Welches Buch lest ihr zurzeit ?

Moin,

zum Glück kaufe ich meine Bücher weder nach Empfehlungen, Rezensionen oder Bestsellerlisten. Ich gehe immer in Buchläden und lasse mich treiben. Mit der Folge, dass bei mir sämtliche Bände von Stephen Clark im Regal stehen, auch « Überleben unter Franzosen ». Man mag mich jetzt als « kulturlos und minder-intelektuell-unterschichtenzeugs » bezeichen, aber mir gefallen die Bücher samt und sonders. Wer auf flotte, seichte Unterhaltung steht, sollte zugreifen. Ausserdem hat er mit seinen Schilderungen in manchen Punkten nicht ganz unrecht.

Die letzten beiden Empfehlungen, einmal « der Schwarm » und eine Bio von Peter Ustinov sind bei mir im Schrank verstaubt. Der Schwarm lag zwei Jahre ungelesen rum, bis ich ihn zurückgab, weil mich die Thematik nicht interessierte. Und das Buch über Ustinov habe ich mittendrin abgebrochen, nachdem ich immer nach einer halben Seite eingeschlafen bin. Das Buch war so trocken, das war Staub in Papierform.

LG,

Oliver

Warum „zum Glück“? Ich habe ganz oft das Glück, dass ich ein tolle Buchempfehlung bekomme oder ein schönes Buch geschenkt bekomme.

Ich lese gerade „Der Kaiser von China“ von Tillman Rammstedt.

Das habe ich auch schon gelesen. Ich hatte damals, beim Bachmannpreis 2008, die Livelesung bei 3Sat geguckt und war sofort fasziniert von dem Romanbeginn, den der Autor da vorgetragen hat. Letztes Jahr zu Weihnachten habe ich mir dann das ganze Buch schenken lassen.
Leider kann der Rest des Buches nicht mit dem vorgetragenen Anfang mithalten, es wird zwar immer abstruser, was wunderbar passt, und die Kreativitivät lässt auch nicht nach, aber die Reiseschilderungen, die Rammstedt aus seinem Lonely Planet genommen hat, werden einfach zu viel. Trotzdem ist das Buch äußerst empfehlenswert. Literaturwissenschaftlicher jammern ja bekanntlich auf hohem Niveau. :wink:

Wer nicht weiß, wovon der Roman handelt: Der Ich-Erzähler Keith Stapperpfennig sitzt unter seinem Schreibtisch, dessen Decke er mit Kugelschreibersternen geschmückt hat, und versteckt sich dort vor seinen Verwandten. Die denken nämlich, er sei mit seinem Opa nach China gefahren. Auf eine Reise, die er und seine Geschwister ihm geschenkt hatten. Eigentlich dachten sie, der Großvater würde sich einen Österreichurlaub aussuchen oder an die Nordsee wollen, aber nein, er ht China gewählt. Durch seltsame Umstände fährt der Opa dann alleine los und stirbt unterwegs im Westerwald. Keith muss dir Geschichte nun irgendwie zuende bringen und fängt an ihnen Briefe aus seinem erfundenen China zu schreiben.

Das Großartigste an dem Buch ist aber definitiv der Ton des Autors. Das ist wirklich „atemlos“, wie wieder hinter auf dem Deckel steht. Der Großvater als Charakter ist wunderbar gelungen, und wie er ihn beschreibt! Eines meiner Lieblingsstellen am Anfang ist die:

Hier der Link zu dem ganzen Textausschnitt, für den Rammstedt den Bachmannpreis bekommen hat.

@ Woolito

Ich stimme weitesgehend zu, aber ich war weniger enttäuscht, denn trotz der langweiligen Stellen oder dem manchmal überheblichen Ton finde ich Goeudevert sehr überzeugend. Mir sind durch sein Buch einige Phänomene hierzulande verständlich geworden, die mir zuvor zwar schon aufgefallen waren, dessen Ursachen und Zusammenhänge mir aber ein Rästel waren. Nicht dass Goeudevert nun die ultimative Wahrheit zu Papier gebracht hat, aber er bietet eine Lösung an, die ich sehr schlüssig finde. Er hätte zwar ruhig noch einiges kürzen können, aber insgesamt hat das Buch sehr viele gute Ansätze und Goeudevert selber war sicher eine Ausnahmeerscheinung unter den Top-Managern Deutschlands und der Welt. Da lohnt es sich schonmal zuzuhören, was er zu sagen hat.

Ich finde die Reisebeschreibungen teilweise ganz witzig, weil ich noch nie in China war (und auch nicht sein werde) und mir immer vorstelle, wie langweilig es wohl ohne die ganzen Übertreibungen in China sein muss.

Mein nächstes Buch ist „Die scheusslichsten Länder der Welt - Mrs. Mortimers übellauniger Reiseführer“. Bin schon sehr gespannt darauf. Und falls das nix ist, hab ich noch eins von Anna Gavalda hier liegen. :wink:

Stephen Clark ist klasse. Den würde ich gar nicht als kulturlos einstufen und du hast recht, seine Beschreibung Frankreichs trifft oft ein! Ein zufall: gerade heute habe alle meine Stephen Clark Bücher von meinen Eltern geholt.

Seit einiger Zeit lese ich wieder viel. Vor kurzem habe ich beide Bänder von Sulitzers Hannah gelesen. Das ist ja was, was man gewöhnlich als Kulturlosigkeit einstuft. Trotzdem hat es mir sehr gefallen. Klar, es ist keine hochrangige Literatur, aber die Figur der Hannah hat mir sehr gefallen und das 2. 650-seitige Band habe ich in 3 Tagen verschlungen.
Ansonsten habe ich auch Folgendes gelesen:

  • Journal d’un diplomate en Russie 1917-1918 / Louis de Robien (+++)
  • Dans ma peau / Guillaume de Fonclare (+)
  • L’élégance du hérisson / Muriel Barbery (++++)
  • L’immeuble Yacoubian und Chicago / Alaa El Aswany (++ / +++)

Ich lese gerade den patagonischen Hasen von Lanzmann, auf Französisch. Ich bin hin und hergerissen. Wenn es wen interessiert, gerne ein mehreres.

Bei mir liegt gerade « La rêveuse d’Ostende » von Eric-Emmanuel Schmitt auf dem Nachttisch. Wunderschöne Geschichten.

Ich lese gerade L’enfant de Sable von Tahar Ben Jelloun.
In einer marokkanischen Stadt erzählt ein Märchenerzähler die Geschichte eines weiblichen Babys, das als männliches erzogen wird, weil es schon die 8. Tochter der Familie ist und der Vater unbedingt einen Sohn haben wollte. Folgt also eine Suche nach der Identität…
Die Geschichte des Erzählers bzw Erzählens wird als Rahmenhandlung erzählt : verschiedene Erzähler mischen sich ein, manchmal wird erzählt, oder vermutet und manchmal wird aus einem Heft der Hauptfigur vorgelesen… Etwas zu verwirrend für mich.

Ich habe mir heute « Adolf H., Zwei Leben » von Eric-Emmanuel Schmitt zugelegt und bin schon sehr gespannt. Die ersten Seiten, im Buchgeschäft gelesen, fand ich ziemlich vielversprechend.

Kamouraska, von Anne Hébert. Ein Klassiker der frankokanadischen Literatur, und das obwohl das Thema zum Entstehungszeitpunkt Anfang der 1970er, das des Ehebruchs im 19.Jahrhundert, schon abgelatscht war. Mme Tassy will ihren Ehemann loswerden und lässt ihn von ihrem Liebhaber (den amerikanischen und zum Katholizismus konvertieren Arzt Dr. Nelson - ein Royalist, der die unabhängige USA verabscheut und aus Treue zur britischen Krone nach Kanada geht.) umbringen. Es gibt einen Prozess, aber ihre Ehre wird wiederhergestellt, als sie M. Rolland heiratet. Der liegt nun, zwanzig Jahre später, im Sterben und sie hat Angst und fühlt sich wieder verfolgt. Während sie auf seinen Tod wartet, legt sie sich schlafen, nimmt ein Schlafmittel und fällt in einen unruhigen Schlaf, in dem sie ihre ganze Vergangenheit noch einmal ganz wirr durchlebt.

Es ist Héberts außergewöhnlichem Talent zu verdanken, dass das Buch trotzdem hochinteressant ist: Dauernde Wechsel der Erzählperspektive, fast ohne dass der Leser das merkt. Charaktere, für die der Leser keine Sympathie entwickeln kann, wohl aber sowas wie Verständnis. Immer im Hintergrund ist natürlich auch das Land, die gesellschaftliche Enge Québecs, die Religion, der Kinderreichtum. Praktisch alle paar Seiten muss die Heldin sich an eine Geburt erinnern, sie hat elf Kinder und ist erst Ende 30.

Die Geschichte beruht auf wahren Ereignissen in Kamouraska ind er ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Roman wurde kurz nach Erscheinen auch verfilmt.

100 Seiten fehlen mir noch, dann kann ich mehr berichten. Obwohl das Ende ja von Anfang an klar ist.

Heute habe ich das Buch L’origine de la violence von Fabrice Humbert zu Ende gelesen.

Von diesem Buch habe ich während meiner kurzen Zeit in Frankreich Ende März viel gehört, auch von der Buchverkauferin, die es mir empfhiel. Es sei ein tolles Buch, von den Kritikern gefeiert und sei ein Bestseller.
Das Buch ist die Geschichte eines Lehrers, der während einer Besuch mit seiner Klasse im KZ Buchenwald ein Bild von seinem eigentlichen Großvater entdeckt, und bei seinen Recherchen ein schweres Familiengeheimnis ausdeckt.

Kurz und schmerzlos: Ich bin von diesem Buch ziemlich enttäuscht. Es ist viel zu unregelmäßig: nach einem langweiligen Teil, wo eine zum Gähnen langweiligen Affäre berichtet wird, fast perfekt für die Fernsehfilme Montags abends auf ARD, kommt ein äußerst interessanter und spannender Teil, wo es über den KZ berichtet. Mal ist der Schreibstil fast meisterhaft, der den Atem räubt, mal ist er so gut wie der von meinem Hund, den ich nicht habe. Als hätten Victor Hugo und Marc Levy ein Buch zusammen geschrieben…
Von der philosophischen Überlegung über den Gewalt (ist ja das Thema vom Buchtitel) bin ich auch enttäuscht. Zwar interessant, aber sehr schnell vergangen, danach kommt noch eine uninteressante und fast geschmackslose Liebesgeschichte, die keine Sau interessiert.
Nur verwirrend waren seine Meinung über Weimar, die er fast beleidigt, und sie auf 12 Jahren NS-Diktatur reduziert. Für eine Person wie ich, die Weimar liebt und 20km davon entfernt lebt, ist es ziemlich bitter.
Noch verwirrender war der Fakt, dass 2 Städte in dem Buch wichtig sind: Weimar und Göttingen. Absolut treffend für meine persönliche Geschichte… komischer Zufall.

Nach dem langen Text, weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Nur weiß ich, dass ich das Buch lieber bei der Bibo ausleihen haben sollte, als das gekauft zu haben.
Weiterempfehlen würd ich es noch…
Ich lese jetzt Das Parfum von Süskind. Klasse geschrieben, gefällt mir bis jetzt sehr!

Nachdem mir « Das verborgene Wort » von Ulla Hahn sehr gut gefallen hat, lese ich jetzt den zweiten Teil, « Aufbruch », und bin auch wieder ganz begeistert. Das liegt auch daran, dass Ulla Hahn und ich derselbe Jahrgang sind und mich deshalb viel an meine eigene Kindheit und Jugend erinnert. Und jedenfalls hat sie eine vorzügliche Sprache.

Hast Du „The Pillars of the Earth“ gelesen? Das ist der erste Teil der vor ca 10 Jahren veröffentlicht wurde. Ein nur 1000 Seiten Buch das sich ebenfalls in einem Zug liest.

Ich lese gerade Mon coeur à l’étroit von Marie NDiaye… ein fantastisches aber auch leicht verstörendes Werk. Und Abends vor dem zu Bett gehen widme ich mich im Moment L’Amour aux temps du choléra von Gabriel García Márquez.

Okay, das Parfum fand ich gut, aber das Ende total gruselig… das war nicht so nötig… auch wenn es tatsächlich das Buch besonders macht.

Jetzt lese ich ein ebenso gutes Buch, und zwar Suite française von Irène Némirovsky.
Das Buch wurde vor ein paar Jahren bekannt gemacht, weil es zu Unrecht von allen vergessen wurde. Ich kann mich nur freuen, dass so ein Meisterwerk dann veröffentlich wurde…
In diesem Buch beschreibt Némirovsky das Schicksal mehrere Franzosen während des « Exode », als viele Franzosen, aus Angst vor den deutschen Soldaten, ihr Haus, ihre Stadt und meisten Sachen liegen ließen, um gen Süden zu fliehen. Dabei werden sie von deutschen Flugzeuge bombardiert oder erschossen… diese Stimmung von Hölle beschreibt sie so gut, dass man das Buch einfach nur « empfindet ». Sie schreibt mit einer wunderschönen Sprache, so klar, einfach aber doch so kraftvoll und verzaubernd, dass es schwer wird, mit dem Lesen aufzuhören. Übrigens: Französisch ist nicht Némirovskys Muttersprache… unmöglich, sich das vorzustellen.

Kann ich nur jedem empfehlen. Wer niveauvolle, bestens geschriebene und gefühlsvolle Literatur mag, muss sich das Buch besorgen.

Zur Zeit bin ich dabei die Leiden des jungen Werthers wieder zu entdecken. Nicht nur lesen ich das Buch sonder auch höre ich gleichzeitg das Hörbuch des Romans gelesen von Sven Görtz…

Auweia. Diese Geschichte eines Schwachkopfs gehört auf den Index. Es ist ein Skandal, dass damit selbst heutzutage noch Heerscharen von wehrlosen Schülern gequält werden.
:smiling_imp: :open_mouth:

Ach woolito, was soll das… Bist du noch nicht lange genug ausd der Schule, um so pubertäre Reflexe überwunden zu haben? Niemand quält niemand mit einem Buch. Es hat dir nicht gefallen, einverstanden, aber ich versichere dir, es gibt ganze Busladungen von Schülern und Schülerinnen, denen gefällt es durchaus. Wer dumm bleiben will, muss ja nicht Abi machen.

Wenn ich das Wort Revolver höre, dann entsichere ich meine Kultur… Meine Planet heisst Literatur for Literatur’s sake … Die Schönheit der Wörter, die Empfindung…als ich ein Mädchen war lese auch JJ Rousseau "Les Rêveries d’un Promeneur Solitaire.
Was denkst du von einer Fehldeutung von Wörter wie

Es lebe ein des Johann Wolfgang Von Goethes Meisterwerkes.
Ich bin keine Schulerin :frowning: !!! Weit von mir sind die Schulejahrezeit, aber ich bin genug vernunft, es zu wissen… Heutzutage sind. die Leiden des Jungen Werthers weniger gefährlich als gewaltigen Videogames…

Was für eine doppelte Vergnügen eine Aussprache, die deutsche Sprache respektiert zu hören und ein Litteraturschatzt wieder entdecken. Ich bin Französin und ich fühle mich wohl, beim lesen die Werther… Allerdings lese ich allerlei Bücher, von Hadumod Bussman Lexikon der Sprachwissenschaft, japanischen Authoren wie Ramo Nakajima… (Kurz gesagt, Autoren, die Kopfschmerzen machen können, weil die Lesung zu akademisch ist oder Alkohol und Rauschgift promoviert, wie beispielweise der franzosische Autor, Frédéric Beigbeder, der U-Hafter wegen ihre Gewöhneit von demi Koks-Nase Aufblasen…

Ich bin glücklichweise keine Rauschgiftsverbrauchin, sonder eine verheirartet Frau, die immer noch studiert… Und weder meine Schwester noch ich haben Lust Selbstmord zu begehen …

Vieilleicht wird dein Kopf dir tut weh, indem du meine fehlerhafte Antwort zu lesen, ich bitte um Entschuldung und lese mein Werther weiter, um meine deutsche Rechtschreibung zu verbessern.

:slight_smile: