der als einziger noch aufrecht sitzen kann. Der Rest liegt mit geradem Rücken auf dem Hotelteppich und wartet auf ein Nachlassen des Schmerzes im Rücken- und Nackenbereich. Ein Abebben des Hämmern im Kopf wäre auch nicht schlecht. Markus jedenfalls hatte heute leichtes Spiel, von Zeitfahren kann bei dem keine Rede gewesen sein. Als Dreier-Équipe haben wir ausgehandelt, dass nur zwei Fahrer im Zeitlimit ankommen müssen und der Rest, sofern er sich denn bereiterklärt nochmal die Strecke für die Top-Teams durchzufeudeln, sutsche machen kann.
„Der Kapitän entscheidet, wer diese Rolle übernimmt! Ich erkläre mich für diese verantwortungsvolle Aufgabe bereit und ihr nehmt das Zeitfahren in Angriff, ok?“, sagte ich heute morgen beim Nudelnessen zu meinen beiden TDF-Homies.
„Auf gar keinen Fall! Das landet vor dem CAS, darauf kannst du Gift nehmen!“, kam es einstimmig, bzw. zweistimmig zurück. Der Luftzug der beiden geschüttelten Zeigefiger vor meiner Nase verursachte ein leichtes Niesen.

Nachdem das Los entschieden hatte, dass das Los entscheiden sollte, zückte Simóns Mama Marisol, die Seele unseres Teams, drei Baguettes und Simón und ich zogen das kürzere. Natürlich. Aber um ehrlich zu sein war es besser fürs Team, Markus nicht auf ein Zeitfahrrad zu setzen. Mal davon abgesehen, dass er gar keins hatte. Bei 105 Kilo Lebendgewicht möchte ich nicht wissen, was aus einem Aero-Carbon-Zeitfahrrad für 10.000 griechische Euro geworden wäre, nachdem er sich draufgesetzt hätte. Im Vorfeld hatten wir für alle Notfälle, falls er doch zeitfahren gemusst hätte, ein Tandemrad umgebaut, um für die nötige aerodynamische Sitzposition zu sorgen. Weil er ansonsten auf dem Rad ja eher sitzt wie aufm Rasenmäher. Zur Disposition stand auch die Idee, einem Motorrad den Motor auszubauen und Pedalen dranzuschrauben. Oder er hätte einfach auf seinem gewöhnlichen Fahrrad fahren können, das war die letzt mögliche Idee.

Also waren wir zwei diejenigen, die am Mittag als erstes Team auf die Strecke ging. Abseits der Fernsehkameras natürlich. Ich hasse Zeitfahren. Habe ich das letztes Jahr schon gesagt? Man kann sich das so vorstellen: Man sitzt auf einem wackeligen Fahrrad, das sich schon am Rande dessen bewegt, was per Definition noch ein Fahrrad genannt werden kann, das zudem in bester Plastikqualität gebaut ist, nachdem man es aus Plastikplanen ausgeschnippelt und in einem Ofen gebacken hat. Wer fährt schon gerne sowas?
Der Helm hat in etwa die Form römischer Stahlhelme aus den Asterixfilmen, mit Ohrenklappen für die größt schlechteste Akustik. Der Sitzposition begegnet man in etwa des öfteren als Gartenfreund mit Knieschaden: Im 90°-Winkel hinknien, nach vorne kippen und das Ohr auf den Rasen legen um dem Wachsen des Grases zu lauschen. Und dann noch in die Pedale treten, etwa 25min lang. Mit 60 km/h. Quel plaisir!

Das Mannschaftszeitfahren ist nochmal eine besondere Situation, das Team ist nur so gut wie der fünftbeste Fahrer. In unserem Fall natürlich so gut wie der zweitbeste, beziehungsweise der schwächste. Also wie ich. Wir haben uns ganz anständig geschlagen und das Zeitlimit natürlich geschafft. Connections :mrgreen:

Die anderen Teams hatten es da schwerer. Das Instrument für eine gute Zusammenarbeit und den richtigen Rhythmus ist der belgische Kreisel, der hier auf die etwas andere Weise von unserem besten deutschen Radteam in der 2. Liga, NetApp, erklärt wird Warum die es noch nicht in die Pro Tour geschafft haben? Gibt das Video darüber Aufschluss? :smiley:

Neuer Mann in Gelb ist Straßenweltmeister Thor Hushovd, der Barbar aus dem Norden mit den fürchteinflößenden Augenhöhlen, die so tief sind wie der tiefste norwegische Winter. Heute hatte er schon als erster Sprinter der diesjährigen Tour das Bergtrikot getragen, als Stellvertreter für den Gelben von gestern, Philipe Gilbert, der Maillot Jaune, Vert, Pois Rouge in Personlaunion darstellte. Gewonnen hat also mein heimliches Lieblingsteam Garmin-Cervélo, das lediglich zu dieser Tour angetreten ist um dieses Mannschaftszeitfahren zu bestreiten. Den Hintergrund dazu liefert Andreas Schulz.

Morgen steht die erste reine Sprintetappe auf dem Plan und das Team Avonlea hat keinerlei Ambitionen, sondern fährt ein Ersatzprogramm. Wir werden uns auf digitale Weise mit dem Streik des Metronom in Norddeutschland solidarisieren und auf einen Fernsehnachmittag am Bord-TV verzichten. (Alles klar? :imp: )

Classement général
letour.fr/2011/TDF/LIVE/fr/2 … index.html

Die Tour-Zeitnehmer müssen unser Ergebnis noch nachtragen, das haben die wohl vergessen. Kann vorkommen. Also wir haben heute so ungefähr 32 Minuten gebraucht, offiziell. Dann die 4 Stunden und 48 Minuten von gestern dazu… Ach, das werden die schon noch zuverlässig ausrechnen. :smiley:

Wenn er seine 105 Kilo nicht im Bauch sondern in den O-Schenkeln hat, sollte er doch auch ein guter Zeitfahrer sein dein Markus :wink:

Frage: Wo kann man denn dieses Jahr avonlea on TdF gucken? Ich hab keinen blassen Schimmer :unamused:

In den nächsten Tagen wird das Team ein Foto von diesem Elefanten freigeben, darauf sieht man, welche Verlagerung die Muckis haben. :wink:

Also meistens sind wir mitten im Feld unterwegs oder hinter den Kameramotorrädern oder vor der Sendezeit vorne unterwegs (vor der der ÖffR sowieso, aber manchmal auch vor der von Eurosport). Wir haben unsere Bildrechte anders vermarktet und wollen nicht gefilmt werden, wenn wir schwitzend durch die Wallachei strampeln!

Redon, 3. Etappe: Olonne-sur-Mer - Redon, 198 km

Wir basteln uns einen Drahtesel

Sprintetappe, dessen Sieger der Amerikaner Tyler Ferrar wurde und seinem Team Garmin-Cervélo den zweiten Etappensieg in Folge bescherte und nach der Zieldurchfahrt an seinen beim Giro d’Italia tödlich verunglückten Freund Wouter Weyland erinnerte. Was die Équipe Avonlea gemacht hat, während die Sprintteams durch die Landschaft heizten ist das:

Einen alten Collegeblock zerrupfen und die Papierreste sauber vom Draht abtrennen. Darauf achten, keinen Lackschäden zu produzieren!

Aufdröseln, so glatt wie möglich ziehen. Dann ungefähr in der Mitte eine Schlaufe machen, ein rundes Rad formen und durch mehrmaliges Umwickeln an einer Ecke fixieren.

Nachdem der erste Reifen fertig ist, das Steuerrohr knicken und davon ab noch einen Knick etwa im 45°C-Winkel nach vorne abknicken. Von da aus erst das eine Lenkerende samt Bremse knicken, dann den Weg rüber zum anderen Lenkerende modellieren.Was passiert, wenn man nicht in der Mitte anfängt, ist das: Das erste Ende des Drahts endet schon bei der Formung des Lenkers. Das hat noch keine Auswirkung auf die fabelhafte Ästhetik. Die Begradigung des Lenkers kann erfolgen, nachdem das Komplettrad fertig ist.

Der fertige Lenker

Wenn man merkt, dass man das erste Drahtende schon fälschlicherweise am Lenker verfriemelt hat, kommt man nach dem Oberrohr und der kraftvollen kleinen Schlaufe, die den Sattel darstellt, in die Bretagne… äh… in die Bredouille und muss sich entscheiden, ob das Rad eine Kette oder eine Pedale haben soll.
So sieht das Rad aus, wenn man mit seinem Latein am Ende ist:

Und so sieht ein Rad aus, das richtig angefangen wurde, sowohl eine Kette als auch zu mindest eine Pedale hat:

Einmal Probesitzen und über den Lenker gucken:

Jawoll! Das Rennen kann beginnen.

:clap: :clap: :clap: :merci: You’ve made my day…

da können jetzt die beiden jungs loslegen und sind beschäftigt bis es los geht in die vacances :laughing: :laughing: :laughing:

:laughing: :laughing: Jau gute Idee, und um das ganze noch kniffliger zu machen gebe ich ihnen Büroklammern. fg

Ich geb schon mal 1 in Auftrag :bulb:

:laughing: Das willst du nicht wirklich.

6. Juli, 5. Etappe, Carhaix - Cap Fréhel

Cap Free Hell for everybody / Le boulevard des jambes clef brisées

Mensch, was ist nicht alles passiert in jenen zwei Tagen, an denen ich mit der Uni auf dem Rad eine Videokonferenz halten musste. Kaum ist man einmal anderweitig beschäftigt, zerbröselt schon der Keks. Nicht mal in Ruhe arbeiten kann man mehr! Und kaum sind wir in der Bretagne, fängt es auch schon an zu schiffen wie aus Eimern. Als hätte ich es geahnt.
172,5 km standen gestern auf dem Plan, es ging von Lorient zur Mûr-de-Bretagne. Am Start war es noch sonnig und alle promenierten ihr leichtes Sommer-Dress, ölten sich mit Lichtschutzfaktor 65 ein und polierten Sonnenbrillen. Nicht so meine Équipe. Wir wussten gleich, dass da was faul sein musste. Meine Kindheit als Südfranzösin hat mich nachhaltig geprägt und noch heute klingen mir Dialogfetzen zwischen mir und meinem Vater im Ohr, als ich einen Bildband über die Bretagne fand und durchblätterte:

  • Papa, wo ist das?
  • Das ist in Frankreich
  • Aber das sieht ganz anders aus als Frankreich
  • Naja … das ist nicht ganz Frankreich. Das ist sowas wie die andere Seite von Frankreich.
    Wie er den Teil « …sowas wie die andere Seite » betont hat, kann ich hier nicht wiedergeben, das bleibt also eurer Fantasie überlassen.
    Jedenfalls standen wir wie man es gelernt hat für eine Brötanje-Reise, in unseren Wintertrikots und mit diversen Friesennerzen bei Marisol im Wagen am Start.
    Nach zwei Stunden waren wir ausverkauft.

Einen bedauerlichen Zwischenfall hat es gegeben, über den Simón noch nicht hinweg ist und ich fürchte, er brütet im Kleinhirn etwas aus, das ihm das erleichtern soll. Etwa bei Kilometer 120 stürzte er geradewegs in eine Pfütze, nachdem sich Alberto C. an sein Hinterrad geklebt hatte. « Das hätte er gern gehabt, der Herr, sich von Fremden durch das Gewühl ziehen zu lassen um sich und sein Team zu schützen. », befand Simón. Ich habe ihm gesagt, dass das nunmal so ist im Pölotong, da fährt man nunmal hintereinander her. Er fühlte sich aber seltsam bedroht durch den heißen Atem eines Mannes im Nacken, der sein Kalbsfleisch mitsamt Frischhaltefolie zu verspeisen pflegt. Natürlich sind Ausdauersportler und besonders Radfahrer, die 5 Stunden am Tag im Sattel sitzen, Barbaren. Die schlagen sich regelmäßig während der Rennen Knie, Ellenbogen, Kinne auf und das Blut läuft ihnen runter wie der Schweiß. Sie halten zum Urinieren nicht mal am Straßenrand an. Sie praktizieren Sturzstunts und stehen nach drei Sekunden wieder auf. Und sie stopfen sich eben auch das Essen rein wie die Raubtiere. Mit Verpackung oder ohne. Das ist normal, Simón. Er fühlte sich nun aber belästigt, drehte sich um, schrie ihn an, versteuerte sich dann plötzlich, fuhr in Schlangenlinien Richtung Graben, schlitterte über die Straße und verlor dann die Kontrolle über sein Rad. Was Schlimmes ist nicht passiert, es sah nur schlimm aus. Auf den einen Ellenbogen ist er gefallen, mit dem anderen hat er versucht zu bremsen. Die Zuschauer haben sich sehr gesorgt, aber er konnte ohne fremde Hilfe aufstehen und weiterfahren.


Simón am Boden. Das Rad mit einer Acht drin. Mindestens einer. Ein Zuschauer, der sich über meinen Teamkollegen beugt und die Lebenszeichen prüft. Ich hoffe sehr, dass der eine Zuschauer da im Hintergrund nicht zum Jubeln die Arme hochgerissen hat.
Foto: dpa

Sonne, Wind, dicke Wolken, enge Straßen. Das ist die Bretagne, wie wir heute erlebten. Das schlimmste aber sind die im Wind flatternden Nerven der Fahrer. Gepaart mit den rauhen bretonischen Straßen verspricht das vor allem ein Sturzfestival und Schlüsselbeinbruchgefahr. Ein perfekter Tag für die Bruchpiloten-Spezialisten Dennis Menshov und Cadel Evans. Nur: der erste ist mit seinem Team gar nicht dabei und der zweite hat zur Überraschung aller im vergangenen Jahr eine Evolution durchgemacht. Gestern gewann er die Etappe und auch heute war er permament vorne im Feld zu finden. Das war die richtige Taktik, denn das restliche Feld kippte um wie die Fliegen. Markus als Philosoph hat eine sehr trockene Art, sowas zu kommentieren, aber mich schockiert das. Beides. « Schon wieder einer gegammelt », sagt er immer und schnitzt eine Kerbe in seinen Holzrad. Seit er weiß, dass ein Sturz im französischen Radfahrerjargon « la gamelle » heißt.
Der Slowene Janez Brajkovic (Radio Shack) musste heute nach einem Sturz aufgeben. Christophe Kern (Europcar) musste in den Besenwagen steigen. Alberto Contador (Saxo Bank) wieder vom Rad gefallen, John Gadret (AG2R) hat sein Rad alle paar Kilometer geschrottet, Nicki Sörensen(Saxo Bank) verhakte sein Rad in ein Journalisten-Motorrad, Gert Steegmans, Gerald Ciolek und Tom Boonen (alle Quick Step) erlagen der Erdanziehungskraft und bildeten später den Zug der Einsamkeit am Ende des Feldes.

Ach ja, im Bergaufsprint gewonnen hat Mark Cavendish. Warum fahren wir 170km durch die Bredouille und am Ende gewinnt immer Cavendish? :unamused:

P.S.: Ich bestelle auch so ein Büroklammerrad.

Classment de l’étape

  1. CAVENDISH Mark 171 HTC - HIGHROAD 3h 38’ 32"
  2. GILBERT Philippe 32 OMEGA PHARMA - LOTTO 3h 38’ 32" + 00’ 00"
  3. ROJAS Jose Joaquin 88 MOVISTAR TEAM 3h 38’ 32" + 00’ 00"
  4. GALLOPIN Tony 156 COFIDIS LE CREDIT EN LIGNE 3h 38’ 32" + 00’ 00"
  5. THOMAS Geraint 117 SKY PROCYCLING 3h 38’ 32" + 00’ 00"
  6. GREIPEL André 33 OMEGA PHARMA - LOTTO 3h 38’ 32" + 00’ 00"
  7. TIRALONGO Paolo 67 PRO TEAM ASTANA 3h 41’ 18" + 02’ 46"
    170. BECKER Markus 232 EQUIPE AVONLEA 3h 41’ 18" + 02’ 46"

    172. AVONLEA 231 EQUIPE AVONLEA 3h 41’ 18" + 02’ 46"

    183. SELM Simón 233 EQUIPE AVONLEA 3h 43’ 01" + 04’ 29"
  8. ENGELS Addy 126 QUICK STEP CYCLING TEAM 3h 51’ 40" + 13’ 08"

Hauptsache du und deine Hände sind heil geblieben. Wer sollte sonst deine Arbeiten für die Uni schreiben :smiley:

Das mit der Frischhaltefolie ist einleuchtend. Man kann nie genug Frische in sich aufnehmen während und nach einer strapaziösen Etappe. Also aufgepasst Avonlea: Den Energieriegal auch am stärksten Hungerast hängend, aus dem Cellophan puhlen sonst gibts Ärger mit den Dopingsheriffs ! :stuck_out_tongue:

Eben nicht, das haben wir doch gerade gesehen.

Ich bin absolut dafür, dass er gesperrt wird und man ihm den letztjährigen Sieg aberkennt. Dann rutschte ich am grünen Tisch noch ein Plätzchen vor und kann meine Visitenkarten umdrucken lassen. :smiley:

…hab ich ja gleich gesagt :unamused:
ich hoffe nur das er wieder nicht am ende als fahradchampignon( :mrgreen: ) gefeiert wird
:confused:

Wieso? Mit abgezogener Folie wär er erst gar nicht in Verdacht geraten :sunglasses:

6. Etappe: Dinan - Lisieux, 226,5km

Le Nord Nord Nord

Jetzt ist der nördlichste Punkte der diesjährigen Tour erreicht! Grüner wird’s nicht…
226,5 km ein Auf- und Ab im Regen des Nordens. Ihr wisst gar nicht wie das ist. Ihr könnt das nicht wissen. Das schlimmste Gefühl in diesem Gefühlsgemisch zwischen Angst, Freude und Schmerz ist die Dummheit. Ja, die Dummheit als Gefühl: Stellt euch vor, vor euch bauen sich in schöner Regelmäßigkeit die schwärzesten, regenreichsten und bedrohlichsten Wolken auf, die Frankreich zu bieten hat, um einen herum sind 190 Leute und 20 Kameras. Man weiß genau, dass man in den nächsten zwanzig Minuten nass bis auf die Knochen sein wird, Mensch, Getier das Feld räumen und gar Pflanzen mit Verstand die Blätter einrollen und nur eine einzige Menschengruppe fährt wie bekloppt durch die Welt- und Wettergeschichte für nichts. Was macht man an solchen Tagen? Grischa Niermann (Rabobank) sagt, sein Dauer-Ohrwurm „Der Bofrost-Mann“ von den Toten Hosen rettet ihn durch solche Etappen. Aber ehrlich, das ist mir zu primitiv. Aber immerhin ist er glücklich und ich nicht. Stattdessen war mein heutiger Ohrwurm ein Textabschnitt aus dem Bill-Bryson-Buch Reif für die Insel - England für Anfänger und Fortgeschrittene, in dem er einen Regenspaziergang schildert:

Zeit zum Klönen im Feld. Man muss ich ja auch ins Gespräch bringen, seine Visitenkarten loswerden etc. Das ist eine der spannensten Sachen an langweiligen Etappen für die Zuschauer: Das große Mysterium, was die Fahrer miteinander reden. Wann immer eine Motorradkamera durch die Gegend rollt, immer filmt sie Fahrer, die miteinander diskutieren. Einer sagt was, zwei andere lachen. Oder einer sagt was und der andere klickt aus der Pedale aus um ihm während des Rennens in den Hintern zu treten. Letzteres ist seit der Vuelta im letzten Jahr das Gerdemann-Modell. Bis heute weiß kein Außenstehender, was da passiert ist.* Was also reden die Fahrer miteinander? Auf langweiligen Flachetappen oder vorm Attackieren am Berg. Seit ich selbst mit ihm Feld dabei bin und Konversationen mache, weiß ich es sehr genau. Man macht sie als Zuschauer kein Bild davon: Es ist höllisch laut, 190 Gangschaltungen surren, 190 Leute atmen laut, knistern mit Energieriegelpapier rum oder schmatzen. Dazu das Fiepen des Hubschraubers, das Brüllen der Fans und das Knattern der Motorräder. Man muss also selber laut sein.
Smalltalk heute war so:
„Schon wieder rauhe Straßen heute, ne?“
„Rauhaar-Was?“
„STRAßEN!“
Es ist ein Jammer, dass die Fahrer keine Puschelmikrophone am Lenker haben. Wirklich.

Markus als Gelbildeter, als Intellktueller, hatte heute natürlich seinen Spaß. Lisieux ist Marcel-Proust-Land. Ihr wisst schon, der mit einer Madeleine (so eine, die Cristobal uns neulich vor unseren Augen verspeist hat und nur das Plastik übrig ließ. Alberto C. hätte das zwar gefreut) die Welt erklären konnte. In einem liebevoll gestalteten Blog stellen Véronica und Bruno Moret Lisieux im Wandel der Jahrhunderte dar, mit vielen schönen alten Fotos. Eigentlich bauen sie Miniatur-Landschafen und Puppenhäuser nach dem Vorbild französischer Städte. Ein sehenswerter Fund im Internet. Um auch endlich mal die kulturelle Seite der Tour zu zeigen!

Classement de l’étape

  1. HAGEN Edvald Boasson 114 SKY PROCYCLING 5h 13’ 37"
  2. GOSS Matthew Harley 174 HTC - HIGHROAD 5h 13’ 37" + 00’ 00"
  3. HUSHOVD Thor 51 TEAM GARMIN - CERVELO 5h 13’ 37" + 00’ 00"
  4. FEILLU Romain 201 VACANSOLEIL-DCM 5h 13’ 37" + 00’ 00"
  5. ROJAS Jose Joaquin 88 MOVISTAR TEAM 5h 13’ 37" + 00’ 00"
  6. VICHOT Arthur 139 FDJ 5h 13’ 37" + 00’ 00"
  7. GILBERT Philippe 32 OMEGA PHARMA - LOTTO 5h 13’ 37" + 00’ 00"
  8. CIOLEK Gerald 123 QUICK STEP CYCLING TEAM 5h 13’ 37" + 00’ 00"
  9. SELM Simón 233 EQUIPE AVONLEA 5h 16’ 00" + 02’ 23"
  10. AVONLEA 231 EQUIPE AVONLEA 5h 26’ 03" + 12’ 26"
  11. BECKER Markus 232 EQUIPE AVONLEA 5h 26’ 03" + 12’ 26"

  • Zwei Fotos gibt es, Minute 1:28 bis 1:40. Ich frag morgen mal nach, was da war. Und werde nicht lockerlassen! Wenn der Herr dann morgen plötzlich in der Fluchtgruppe zu sehen ist, wisst ihr warum.

:open_mouth: Pass bloß auf, dass er nicht zurückschlägt. Wer weiß was der andere damals popeliges gefragt hat :open_mouth:

Die Gegend ist mir inzwischen bekannt, drum spar ich mir die Tour-Etappen im Fernsehen. Schade, weil mir dadurch natürlich avonlea entgeht. Aber bei der Wärme hier heute spiel ich lieber mal eine Runde Pétanque

Spielt man eigentlich auch Pétanque im Fahrerfeld. Es kann ja nicht nur alles mit den Füßen zugehen beim Radrennen :laughing: