Dumme Anglizismen

Früher hatten alle Tageszeitungen,bzw Zeitschriften eine Rubrik « Les potins de la commère » (zu Deutsch etwa « Klatsch und Tratsch »,in der erzählt wurde,wer mit wem ins Bett ging,wer sich von wem hatte scheiden lassen,wer ein uneheliches Kind gezeugt hatte und,und,und…!
Heute benutzt man im Französischen dafür das englische Wort "people"aber in einem sehr engen Sinne.
Ein paar Beispiele;
Normalerweise sollte David Beckham in die Rubrik « Fussball » gehören,aber wenn von seinen ehelichen Seitensprüngen die Rede ist,gehört er in die Rubrik « people »
Am Nationalfeiertag hielten die frz.Präsidenten eine Rede im Fersehen (Rubrik « Politik »),aber ,wenn Sarko dieses Jahr vor laufenden Kameras von seinen persönlichen Erinnerungen an die vergangenen Nationalfeiertage als Kind und als Jüngling erzählt,gehört er in die Rubrik « people »
Manchmal wird das Wort « people » als « pipel » und sogar « pipol » verfranzösiert(find ich lustiger).
Man spricht sogar von « peopleisation » oder « pipolisation » in der Politik (etwa « Verpeoplisierung »,wenn ich den hässlichen Neologismus wagen darf!).
Gibt’s auch sowas im dt.Sprachgebrauch :question:

Aaahhh, die deutsche Alltagssprache ist durchsetzt von Anglizismen oder idiotischen Pseudo-Anglizismen (die nicht einmal ein Engländer verstehen würde) !

Handy oder « last-minute-Urlaub » sind ja berüchtigt. Aber man kann bei uns auch body-bags im Lederwarengeschäft kaufen. Die sind besonders bei jungen Mädchen beliebt. Damit sind praktische Umhängetaschen gemeint, nicht etwa Leichensäcke (was der Begriff im Englischen bedeutet. Allerdings weiß das kaum eine der jungen Damen.)

Toughe people choachen einen so lange, bis man all das gecheckt hat, was man drauf haben sollte, bevor man sich als global player outet.
Völlig down beschließt man anschließend zu relaxen, am besten im Wellnesscenter oder man stylt sich zum shoppen. Am Bahnhof sucht man vergeblich die Toiletten, die heißen nämlich jetzt Mc Clean und befinden sich direkt gegenüber von Mc D**alds, was ich persönlich praktisch finde.
Unsere Kinder werden grundsätzlich nur noch kids genannt, auch wenn sie schon 21 Jahre alt sind, und die freuen sich, wenn sie man wieder illegal music gedownloadet haben… oder heißt es downgeloadet???

Ich komme jetzt zum finish, sonst laufe ich noch Gefahr, to be breaking together! :smiling_imp: :smiling_imp: :smiling_imp:

Dort ,wo sie wirklich hingehören,find ich (direkt gegenüber von Mc D**alds.) :laughing: :laughing: :laughing:

Sehr aufschlussreich Dein kleiner Text,tessi! :wink:

Der Thread ist zwar schon älter aber ich habe mich noch nicht ganz durch das Forum durchgelesen. :wink:

Hierzu ist mir aber noch was eingefallen:

Public Viewing

Hier geht man also zu einer öffentlichen Leichenschau wenn man Fußball gucken will?! :smiley:

…man wird (wenn alles wie geplant läuft) zur öffentlichen Bierleiche beim Fußballschauen… :laughing:

Ah, mir ist noch etwas eingefallen. Früher konnte man sich einfach so ausruhen, dann auf einmal hiess es « relaxen » und mittlerweile muss man « chillen »… :unamused:

@Cristobal, sicher kann man manche Spiele auch nicht anders ertragen, oder? :wink:

Heut mittag bei FR3 den Gipfel der Dummheit und des Snobismus in puncto Anglizismen gehört. Man lernt nie aus.
Der Mobilfunkanbieter Orange hat in Lyon Räume eingerichtet, wo die Angestellen „relaxen“ können. Und wie heißen diese „espaces de repos“ ?..Calm space !..Und im calm space sitzt man auf calm chairs ! :unamused:
Auf calm chairs in einem calm space muß man sicher viel besser ausruhen können als in einem espace de repos mit fauteuils de relaxation! :gun:

Wait and see*, michelmau, ist besser als abwarten und Tee trinken! :smiley:

  • auf Französisch: « Fouette dents de scie »

Ich habe zwar keine so große Aversion gegen Anglizismen und bei manchen französischen Begriffen wie „logiciel“ rolle ich eher die Augen, aber hier muss ich Michelmau recht geben. Einen „calm space“ braucht man als „Anglizismus“ weder im Französischen noch im Deutschen.

:astonished: :astonished: :astonished: Aber das kann ich dir vielleicht bald sagen, meine Schwester arbeitet ja in Lyon bei Orange… Ich frage mal, ob sie das probiert!

EDIT: ach, ne, sie ist gerade von DEM Gebäude weg in eine neue Abteilung… Pech gehabt!

Ich hätte ja schon lang mal gern gewusst, warum die zwei wichtigsten Tage einer Woche auf französisch

week-end

heißen.

Das erscheint mir perso wesentlich frappanter als « Calm space » …
…weil den gibts nur in Lyon… und/oder beim engl. Orange-Konzern… aber week-end gibts in tout la france :wink:

Ich finde, dieser Artikel hat schon etwas mit unserer Diskussion über Anglizismen in der französischen Sprache und dem Bemühen der Franzosen, diese möglichst durch französische Eigenschöpfungen zu ersetzen. Eine « Ode » von Bastian Sick an den deutschen Wortbildner Philipp von Zesen (1619 - 1689). :wink:

spiegel.de/kultur/gesellscha … 73,00.html


(Von Zesen und sein Klapprechner)

Sehr interessanter Artikel ! :merci:

@ Cristo; der Ausdruck week end ist total eingebürgert. Wenn ich irgendwo am Samstag einkaufe, bekomme ich von den Verkäuferinnen und Kassierinnen immer:"bon week end " zu hören.
:wink:

@cristo, meine Hypothese : früher sagte man im frz „la fin de semaine“ (siehe ähnliche Ausdrücke in den anderen romanischen Sprachen). Der Ausdruck ist übrigens in Kanada weitgehend verbreitet.
Aus welchem Grund auch immer hat sich die Bedeutung dieses Ausdrucks geändert. Heute versteht man in Europa Freitag, Samstag und Sonntag (und auch eventuell Donnerstag) unter „fin de semaine“. Es gab also keine Bezeichnung mehr für diese arbeitsfreien Tage, daher die Entlehnung aus der Nachbarsprache.
Das Wort „semaine“ hat eigentlich 2 Bedeutungen : die ganze Woche von Montag bis Sonntag; oder die Arbeitswoche von Montag bis Freitag. Daher wird der Freitag im fin de semaine eingeschlossen. Wenn ich sage : „je pars à la fin de la semaine“, versteht jeder am Freitag.

Interessant : das Office québécois de la langue française lehnt dieses Wort „weekend“ absolut ab.

Eine Kassiererin in Deutschland sagt das[size=150] nie[/size].Ich glaube der „Beglückte"würde auch verdammt dumm gucken :wink:
Allerdings kriegt man hier häufiger [size=150]am Montag schon [/size]zu hören:“ Schönes Wochenende" :smiling_imp:

Dann muss man eben nicht warten, bis sie es sagt, sondern selber sagen. :wink:
Ich wünsche immer einen schönen Tag, und freitags oder samstags natürlich, ein schönes Wochenende. Selten dass hier einer der sturen Westfalen den Gruß verweigert. :stuck_out_tongue:

Das ist richtig, Souris.Ich habe das auf den englischen Ausdruck „weekend“ bezogen, der ist hier bei den Kassiererinnen definitiv nicht gebräuchlich.Oder wünscht man sich in deiner Gegend ein " beautiful weekend"? :wink:

In Frankreich nennt sich das Wochenende tatsächlich week-end.

http://dict.leo.org/frde?lp=frde&lang=de&searchLoc=0&cmpType=relaxed&sectHdr=on&spellToler=&search=wochenende

Deswegen ist es nicht überraschend, dass man sich dort regelmäßig ein Bon week-end wünscht und hier in D nur ein Schönes Wochenende

ich habe noch einen anglizismus in französch,der mich auch am anfang gewundert hat:

regarder un match de foot
:wink:

Ich habe mich wieder aufgeregt über einen nicht nur überflüssigen, sondern lächerlichen Anglizismus und einen LeserInnenbrief geschrieben. Da gibt es das Dorf Friesenheim, ein recht großes und ehrgeiziges Dorf, an der Bundesstraße in der südlichen Ortenau gelegen. Die machen eine Ausstellung zu Energiefragen. Da haben sie sich einen Namen ausgedacht: Frie-Energy! Warum um alles in der Welt darf das nicht Frie-Energie heißen? Was soll z. B. meine Patentante, die bald 80 ist und in diesem Dorf lebt, dabei denken?* Das ist doch nur dumme Renommiersucht! Aber da kämpft man gegen Windmühlenflügel! So ziemlich in jeder Zeitung stand schon ein Spottartikel wegen des public viewing - auf den redaktionellen Seiten wird trotzdem dieser Ausdruck verwendet. Ich bin übrigens Mitglied im Verein Deutsche Sprache = VDS. (Und dass es eine Menge wichtigerer Probleme gibt, weiß ich schon, danke, Hinweise überflüssig.) :unamused:
In diesem Verein engagieren sich übrigens erstaunlich viele Menschen ausländischer Herkunft also keine « Deutschtümelei ». :wink:

  • Vielleicht: « So? Schriebt mr jetzt Energie so sitter dere Rechtschriebe-Reform? »