Handball-WM der Herren in Schweden

Seit dem 13. Januar und noch bis zum 30. spielt die Handballwelt in Schweden auf. 24 Länder nehmen insgesamt teil, aufgeteilt in die Gruppen A bis D. Und wer spielt gleich mal wieder gegeneinander? Deutschland und Frankreich. Nach dem ersten Spieltag für die Gruppe A gestern haben Deutschland, Frankreich und Spanien mit jeweils einem Sieg zwei Punkte auf dem Konto, aufgrund des Torverhältnisses wird Frankreich an erster Stelle geführt. Die Mannschaft gehört auch - wie eigentlich fast immer - zu den Favoriten. Körperbetontes Spiel (The French Panzer) und ausgedehnte Hast-du-schon-die-neuen-stretchbaren-Trikots?-Tests gehören zum französischen Programm. Und sollte es mal nicht laufen, nutzen die französischen Handballstars gerne jegliche Beschwerdemöglichkeiten aus. Das dürfen sie auch, denn sie haben mit Abstand wenn auch nicht die fairste, so die beste Mannschaft, jedes deutsche Ligateam hat mindestens einen Superstar aus Fronckreisch!

Am 19. Januar um 18:15 nun wird es vorbei sein mit dem Frieden von Adenauer und De Gaulles Réconciliation von 1963. Der deutsche Weltmeister von 2007 wird wahrscheinlich den Kürzeren ziehen; die Mannschaft befindet sich in einem großen Umbruch.
Neben Frankreich sind auch Schweden und Serbien Favoriten auf den Titel, wobei letztere in ihrem ersten Spiel nur zwei Tore an einer Katastrophe vorbeigeschlittert sind, gegen Algerien stand ein 25:24-Sieg.

Hier die Spieler der beiden Teams, die uns hier wohl am meisten interessieren werden:

Frankreich:
Thierry Omeyer (Kiel/GER), Daouda Karaboué (Toulouse)

Jérôme Fernandez (Kiel/GER), Xavier Barachet (Chambéry), Nikola Karabatic (Montpellier), William Accambray (Montpellier), Bertrand Roiné (Chambéry), Sébastien Bosquet (Dunkerque)

Luc Abalo (Ciudad Real/ESP), Guillaume Joli (Valladolid/ESP), Samuel Honrubia (Montpellier), Michaël Guigou (Montpellier), Arnaud Bingo (Tremblay)

Bertrand Gille (Hambourg/GER), Cédric Sorhaindo (Barcelone/ESP), Didier Dinart (Ciudad Real/ESP)

Deutschland:

1 Johannes Bitter (Hamburg) , 12 Silvio Heinevetter (Berlin)

2 Pascal Hens (Hamburg) , 6 Adrian Pfahl(Gummersbach), 11 Holger Glandorf (Lamgo) , 13 Sven-S.Christophersen (Berl.) , 18 Michael Kraus (Göppingen), 21 Lars Kaufmann (Göppingen), 24 Michael Haaß (Göppingen)

4 Oliver Roggisch (RN-Löwen) , 8 Sebastian Preiß , (Lemgo) , 9 Jacob Heinl (Flensburg)

3 Uwe Gensheimer (RN Löwen) , 5 Dominik Klein (Kiel), 14 Patrick Groetzki (RN Löwen), 20 Christian Sprenger (Kiel)

Im Fernsehen zu sehen sind die deutschen Spiele bei den Öffentlich Rechtlichen, manche andere bei Sport 1. In folgenden Internetstreams wird auch Handball gezeigt:
Kanal bei Justin TV. Zeigt deutsche Spiele.
Fromsport: Alle Spiele.

Weitere Links:
Internetauftritt der WM in Schweden
L’Équipe-Themenseite

Nur so nebenbei für die, die sich für Handball nicht so sehr interessieren. Paradoxerweise ist Frankreich Handballweltmeister (!), obwohl die Sportart dort ungefähr so populär und « bekannt » ist wie in Deutschland Cricket. Bei der letzten Handballweltmeisterschaft, als Frankreich den Titel gewann, musste man Berichte darüber in den Medien mit der Lupe suchen. Man kann also davon ausgehen, dass ein Sieg der deutschen Jungs die Beziehungen nicht allzusehr gefährden wird. :wink:

Hier ist Handball bundesweit auch erst populär geworden, als Deutschland hier Weltmeister wurde. In den Handballhochburgen ist das anders, aber auf Bundesebene ist das eher so ein Ferner-liefen-Sport.

Schade eigentlich, ich finde Handball viel spannender als Fußball. :sunglasses:

Ist es das? Also ich höre und lese jede Woche Handballnachrichten. Vielleicht fällt es den meisten nur nicht so auf. Es gibt wohl aber auch einen großen regionalen Unterschied. Hier im Norden mit den großen Vereinen in Flensburg, Kiel und Hamburg ist es nach Fußball definitiv die bekannteste und beliebteste Sportart. In jeder meiner Schulklassen, in denen ich war, war die eine Hälfte Fußballer und die andere Handballer. Einer meiner Sportlehrer war Ex-Profihandballer. Handball ist hier überall.

Ich finde es spannend zuzugucken, fürs Selberspielen war mir das zu ruppig, und ich bin außerdem viel zu klein. Der gemeine Handballer könnte von der Körpergröße her auch locker Basketballer werden. Habt ihr mal in die Steckbriefe der Profis geguckt? Einschüchternd! :open_mouth:

Hier liegst du daneben, Souris. Die Situation in Deutschland ist so, wie Avonlea sie beschrieben hat, mit einem leicht geringeren Interesse in Süddeutschland.
Und du bist doch selbst nicht ohne Grund Gummersbach-Fan, wenn ich das aus einigen Beiträgen richtig verstanden habe.

Na ja, wenn man aus dem Oberbergischen kommt, dann kommt man am VfL ja nicht vorbei. :wink:
Aber ich denke das Gros der Deutschen steht halt nicht auf Handball sondern auf Fußball. Avonlea lebt da oben ja auch in einer Handballhochburg mit den Vereinen.

Wenn wir früher in Frankreich gefragt wurden was den « GM » für ein Kennzeichen ist und wir sagten « Gummersbach in der Nähe von Köln » dann kam fast immer ein « Ahhh Gummersbach - kenne ich doch vom Handball! » zurück g

Und ich denke eben wo es keine Bundesliga-Vereine gibt, da ist der Handballsport auch nicht so « in ». Oder ist das wirklich so aus der Luft gegriffen?

Hier bei uns gibt es deutlich mehr Fußballvereine und Kinder die Fußball spielen als Handball.

Frankreich hat gestern gegen Ägypten gespielt, 28 :19 stand es am Ende für die Franzosen. Das afrikanische Team war Deutschlands erster Gegner in der Gruppe A gewesen, am Samstag siegten die Mannen von Heiner Brand nur mit fünf Toren Vorsprung.
Frankreich hielt die Ägypter auf Abstand, nahm ihnen gar elf lange Minuten ohne Tor ab, zudem tötete Thierry Omeyer, der weltbeste Torhüter, zwölf Bälle. Einen erwischte auch Kreisläufer Didier Dinart:

Da war dann wohl die Luft raus…

Nach der Halbzeit (Stand: 12:8 für Frankreich) begannen die Franzosen ihre Überlegenheit auch in Tore umzusetzen und gewannen schließlich mit neun Toren Vorsprung. Held des Spiels war einmal mehr Torhüter Omeyer, der 53% der Bälle abwehren konnte.

41:17. 24 Tore Unterschied, das schaffte Frankreich gestern gegen Bahrein, das Deutschland zuvor schon mit 20 Toren Vorsprung besiegt hatte. Doch soviel Wurfübung kann vielleicht auch Nachteile haben für die Franzosen, wenn es morgen gegen Deutschland geht. Ermüdungserscheinung und so… Deutschland hingegen konnte seine dreizehn Wurfarme gegen Spanien ja eher schonen…

Nein, es besteht wohl nicht allzu viel Hoffnung, dass Frankreich morgen schlapp macht. Wer das Spiel gucken will aber eigentlich gar nichts über Handball weiß (so wie ich), dem sei hier in aller Kürze dargestellt, auf welche Akteure wir morgen schauen sollten.

Klare Verhältnisse: Frankreich ist Weltmeister, Europameister und Olympiasieger. Und das nicht irgendwann, sondern alles amtierend. Dreimal insgesamt holte Frankreich sich schon den WM-Titel und nur Hochmut könnte das Team von einem erneuten Titelgewinn abhalten. Das deutsche Team kann zwar auch den einen oder anderen Titel vorweisen, aber nichts ist zur Zeit weitweg von damaliger Klasse oder dem Dusel, mit dem sie errungen worden. Aber auch wenn man gegen Spanien verlor, zeigten die ersten 50 Minuten, dass auch diese Mannschaft nicht zu unterschätzen ist und noch einiges vorhaben könnte.

Die Stars:
Wo soll man bei den Franzosen da anfangen? Eigentlich ist der größte Star eines jeden Teams der Torhüter. Der, der den Hampelmann macht und sich freut, wenn er angeschossen wird. Ein Franzose beherrscht dieses Spiel besonders gut. Thierry Omeyer spielt beim THW Kiel und verdrängte dort einst unsere ehemalige deutsche Nummer 1 und WM-Held auf Krücken von 2007, Henning Fritz. Seine Abwehrquote ist sensationell und wird den Deutschen morgen zu Schaffen machen. Und falls ihr morgen, sofern ihr beim Fernsehen manchmal den Ton anhabt, jemanden « Titi! » übers Feld schreien hört, dann ist damit auch Omeyer gemeint. Schade, dass unser deutsches Fix-und-Foxi-Gegenstück « Toto » (Torsten Jansen) diesmal nicht dabei ist, dann hätte die Kurzkommunikation auf dem Feld einen gewissen Unterhaltungswert :smiley:
Welthandballer des Jahres 2007 war Nikola Karabatić, auch ein Einwanderer in die deutsche Liga, bevor er 2009 zurück nach Montpellier wechselte. Karabatić ist der Schwarzhaarige mit der Rückennummer 22. Was Sportpolitik angeht hat er eine klare Meinung: Der « kranke Rhythmus » im Handball, dass es jedes Jahr ein großes Turnier gibt und dazu noch die nationale Liga und die Championsleague, müsse dringend gesunden. Auf die Frage, ob ein Handballer genug verdient, sagte er in einem Interview mit der FAZ 2008:
« Wir haben ein gutes Gehalt. Aber du kannst es nicht mit Tennis, Golf oder Fußball vergleichen. Jeder Handballer würde auf dem Spielfeld für sein Leben spielen für fast nichts. So sind wir. Jeder große Fußballverein müsste nur fünf Prozent seines Etats geben und wäre der beste Handballverein der Welt. Für 10 000 Euro Prämie lohnt es nicht, sich zu verletzen. Ich will auch keine Medikamente nehmen, die Schmerzen verstecken. Lieber erdulde ich sie. Ich habe Angst, dass man sich schlimm verletzt, wenn man Schmerzen durch Medikamente versteckt. »
Gefährlich wird Frankreich morgen von links und von rechts außen (neben all den anderen Positionen und im Tor :unamused: ): Der 25-Jährige, mit nur 1,78m Größe flohhafte, Guillaume Joli. Gegen Bahrein gingen 11 seiner 12 Würfe ins Tor, das ist sein persönlicher Rekord. Wenn das mal keinen Aufwind gibt! Ebenfalls rechtsaußen spielt Luc Abalo, der Zidane des französischen Handballs. Ein abolsuter Ästhet. Michaël Guigou ist Frankreichs bester Linksaußen, war auch gegen Ägypten der beste Torschütze. Seit elf Jahren macht er seine Tore für Montpellier und hat auch mit der Nationalmannschaft alle möglichen Titel gewonnen.

Und was hat Deutschland zu bieten? Auch einen exzellenten Torhüter, der aussieht wie Oliver Kahn und auch so hält, aber Johannes Bitter heißt. Nur Hubba Bubba kaut er nicht, er ist nicht so ein hektischer Typ, die Kaubewegung könnte die innere Ruhe stören. Auch unser zweiter Torhüter und Lebensgefährte von Tatort-Kommissarin und Bierwerbung-Ikone Simone Thomalla, Silvio Heinevetter, prägt die starke deutsche Abwehr. Auch der kaut kein Hubba Bubba, dafür ist er wiederrum zu nervös.
Zur Zeit einer der weltbesten Linksaußen ist Uwe Gensheimer, der trotz des antik erscheinen Namens erst 24 Jahre alt ist und zudem der Liebling der weiblichen Fans (nicht zu Unrecht :wink:). Raffiniert sind seine vielen Wurftechniken, die er blitzschnell an die gegnerische Abwehr anpasst und den Ball so schon oft wie ein Kamel durch ein Nadelöhr ins Tor gebracht hat. Zuletzt mehr als erfolgreich im ersten WM-Spiel gegen Ägypten.
Einer der schillerndsten Figuren der Deutschen und leicht zu erkennen an der ausgefallenen Frisur ist Pascal Hens. Der Hamburger avancierte beim Europameistertitelgewinn 2004 zum Star, war danach jedoch oft verletzt. Zur WM ist er aber fit und Kapitän. Seinen Spitznamen « Pommes » erhielt er nach eigenem Bekunden aufgrund seiner dünnen pommesartigen Ärmchen. Aha. :smiley:

Spielregeln: Bevor es dannn morgen losgeht noch zwei grundlegende Dinge: Die scharzen Krümel am Ball sind Harz und für Handspiel gibt es keinen Elfmeter!

Los geht’s morgen um 18:15 Uhr, die ARD überträgt live.

Gegen deine Berichterstattung zur Handball-WM sind Cristo und ich in Sachen französische Bundesliga müde Krieger. :mrgreen:

(Morgen kriegen Heiner Brands Jungs was auf die Nase oder sie zerreißen sich (müssen sie auch) und kochen eine Ratatouille à la minute (25:24 in der letzten Minute).
Mal sehen.) :smiley:

Nein, Frankreich wird morgen untergehen! Man muss in diesem Forum auch mal frankreichkritisch sein! :mrgreen:

Wenn Deutschland irgendwann rausfliegt und Frankreich weiterkommt, bin ich natürlich wieder für die Franzosen.

Hallo,
ich glaube nicht, dass heute Frankreich untergehen wird.
Mein Freund tippt auf einen Sieg für Frankreich und ich tippe auf ein Unentschieden.
Da wäre ja für uns Deutsche auch nicht so schlecht gegen den aktuellen Weltmeister.

Gruß Beatrix

Keine Chance für Heinerix und seine Rasselbande auch wenn der sich stets Mühe gibt einem berühmten Gallier aus dem bekannten Dorf zu ähneln :wink:

Ansonsten immer wieder :astonished: dass avonlea auch den Boulevardteil ihrer Tageszeitung liest. Die alte Frau Assauer lacht sich einen Pfundshandballtorhüter als Ersatz für den Kasten Veltins an

Als wären die Flaschen noch nicht schwer genug. Jetzt muss sie auch noch einen Partner haben, der im Kasten steht. :unamused:

[size=75]Edit: Rechtschreibung korrigiert[/size]

Zum Glück haben wir kein Handball-WM-Tippspiel laufen :slight_smile:

…mit « recyelten Platikflaschen » am Hintern, hätten die Deutschen heute vielleicht noch besseres rausholen können… :wink:

Ich bin gespannt, ob und wann in Frankreich ein ähnlicher Einbruch kommt wie in der deutschen Mannschaft nach der WM 2006. Momentan scheinen die Jungs ja das Maß aller Dinge im Handball zu sein. Diebrauchen jedenfalls kein Trikot, dass ihnen Demut einflößt :smiley:

Das war keine Prognose, sondern ein Wunsch! :wink:

Immerhin haben die Blamage der Deutschen in Frankreich nur ca. 300.000 Zuschauer gesehen. Dann ist es nur halb so schlimm.

[size=150]Ich [/size]hätte heute mindestens ein Tor gemacht! Man darf nicht immer versuchen, über die Köpfe die Tore zu machen; zwischen die Beine durch, das ist die richtige Wurfposition. :mrgreen:

Lass mich raten Avonlea. Du gehörst nicht zur neuen Handballspieler-sind-über-eins-neunzig Abteilung
:smiley:

Avonlea arbeitet « undercover » :laughing:

Richtig. Mich hätte auch jemand von denen samt Ball ins Tor schleudern können, vielleicht hätte das die Franzosen verwirrt. Das hätte unser Erfolgsrezept sein können. :smiley: