Ich war ja weg letzte Woche und möchte euch ein bisschen was präsentieren, dabei ein paar Fotos loswerden.
Es heißt, dass außerhalb von Europa keiner Porquerolles kennt. Vielleicht stimmt das, aber sicher ist: Offenbar fährt jeder Europäer, der die Insel kennt, im Sommer dorthin, wandert für einen Tag und fährt dann zurück an Land. Ein Geheimtipp ist sie nicht, aber die vielen Touristen sind nicht zu unrecht dort.
Lage
Am südlichsten Punkt der östlichen französischen Mittelmeerküste liegen die Îles d’Hyères, nahe der Halbinsel Giens. Das Archipel besteht hauptsächlich aus den drei Inseln Île Levant, die sich Militär und naturistes teilen, dem Nationalpark von Port-Cros und der größten der Inseln, Porquerolles. Den Beinamen Îles d’Or, die Goldenen Inseln, erhielten sie vermutlich aufgrund des speziellen Gesteins, das im Sonnenlicht glänzt.
Geschichte
Porquerolles war zunächst wie so viele Inseln ein Ort für Gefangene, die Flucht ist unmöglich, 1254 ha sind überwachbar. Später wurde sie Soldatenstation Napoleons, eine Insel für Quarantäne und Verwundete.
Das kleine Dorf auf Porquerolles wurde zwischen 1820 und 1825 gebaut um die Militärfamilien anzuziehen. Mittelpunkt ist der sandige Dorfplatz mit einer gelben, schlichten Kirche.
1912 kaufte der belgische Unternehmer François-Joseph Fournier Porquerolles als Hochzeitsgeschenk an seine junge Frau und machte sie zu seinem persönlichen Königreich. Als er 1935 starb, stritt die Familie mit sechs Töchtern und einem Sohn um das Erbe und zerbricht daran.
In den 1970ern kauft der Staat die Insel zurück, Ende der Neunziger ist eine der Töchter Bürgermeisterin der Insel.
Das gibt es zu sehen:
Porquerolles ist wie die anderen beiden Inseln ein Paradies für seltene Pflanzenarten. Hier wächst eine Lavendelart, die sonst nur noch in Le Lavandou auf dem Festland vorkommt. Auf Porquerolles gibt es anders als auf Port-Cros keine Quellen, so sit die Natur an Trockenheit gewohnt und angepasst.
Der typische Touristenweg: Von der Fähre ins Touristenbüro und dann quer über die Insel zum Leuchtturm, einmal die Klippen runtersprucken und dann wieder zurück. Den Leuchtturm kann man nicht besichtigen. Das macht vier Kilometer Fußmarsch, in dem einem von den unzähligen geliehenen Mountainbikes in die Hacken gefahren wird oder vier Kilometer Radfahren, in denen man den Fußgängern in die Hacken fährt.
Das Fort Agathe aus dem 16.Jahrhundert liegt auf einer Anhöhe über dem Dorf und ist über recht steile Wege zu erreichen.
Eine tolle Sicht hat man auch von der Moulin du Bonheur, eine typische südfranzösische Mühle, die man gegen Gebühr besichtigen kann. Lohnend ist aber schon die Aussicht von dem Platz um sie herum. Man blickt auf die Bucht, in der der Hafen und das Dorf liegen bis rüber zum Festland. Auch schön: Wenn auf Porquerolles im Hochsommer die Luft steht, gibt es wenigstens hier Wind. (Das hat jetzt nichts mit der Windmühle zu tun! So schlechte Überleitungen mache ich nicht )
Die Leute, die keine Lust auf große Fußmärsche haben, pilgern zu den schönen Stränden. Darunter der „silberne Strand“, der seinen Namen durch den dort vorherrschenden weißen Quarzsand bekommt.
Faszinierend sind auch die zahlreichen Calanques auf der dem Meer zugewandten Seite. Steile Klippen und wunderschöner, gleichmäßiger und kühlender Wind…
Und das war mein Besuch vor eineinhalb Wochen:
Wieder dunkle Wolken aus dem Westen, die in unsere Richtung ziehen. Es ist recht kühl, aber ich dachte mir, dass sommerliche Kleidung reichen müsste. Als wir in Tour-Fondue ankamen, von wo aus die Fähre geht, fing es ernsthaft direkt hinterm Ortsschild an zu schütten. Und nach drei Minuten hörte es auf. Dafür kam dann Sturm auf und wir bibberten in der langen Schlange am Schalter. Der Familientarif gilt leider auch nicht mehr für uns uns so zahlt man pro Person fast 17€ hin und zurück.
Die Fähre ist wie ein Bus, mit blauen Bänken und Griffen zum Festhalten. Die braucht man, denn die Fähre stampft ordentlich drauf los und rammt schwungvoll jede große Welle. Gut, dass man nur zwanzig Minuten fährt.
In Porquerolles angekommen scheint wieder die Sonne und verbrennt die Feuchtigkeit. Geschätzte 500 Leute pilgern den Steg entlang auf das Dorf zu. Zwei Männer sitzen am Hafen und schauen zu. Immer diese Touristen!
Im Dorf angekommen löst sich die Menge nur langsam auf, die einen suchen sich einen der bestimmt 20 Radverleihe, wollen entweder eines der blaugelben RenaultF1-Räder oder ein Specialized. Gut, dass es von beiden genug gibt. Die anderen stürmen in das Touristenbüro, das aussieht wie eine Eisdiele. Umsonst ist dort nichts. Die Standardbestellung ist eine Karte (2€ kostet der Wisch, ist aber wasserfest). Sämtliche andere Prospekte und Bücher sind angekettet und können vor Ort angegrabbelt werden.
Die dritte Gruppe setzt sich erstmal in ein Restaurant und erholt sich von den Strapazen der Überfahrt. Die vierte Gruppe ist auf dem Weg zu den Stränden und pustet schon unterwegs die Luftmatratzen auf.
Wir ordneten uns in die Wandertruppe ein, die am Leuchtturm die Klippen runterspucken wollte.
Auf Porquerolles fahren nur die Autos der Anwohner, sonst sind die Straßen Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Am Straßenrand stehen Pinien und es wächst überall Seltsames, das ich nicht benennen kann, aber alles zusammen macht, dass die Insel einen besonderen Geruch bekommt, ganz anders als auf dem Festland.
Links abbiegen und über Stock und Stein zum Leuchtturm. Man sieht ihn schon in fast naher Ferne, rechts sind Weinstöcke, links Pinienwald.
In der mittlerweile Mittagssonne am Turm angekommen, den man plötzlich nicht mehr sieht und der weiträumig abgesperrt ist, brechen die Leute im Schatten der Bäume zusammen, andere fläzen sich auf die eine Klippe, die eine kleine natürliche Treppenstufe hat, sodass man über sie hinweg direkt in das blaue Grauen schauen kann. Ein Kind flennt und will das auch. „Non! Il faut être grand.“, weist die Mutter es zurecht.
Nach einer Pause machen wir uns auf den Weg zur Calanque Indienne. Was das wohl sein mag? Gibt es dort vielleicht sogar einen Strand zwischen den Klippen? 500 Meter sind es, über einen schmalen Weg, der wohl extra mit Hinkelsteinen ausgestaltet wurde. Immerhin gibt es keine Fahrräder mehr hier.
Die Calanque Indienne ist beeindruckend, das Meer präsentiert sich aufgewühlt und rau, aber allein schon dem warmen, starken Wind nach zu urteilen immer noch unverkennbar südlich. Eine Weile bleibt man am Abgrund stehen, lehnt sich nur sehr vorsichtig in den konstanten Sturm, blickt um sich herum auf orangenes Gestein und Gestrüpp.
Hungrig schleppten wir uns zurück ins Dorf. zwei Kilometer. Ein ohrenbetäubender Lärm begrüßt uns im Inselinneren. Ich habe noch nirgends so viele Zikaden gehört wie hier. Ich hätte mir nie vorstellen können, dies hier jemals sagen zu müssen, aber es war wirklich schrecklich. Aber es bietet auch die Möglichkeit, diese Geister einmal zu sehen. Ich bestaunte eine an einem Strommasten. Endlich, nach zwanzig Jahren Suchen! Ein unscharfes Foto geschossen und dann schnell mit überstrapazierten und eingestaubten Füßen zurück zu unserer kleinen Wandergruppe gehumpelt.
Im Dorf wird einem dann nach diesem Naturerlebnis endlich wieder das Geld aus der Tasche gezogen. Man braucht nicht nach einem günstigen Restaurant suchen, sie sind alle gleich.
Gelähmt von der Hitze schoben wir uns eine Pizza hinter die Kiemen und ließen einen Liter Wasser in uns hinein laufen. Danach sollte es eigentlich besser gehen, aber irgendwie ging nichts mehr. Man schlurfte zum Hafen, einmal durchs Dorf und bestaunte am Ende des Hafens den Strand aus der Ferne und die Dunstglocke über Toulon. 33°C.
Jetzt schon zurückfahren? Für diese Tour haben wir 17€ bezahlt, dann sollten wir auch noch mehr angucken. Noch vor dem Weg hoch zur Mühle, als die Straße steil wird, kommt es zum Eklat.
Person 1: Nä! Da geh ich bestimmt nicht hoch! Geht ihr alleine.
Person 2: Ich hab auch keinen Bock. Ich trink lieber Cola.
Person 3: Wenn du nicht gehst, Person 1, dann bleibe ich bei dir.
Ich: Soll ich da alleine hochgehen, oder was?
Person 2: Ja.
Ich: Das ist aber auch doof. Dann kann ich auch hier bleiben.
…
Schließlich ging ich mit meinem Vater. Der Anstieg war wirklich schlimm, eine schlechte, steile Straße und wenig Schatten. Eine weiße Katze döst mitten auf dem Weg neben einem Roller.
Die Mühle ist so wie ich schon oben beschrieben habe. Nichts besonderes, aber die Aussicht von dem Plateau ist toll. Und es gibt endlich ein bisschen Wind. Wir machten kurz Fotos, einmal rundum und gingen zurück ins Dorf.
Das Beschwerliche an solchen Bergen ist, dass man auf dem Weg hoch rückwärts aus den Latschen rutscht und einem runter dann die Zehen auf der Straße hängen. Man hat es nicht leicht…
Ein Fußbrunnen wäre der Hit gewesen. Auf dem Dorfplatz ist so viel Platz, den sollte man nutzen.
Keiner sagte mehr ein Wort, wir überließen das Tönen den Zikaden und machten uns jetzt doch auf zur Fähre.
Wer hätte schon gedacht, dass es nach dem regnerischen Start noch so ein heißer Tag werden würde? Zudem noch auf einer Insel.
Ich setzte mich auf die schattige Bootsseite und bewunderte das blauste Meer, das ich bisher gesehen habe, und es ist wirklich so, das dieses Schnellboot schneeweiße Gischt produzierte. Schneeweiß. Das kenne ich nicht von unserem Hamburger Hafen. Auf der Elbe ist selbst die Gischt braun… Das war beeindruckend zu sehen.
Nur widerwillig ging ich an Land und musste mich in das Backofen-Auto schleppen. Im Kofferraum lag noch -jetzt frisch aufgebrühtes- Wasser. Beim Öffnen der Flasche dampfte es wie Tee. Leichte Übelkeit, aber danach keinen Durst mehr.
Zurück im Hotel fiel ich aufs Bett und schlief bis abends.
Mein letzter Gedanke: Einen Trip wert ist diese Insel. Es gab noch so viel zu sehen, aber wir sollten im Winter wiederkommen. Dann sind weniger Touristen unterwegs und es ist wohl weniger drückend heiß.
Auf dem Weg zum Leuchtturm
Calanque Indienne
Der beschwerliche Weg dorthin
Auf dem Weg zurück, erblickt man das Fort Agathe auf einer Anhöhe
Das Dorf
Blick ins Dorf von der Mühle aus
Die Mühle selber
Mehr Infos:
vom Touristenbüro
vom Südfrankreich Netz
Fotos