Oh doch. Wenn du das bei Franzosen bisher so gemacht hast, haben sie vielleicht darüber hinweggesehen und du hattest Glück. Aber es ist auch ein sicheres Zeichen dafür, dass du Ausländer bist und vielleicht hören sie auch deshalb so genau hin, was du sagst.
Es kann aber auch sein, dass es heute nicht mehr so eng gesehen wird, wo sich doch die Mehrheit eher mit „Eh, toi!“ anspricht. Was sagen denn unsere Forumsfranzosen zu der korrekten Anrede?
Meine französischen Dozenten nehmen einem aber schon übel, wenn man sie so mit Namen anspricht, sie müssen als Lehrende aber natürlich auch darauf achten, uns nur die besten Sitten zu vermitteln. Ich erinnere mich auch an alle meine Französischlehrer in der Schule, von denen jede (!) ihre persönliche Anrede-Geschichte hatte, die sie jede Woche einmal erzählen konnten, wenn wieder ein Schüler ankam mit „Madame Müller, j’ai oublié mes devoirs…“ oder so.
Das ist Werbesprache und die hat überall ihre eigenen Regeln. In Deutschland wird man in der Regel von der Werbung geduzt. Wenn man in Frankreich mit Monsieur + Name angesprochen wird, ist das vielleicht die gleiche Stufe, nur dass es uns höflicher erscheint.
ach,wird in d immernoch so rumgeduzt!?
in f geschieht das wesendlich verhaltener.in der werbung,arbeits und geschäftswelt,im supermarkt,mit ferneren bekanntschaften etc. immer erst VOUS.
wobei die vermutung von avonlea richtig ist,franzosen haben mit leuten,die zu mindestens versuchen ,französisch zu sprechen ein gewisses nachsehen in sachen vous/tu.
Ich las weiter oben: Avonlea hat Folgendes geschrieben:
Es gilt doch sogar als unhöflich, den Namen in der Anrede zu nennen. Das hat für Franzosen etwas Besitzergreifendes und zerstört die respektvolle Distanz.
Genau so ist es. Es gibt nicht wenige Familien in Frankreich, in denen die Großeltern mit « Sie » angesprochen werden. Ich kenne einige. Also auch respektvolle Distanz innerhalb der Familie.
Ich bin nebenbei seit mindestens 10 Jahren Miteigentümer in einer Ferienimmobilie in Alpe d’Huez . Mit einigen der dort wohnenden Franzosen verbindet mich ein freundschaftliches Verhältnis: Wir fahren miteinander Ski, wir laden uns gegenseitig zum Apéro ein, wir haben gemeinsame Bekannte. Man freut sich, wenn man sich sieht und nimmt gegenseitig Anteil am Leben des anderen und ich weiß auch, die mögen mich.
Vor 3 Jahren habe ich den Vorschlag gemacht, sich zu duzen, - als Älterer versteht sich. Ich hatte durchaus den Eindruck, daß sie überrascht waren und nicht so richtig wußten, wie sie damit umgehen sollten. Die durch das « Du » hergestellte Nähe war für sie ungewohnt.
Das wäre hier, Aperdurus,völlig undenkbar.
Gesiezt werden in erster Linie ganz Fremde und Leute, die man selbst gerne auf Distanz halten möchte.Spätestens beim ersten gemeinsamen Bier ist man hier per du
Erst einmal eine gute Idee, Avonlea, einen eigenen Faden zum Thema aufzumachen.
Ich weiß, dass man in Frankreich nie zum Beispiel auf dem Flur oder in anderen öffentlichen Räumen, wo der eine oder andere sogar den Namen des Anderen kennt, etwas Anderes sagt als "Bon jour, Monsieur / Madame.
Damit kann ich gut leben (und muss es wohl auch ). Die gleiche Anrede in Briefen empfinde ich persönlich als unangenehm, ist nun mal so, da helfen auch nicht die ganzen kulturell begründeten Argumente der « Fachleute » hier. In Spanien, wo man sich auch nur mit Senor oder Senora begrüßt, ist die Briefanrede « Estimado Senor Nachname ».
In der Schule werde ich als Lehrer von den Schülern mit Monsieur angesprochen, ich duze die Schüler bis zum Bac mit Vornamen. Die meisten Kolleginnen und Kollegen machen es ähnlich.
Ansonsten werde ich weiterhin fortfahren, in vielen, nicht allen Situationen die Menschen, wenn ich ihren Namen kenne, mit Monsieur / Madame X anzusprechen, möge man mir hier oder woanders jetzt alles Mögliche an den Kopf werfen. Ist mir egal.
Was ich im Deutschen manchmal vermisse ist eine Anrede wie « Madame/ Monsieur » gegenüber Fremden. Also zum Beispiel in der S-Bahn, jemand will aussteigen und verliert etwas. In Frankreich kann man sagen « Madame, vous avez perdu qc. », im Deutschen bleibt nur « Ähm, Sie haben was verloren! » Das klingt immer so, als wäre es einfach in den Raum geworfen und könnte jeden betreffen, man muss befürchten, dass die richtige Person das gar nicht mitbekommt. Dagegen habe ich den Eindruck, dass es in allen anderen Sprachen, die ich kenne, diese Anrede mit Madame/Monsieur/Mister/Mijnheer etc. eindeutiger und irgendwie höflicher ist. Auch im Deutschen könnte man mit « Meine Dame/ mein Herr » kommen, aber auf die Gefahr hin, dass man wie ein Außerirdischer angeguckt wird.
Hier stimme ich dir voll zu. Früher gab es « Mein Herr / Meine Dame, Sie haben etwas verloren ». Heute: Eh, Sie da!" Ein echtes Manko in der deutschen Sprache, ähnlich dem Fehlen einer halbformellen Begrüßung zwischen dem formellen « Guten Tag » und dem nichtssagenden informellen « Hallo ». Die Norddeutschen haben wenigstens « Moin » und die Bayern « Servus ». Ein freundliches « Bon jouuuuuur » mit fröhlichem nach oben gezogenen « Jour » klingt als « Guten Taaaaag » beknackt. Von so Behelfsformen wie « Tach / Tachchen / Halialoh und dem süddeutschen Hallöle » mal ganz zu schweigen.
Ich will noch was zur französischen « Distanz als Höflichkeit » sagen. Wenn diese Art der Höflichkeit in Situationen wirklich « gelebt » wird, in denen eine gewisse Distanz hilfreich oder gar angenehm wäre, könnte ich mich mit ihr sogar anfreunden. Wenn sie aber zu einem Ritual verkommt, dann bitte nicht. Ein vielleicht extremes Beispiel, mit dem ich aber fast jeden Tag in der Unistadt Aix konfrontiert werde. Nicht nur mir « wildfremde » Student(inn)en (vielleicht aus Familien, in denen man noch die Eltern siezt) hauen mich mit einem strahlenden « Monsieur » um eine Fluppe an, mit großer Irritation, wenn man ebenso freundlich ablehnt. Auf dem Weg durch die Altstadt könnte ich an manchen Tagen eine halbe Packung loswerden. Dann finde ich ein « Eh, hamse ma / haste ma ne Zigarette » à la Berlin noch ehrlicher.
Bei uns im Gymnasium siezt man ab der Oberstufe (bisher 11., weiß nicht, ob es im Achtjährigen früher ist), in der Waldorfschule schon ab der 9., weil nach anthroposophischer Auffassung da eine neue Entwicklungsstufe anfängt. Da hat man auch keinen Klassenlehrer mehr, der ja bis dahin eine Art Klassenvater/mutter ist.
Den Link habe ich gerade gefunden :
Er beinhaltet einige französischen Verhaltensregeln im alltäglichen Umgang und auf dem gesellschaftlichen Parkett suite101.de/content/franzoes … ale-a56690
Beeindruckend finde ich den « Handschlag » und « la bise » in den Großraumbüros ".In Deutschland würde sich niemand die Zeit dafür nehmen.Da reicht ein "guten Morgen"über den Flur.
… Und das war’s dann schon wieder mit der höflichen Distanz. Spätens dann würde ich mich definitiv als Nordlicht zu erkennen geben und die Bises verhindern.
Keine Angst, Nordlicht, das geht auch mit Distanz! Wenn es auch nur einige Millimeter sind! Man kann es ablehnen, aber es taugt gut zum Sympathiebeweis…und es tut auch gar nicht weh…
Wir saßen kürzlich in einer Pizzeria. Da stürmte eine vierköpfige Familie rein, um ihre vorbestellten Pizzen abzuholen. Patron und Patronne busselten die komplette Familie ab (Hier gelten 3 x Bises als üblich), sehr putzig das Durcheinander. Die Pizzen waren fertig, es wurde bezahlt und das Schauspiel ging von vorne los. Liebenswert. Fast 100 kleine „Knallerchen“ in 5 Minuten!
Danke für den Link. Hat aber viel Quatsch drinnen!
Nein. Amerikanischer und angelsächsischer Modell heisst: Vorname und duzen. Diese Tendenz ist zwar zunehmend, aber noch sehr selten. Es war halt so in 2 Unternehmen, wo ich gearbeitet habe: Décathlon und ein kleines Sprachenunternehmen (also international im Geist) und von Amerikanern geleitet. Bei Decathlon hat man alle geduzt, aber auch alle geküsst/Hände geschüttelt. Beim 2. Unternehmen hat man alle geduzt und nie geküsst oder Hände geschüttelt. DAS ist schon total amerikanisch, aber in Frankreich nur seeeehr selten. Eigentlich nur in solchen amerikanischen Firmen, und es sind ja nicht so viele.
Vorname und siezen ist schon längst normal in Frankreich und hat mit Amerika nichts zu tun.
In der Schule, ja (etwa ab 11-14 Jahre, und auch nicht von allen Lehrern. Es gibt auch Lehrer, die bis 18 duzen.) Woanders, nein. Also nicht „Erwachsenen Kindern gegenüber“ sondern „Lehrer Kindern gegenüber“.
Total Quatsch! Es gibt keine „emotionale Distanz“ wegen der Ganztagsschule in Frankreich. Kinder, die ihre Eltern siezen, sind nur in sehr hochrangigen (oder sogar adeligen) Familien zu sehen. Ich schätze, etwa 1 oder 2 % der Bevölkerung. Der Fall habe ich nur ein Mal im ganzen Leben beobachtet. Und hat mit Schule nichts zu tun, sondern mit Tradition und -meiner Meinung nach- etwas Arroganz („wir sind nicht wie alle, wir duzen uns nicht!“). Der Fall, wo sich Mann und Frau siezen, ist mir persönlich nie begegnet. Ich glaube, Jacques und Bernadette Chirac siezen sich. Es ist der einzige Beispiel, wovon ich weiss.
Vier ist keineswegs standard. Standard ist 2 oder 3, 4 und 1 sind seltener (4 in Paris, aber Paris ist ja nicht Frankreich!)
Stimmt nicht ganz. Gewöhnlich nicht. Innerhalb der Familie küssen sich aber Männer. Wer der Familie zugekommen ist (z.B. Schwäger, Schwiegersohn), kann geküsst werden oder nicht. Einige meiner männlichen Verwandten küssen meinen Mann, einige schütteln ihm die Hand, und einige mal so mal so. Ich habe auch beobachtet, wie sehr gute Freunde, die sich gewöhnlich die Hand schütteln, sich gelegentlich küssen, z.B. zum Geburtstag, zum Neujahr, vor (oder nach) einer langen Abwesenheit, usw.
Einverstanden mit Sonka. Nur : in Paris 2 bises.
bises unter Männern im Alltag verbreiten sich. Unter guten Freunden als Gruß habe ich schon gemacht und gesehen.
Außerdem stellt sich die Frage des Du/Sie bei den Anglo-amerikanern nicht, weil es in ihrer Sprache keinen Unterschied gibt.