Eine Frau ist eine Frau
(Une femme est une femme)
Spielfilm, Frankreich/Italien 1961
Darsteller:
Angéla Anna Karina
Emile Recamier Jean-Claude Brialy
Alfred Lubitsch Jean-Paul Belmondo
Suzanne Nicole Paquin
Zazie Catherine Demongeot
u.a.
Regie: Jean-Luc Godard
Länge: 80 Minuten
Die attraktive Dänin Angéla jobbt in einem drittklassigen Pariser Striplokal als Tänzerin. Ihr Partner Emile ist Buchhändler. Die beiden bewohnen ein großzügiges, aber nicht luxuriöses Pariser Appartement und leben sorglos in den Tag hinein. Das ändert sich radikal, als Angéla sich entschließt, ein Kind zu bekommen. Emile ist von dieser Idee ganz und gar nicht begeistert, er versucht erst einmal, Zeit zu gewinnen. Doch Angélas Entscheidung steht bereits fest: Sie hat sich alles genau überlegt, es muss jetzt sein. Die Drohung, er müsse ja nicht unbedingt der Erzeuger sein, nimmt Emile zunächst nicht ernst. Doch als Angéla sich an den gemeinsamen Freund Alfred Lubitsch wendet, gibt er vor, dass er einverstanden wäre. Zumal Alfred heimlich in Angéla verliebt ist.
Nicht die erotische Dreiecksgeschichte ist das Entscheidende an „Eine Frau ist eine Frau“, sondern die fantasievolle Art des Erzählens. Von Hollywoods gefühlvollen Romanzen und Musicals der 1930er Jahre inspiriert, setzt Jean-Luc Godard in seinem ersten Farbfilm seine spätere Ehefrau Anna Karina effektvoll im Cinemascope-Format ins Bild. Mit spielerischer Leichtigkeit brennt der Nouvelle-Vague-Regisseur in dieser Komödie ein skurriles Feuerwerk an Wortwitz und filmischen Experimenten ab. Erstmals werden Wörter und Sätze als selbstironischer Kommentar eingeblendet, die Akteure sprechen direkt in die Kamera oder fahren während der Dialoge mit dem Fahrrad durchs Bild.
[b]0:15
Elf Uhr nachts
(Pierrot le fou)[/b]
Spielfilm, Frankreich/Italien 1965
Darsteller:
Ferdinand Jean-Paul Belmondo
Marianne Anna Karina
Fred Dirk Sanders
Devos Raymond Devos
Maria Graziella Galvani
Erster Gangster Roger Dutoit
u.a.
Regie: Jean-Luc Godard
Länge: 106 Minuten
Eigentlich führt Ferdinand ein Leben, von dem viele Menschen träumen: Er hat eine reiche Frau und verbringt seine Zeit vor allem damit, sich auf gesellschaftlichen Empfängen den neuesten Klatsch erzählen zu lassen. Eines Tages aber erträgt Ferdinand dieses oberflächliche und monotone Dasein nicht länger. Als er auf einer Party seine Exfreundin Marianne wieder trifft, die ihm von ihrem aufregenden Leben jenseits der Legalität erzählt, ergreift Ferdinand die Chance und entflieht mit ihr seiner gediegenen Bürgerlichkeit. Sie stehlen einen Wagen und fahren nach Südfrankreich, wo Marianne ihren Bruder treffen will. Dann verschlägt es die beiden auf eine idyllische südfranzösische Insel, wo sie für eine Weile ein friedliches Leben inmitten einer paradiesischen Natur führen. Es dauert allerdings nicht lange, bis Marianne auch von diesem Zustand, den sie eher als ein Zwischenspiel betrachtet, gelangweilt ist. Sie verschwindet von der Insel, nur um Ferdinand wenig später um Hilfe zu bitten, damit er sie aus dem Unterweltmilieu, in das sie abermals geraten ist, befreit. Ferdinand folgt ihrem Hilferuf, muss aber, nachdem er einige lebensgefährliche Situationen überstanden hat, erkennen, dass Mariannes „Bruder“ in Wahrheit ihr Liebhaber ist. Erst jetzt wird Ferdinand klar, dass die verführerische Femme fatale ihn die ganze Zeit nur ausgenutzt und hintergangen hat. Er verfolgt die beiden in ihr Versteck auf der Insel, erschießt sie und fasst anschließend den Plan, auch seinem eigenen Leben ein Ende zu setzen.
Mit „Elf Uhr nachts“ hat Regielegende Jean-Luc Godard ein Meisterwerk der französischen Nouvelle Vague inszeniert. Längst ist die eigenwillig erzählte Hommage an den Film noir und das amerikanische Genrekino zum Kultfilm unter Cineasten avanciert. Auch für Frankreichs Schauspiel-Ikone Jean-Paul Belmondo, damals noch am Anfang seiner Karriere, markiert der Film einen Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens.
(ARD)
2:00
[size=75]schwarz-weiss monochrom[/size]
Die Außenseiterbande
(Bande a part)
Spielfilm, Frankreich 1964
Darsteller:
Odile Anna Karina
Franz Sami Frey
Arthur Claude Brasseur
Madame Seghers Louisa Colpeyn
Arthurs Tante Chantal Darget
u.a.
Regie: Jean-Luc Godard
Länge: 92 Minuten
Die junge Dänin Odile lebt als Au-pair-Mädchen in der heruntergekommenen Villa von Madame Seghers in einem Pariser Vorort. Dort hat sie in einem Wandschrank einen unverschlossenen Koffer voll mit 1.000-Franc-Scheinen entdeckt. In ihrer Naivität erzählt sie zwei jungen Männern davon, die sie in der Sprachschule kennenlernt. Arthur und Franz sind ohne Familie aufgewachsen und schon früh auf die schiefe Bahn geraten, vor allem Arthur hat seine Vorstellungen vom Leben weitgehend aus Gangsterfilmen und Kriminalromanen bezogen. Er möchte nach Amerika gehen und dort Karriere in der Unterwelt machen. Dazu braucht er natürlich Geld, genauso wie Franz, der von einer ruhmreichen Laufbahn als Rennfahrer träumt. Odiles Erzählung von dem Vermögen im Wandschrank erscheint den beiden daher wie ein Wink des Schicksals. Weiteren Hinweisen des Mädchens glauben sie entnehmen zu können, dass das viele Geld entweder gestohlen worden ist oder dunklen Zwecken dient. Aus diesem Grund, so folgern sie, werde Madame Seghers sich hüten, bei einem Einbruch in die Villa Anzeige zu erstatten. Bei ihren Vorbereitungen versäumen sie kein Detail, das in einschlägigen Krimis für solche Fälle vorgesehen ist. Leider verläuft das Unternehmen weniger glatt, als Arthur und Franz sich das vorgestellt haben. Die Dame des Hauses, die sich störend bemerkbar macht, wird zwar nach bewährter Gangstermanier gefesselt, geknebelt und in einen Schrank verfrachtet, aber damit beginnt eine Kettenreaktion peinlicher Pannen.
Wie auch die anderen Werke Jean-Luc Godards besticht „Die Außenseiterbande“ durch seinen skeptischen, kühlen Stil und das Raffinement, mit dem er Wirklichkeit und Fiktion verschmelzenm lässt.
(ARD)
3:35
Weekend
Spielfilm, Frankreich/Italien 1967
Darsteller:
Corinne Mireille Darc
Roland Jean Yanne
FLSO-Führer Jean-Pierre Kalfon
Mädchen bei Autounfall Juliet Berto
Anhalter Jean Eustache
Joseph Balsamo Daniel Pommereulle
Pianist Paul Gégauff
Regie: Jean-Luc Godard
Die Ehe des Pariser Paares Corinne und Roland ist längst gescheitert, die beiden verbindet nur noch die Geldgier. Gemeinsam wollen sie Corinnes Vater beerben, dessen Ableben sie seit geraumer Zeit mit Gift beschleunigen. Doch ihre Fahrt zu den Schwiegereltern nach Oinville gerät zum endlosen Horrortrip: Rücksichtslos kämpft Roland sich auf der Landstraße durch einen Stau, Autowracks und Leichen säumen den Wegrand, die Zivilisation scheint sich aufzulösen. Mit vorgehaltener Pistole erzwingt der militante Anhalter Balsamo die Mitfahrt. Als sie ihren Wagen zu Schrott fahren, kämpfen sie sich zu Fuß weiter durch. Sie begegnen Gestalten aus Geschichte und Literatur, die ihnen den Weg nach Oinville nicht weisen können. Auch als Tramper haben die beiden keinen Erfolg, bis ein Konzertpianist sie aufliest, ihnen aber einen ermüdenden Monolog über Mozart und die Beatles hält. Endlich in Oinville angekommen, erstechen sie Corinnes Mutter und tarnen ihren Tod als Verkehrsunfall. Mit ihrem Geld können sie aber nichts mehr anfangen, denn sie werden von einer kannibalischen Guerilla-Truppe gefangen genommen und in einen Wald verschleppt. Als Corinne erfährt, dass das Fleisch, auf dem sie gerade kaut, von ihrem Mann stammt, verlangt sie gierig ein Stück mehr.
„Weekend“ ist ein albtraumhaftes, allegorisches Roadmovie über die entfesselte Zerstörungskraft der bürgerlichen Gesellschaft, die sich buchstäblich selbst zerfleischt. Mit großer inszenatorischer Fantasie setzt Jean-Luc Godard in seinem wohl radikalsten Film die Gesetze des Kinos und des guten Geschmacks außer Kraft - und erschafft dabei immer wieder faszinierende, anspielungsreiche und poetische Bilder. Allein die über siebenminütige Kamerafahrt entlang einer Autokolonne auf einer Landstraße, untermalt von einem ohrenbetäubenden Hupkonzert, gehört zu den unvergesslichen Sequenzen der Filmgeschichte.