SNCF bedauert seine Rolle bei der Deportation von Juden

Die französische Eisenbahngesellschaft SNCF hat ihr Bedauern über ihre Rolle bei der Deportation von Juden in die Vernichtungslager ausgedrückt. Ungefähr 75.000 französische Juden wurden während der Besetzung durch Nazideutschland deportiert, 2.500 davon haben überlebt.

Der Präsident der SNCF erklärte während einer feierlichen Zeremonie in Bobigny, wo während der Besatzung 25.000 Juden deportiert wurden:
„Ich will heute das tiefste Bedauern der SNCF zu den Konsequenzen des Handels der SNCF während der damaligen Zeit ausdrücken“

Die damalige SNCF wurde von den deutschen Besatzern und deren französischer Kollaborateure zwangsverpflichtet die Deportationen durchzuführen.

In den USA haben Familien von Überlebenden des Holocaust die Bahngesellschaft zu diesem Schritt aufgefordert. Hintergrund dabei ist, dass sich die SNCF in den USA im Bahnbetrieb engagieren will

Serge Klarsfeld, Präsident der Vereinigung der Töchter und Söhne der deportierten französischen Juden, meinte hingegen, dass die SNCF zu Unrecht attakiert werde, schließlich hatte sie nur auf Befehl der Deutschen gehandelt. Die Deutsche Bahn etwa habe einfach nur ihren Namen geändert, um sich von der Vergangenheit zu befreien.

Die SNCF hat eine Internetseite zum Gedenken an die Opfer eingerichtet http://www.sncfhighspeedrail.com/heritage worin sie u. a. auch daran erinnert, welche große Rolle die Eisenbahnmitarbeiter in der Résistance spielten und dass von etwa 450.000 nur 467 Mitarbeiter der Kollaboration bezichtigt wurden.

Die SNCF wurde wegen der Transporte niemals verurteilt. 2007 wurde eine Klage eines Klägers zurückgewiesen, der der Bahngesellschaft vorwarf eine „spezifische Rolle“ bei der Deportation seiner Familie eingenommen zu haben.

Ich finde es gut und richtig, dass sie sich entschuldigt haben. Für so einen Sch… (sorry, fällt mir kein anderes Wort für ein) reicht eine Entschuldigung gar nicht aus. Das kann man mit Geld und/oder guten Worten nicht wieder gut machen. Und eigentlich finde ich so eine Entschuldigung in der heutigen Zeit auch nicht mehr echt, denn entschuldigen hätten sich die müssen, die Befehle gaben und ausführten. Aber ob die ihr Verhalten entschuldbar fanden, bzw. ihr Unrechtverhalten einsahen… :frowning:

Man kann sich nicht selber entschuldigen und ich schreibe das jetzt, weil es hier ein Glück ist, dass das nicht geht und nicht weil ich es mal wieder besser wissen muss :smiley:. Das Verb „entschuldigen“ ist nicht relexiv, weshalb man den anderen nur um Entschuldigung bitten kann und derjenige kann dann wiederum jemanden entschuldigen. Korrekt müsste es also heißen, dass die SNCF die Angehörigen und Opfer um Entschuldigung bittet. Wäre ja noch schöner, wenn man sich ein Verbrechen selber entschuldigen kann, ent-schuldigen ist ja sowas wie ent-eignen, ent-gehen, ent-werten. Also eigentlich von Schuld freimachen.
Zum Glück haben nur die Deutschen (und davon 98%) diesen sprachlichen Fauxpas in den Köpfen, in Frankreich führt dieser Ausdruck nicht zu Missverständnissen.

es gibt stimmen die behaupten,die sncf hat nur diese "kampagne"gestartet um an amerikanische tgv-aufträge zu kommen.dort haben verschiedene vereine von shoa-überlebenden eine stellungnahme der sncf zu dieser finsteren vergangenheit verlangt.
lepoint.fr/monde/role-contro … 894_24.php

ich wußte schon immer, dass Fauxpas, Fettnäpfchen und no go in der deutschen Sprache ein wech haben und für diesen Satz entschuldige ich mich niemals selbst.Wie liebe ich doch die unkomplizierten Franzosen in jeglicher Form :laughing:

In der heutigen Zeit sein Bedauern auszusprechen für die damaligen Vorfälle ist völlig legitim.Für Entschuldigungen ist es jetzt viel zu spät…Das lag in der Verantwortung anderer, meine Meinung :wink:

Gar nicht! Die Franzosen bleiben kompliziert, nur die Deutschen müssen sich das wieder einfach machen und ihre Sprache verhunzen. Die Franzosen bleiben beim „demander pardon“ oder „pardonner qc. à qn.“.

Die Deutschen mögen sich in diesem Fall „falsch“ ausdrücken, aber dass es sich die Deutschen sprachlich einfach machen und sich nicht präzise ausdrücken bzw. ausdrücken können oder gar ihre Sprache „verhunzen“, das sehe ich nicht. Achja, und noch etwas: nach Rückfrage wurde mir gesagt, dass ein „Je m’excuse“ (Ich entschuldige mich) in Frankreich absolut identisch verwendet wird.

Tatsächlich? Ich bin trotzdem froh, dass die SNCF diesen Ausdruck in diesem Zusammenhang nicht verwendet hat.

Einverstanden :wink:

Ich finde den Vorwurf ungerecht und unangenehm. Außerdem hätte der Vorsitzende nichts sagen müssen, denn die Justiz hatte die SNCF schon für unschuldig erklärt, indem sie eine Klage abgelehnt hatte.
Man kann nicht die ganze Menschheit verurteilen. Irgendwann müssen die Juden lernen, in die Zukunft zu schauen und nicht mehr zw 1933 und 1945… :unamused:

Ist das hier ein Diskussions-Forum oder ein Deutsch-Kurs? :unamused: Da sich ja offensichtlich 98% der Deutschen falsch ausdrücken, wissen dann wohl auch 98% was ich sagen wollte. Was war noch gleich die Aussage meines Postings? Ach ja…

Gute Antwort. Lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen. :smiley:

Ich denke mir es geht bei der Sache nicht darum, jemanden dafür zu verurteilen, sondern der Welt stets vor Augen zu halten wieviel große und kleine Mittäter es gab in der Machinerie und dass man nicht nur sagen kann: ja das waren alles die Nazis. Auch Frankreich hat(te) in der Richtung etwas aufzuarbeiten. Hier wurde vor kurzem ja auch der „Fall Céline“ geschildert, der den Unrat der Geschichte nach oben befördert hat.

Ich persönlich mach mir eher sorgen was passiert, wenn all die Opfer, Täter, Zeugen einmal nicht mehr auf dieser Welt sind und wir auf die Geschichtserzähler angewiesen sind um uns die Grausamkeit menschlichen Zusammenlebens vor Augen zu führen. Weil solange es Zeugen soz. aus 1. Hand gibt, solange gibt es Scham und eine Wiederholung der Geschichte tritt vielleicht nicht so schnell wieder ein.

Hier noch ein Radiobericht zum Thema „SNCF-Bedauern“ und die Reaktionen:

das kann man so stehen lassen.

Was hat die Entschuldigung des heutigen Vorsitzenden der SNCF mit den Zeugen der Shoah ? In wie fern ist seine Rede eine historische Quelle, die der Geschichtschreibung einen Fortschritt ermöglicht ? :unamused:

Hat sich irgendeine andere Bahngesellschaft entschuldigt ? Oder die Metallindustrie, die die Schienen gemacht hat, und die Kohleindustrie, die die Kohle geliefert hat ? Irgendwann reicht es. Es geht 2011 nicht mehr um Schuldigen zu finden. Ich finde, dass die Juden mit der Zeit übertreiben.
Außerdem waren sie nicht die einzigen betroffenen. Hat sich eine kommunistische Partei, ein Schwulenverband oder ein Behindertenverband gegen das Verhalten der Bahngesellschaften beschwerdet ?
Zu viel ist zu viel. Die Juden sollen sich nicht wundern, wenn in ein paar Jahren die Leute gar nicht mehr über die Shoah hören wollen… und das hat schon angefangen.

das merkt man!

Und dann ist die SNCF „unschuldig“, weil die Justiz sie für unschuldig erklärt? Schuld ist manchmal nicht justiziabel, aber trotzdem vorhanden.
Es geht nicht um „die ganze Menschheit“, sondern um alle die, die an einem Verbrechen teilgenommen haben. Die Juden schauen in die Zukunft, aber uns steht es wohl an, die Vergangenheit nicht zu vergessen. Wir, bzw. unsere Eltern und Großeltern stehen nun mal in der Verantwortung für diese Verbrechen, und diese nachträglichen „Entschuldigungen“ können nicht mehr sein als eine etwas hilflose symbolische Geste, aber etwas anderes bleibt uns heute nicht übrig.

Den obigen Beitrag hatte ich bei der Abfassung meines posts nicht gesehen. Das ist latenter Antisemitismus, wenn du, mislep, behauptest, dass die Juden selbst schuld am Antisemitismus sind! Natürlich wollen - übrigens schon immer - viele „nichts mehr davon hören“. Umso schlimmer! Wohin soll das führen? Dass die Verbrechen verschwiegen werden? Sollen die Schwulenverbände usw. etwa einen Maßstab für die Juden abgeben? Soll man immer warten, bis ein anderer einen ersten Schritt tut? Was ist denn das für eine Einstellung?

Habe ich das behauptet ? Habe ich überhaupt vom Antisemitismus gesprochen ?

Und was die symbolische Geste betrifft… ich halte sie nicht für symbolisch, sondern für sinnlos, weil die SNCF für mich klar unschuldig ist. Wenn es wirklich um wirtschaftliche Interesse geht, wie es behauptet wurde, dann halte ich diese Geste für widerlich.

Das läuft für mich, konsequent zu Ende gedacht, auf Antisemitismus hinaus. Hörst du nicht den drohenden Unterton in dem Satz. „Die Juden sollen sich nicht wundern, wenn…“? Schon „die Juden“ hier alle in einen Topf zu werfen ist nicht richtig.
Wieso ist die SNCF unschuldig, wenn sie Züge in die Vernichtungslager gefahren hat? Die haben doch gewusst, wo die Züge hinfahren! Und sie haben sie bereitwillig gefahren. Damit haben sie ihre Unschuld verloren.