Wie wir zu französischem / flämischen Bier gekommen sind:
Mein Mann (Göga = Göttergatte) und ich planen unsere Frankreichreisen nach dem bekannten « Logis de France »-Führer und suchen dort planmäßig Hotel-Restaurants mit regionaler Küche aus.
So verschlug es uns im letzten Jahr ins Nord Pas-de-Calais. Schon bei der vorherigen telefonischen Buchung des kleinen Hotels wies uns die freundliche Dame darauf hin, dass sie zu unserer Reisezeit das Haus voll einer Gruppe englischer Schüler habe, die aber « gentille » seien. Sie hätte aber noch ein einziges Zimmer frei… Wir entschieden uns trotzdem für das Haus und hofften auf nicht all zu großes Chaos.
Am ersten Abend im Restaurant studierten wir die Speisekarte, wobei mir in derartigen Situationen immer die Aufgabe des Übersetzens zukommt, da Göga zwar Englisch und Lateinisch, aber eben leider nicht Französisch spricht.
Göga liebt (außer mir natürlich) Ente, so dass ich ihn auf die « Ente 3 Berge » hinwies und wir starteten einige Vermutungen, was das in dieser ja doch recht hügeligen Landschaft um Boulogne s/Mer herum wohl sein könnte. Das wollten wir unbedingt nachher bei der Bedienung erfragen.
Als dann eine junge Dame erschien, die sich im Alter nur unwesentlich von den Mitbewohnern unserer Unterkunft unterschied (wir schätzten sie auf allerhöchstens 18 Jahre), fragten wir auf Ihre erste Frage, ob wir einen Aperitiv möchten, zurück, ob es vielleicht einen lokalen Aperitiv gäbe. Das warf für sie unerwartete Probleme auf: « Lokaler Aperitiv, mmmmmh, Bier, hier trinkt man eigentlich Bier… »
OK, also dann keinen Aperitiv, oder doch in ganz F gibt’s doch Kir. « Alors, zwei Kir, bitte. »
Als nächstes fragte sie gleich nach dem Getränk zum Essen. Da wir auf der Getränkekarte - wir, als Weintrinker, hatten selbstverständlich nur die Seite mit den Weinen studiert - nicht so das Rechte gefunden hatten, fragte ich nach einem offenen (Haus-)Wein. Den hatte sie, ebenso wie den lokalen Aperitiv, auch nicht; dafür kam wieder die erschöpfende Antwort: « Wein, mmmmmh, also, hier trinkt man eigentlich Bier… »
OK, dachten wir, was kann man auch anderes erwarten, wenn man in einer « Quasi-Jugendherberge » übernachtet. Junge Leute heutzutage sind eben eher Bier- als Weintrinker, und da können wir halt keine Empfehlung nach unserem Geschmack erwarten, wenn wir uns das so ausgesucht haben…
« Da möchten wir dann doch noch ein bisschen nachdenken, was wir trinken. Zuerst also das Essen: Bitte, was ist ‹ Entenschenkel 3 Berge ›? » Hier zögerte die junge Dame kein bisschen: « Das sind Entenschenkel in Bier geschmort, in 3-Monts-Bier. Das ist seeeeehr lecker! »
Aha, so langsam dämmerte uns, dass es vielleicht nicht nur an der jugendlichen Bedienung in der von uns so getauften « Jugendherberge » lag, sondern wohl doch eher an der Gegend. Also bestellten wir Entenschenkel in Bier geschmort und als Getränk wählten wir dann auch das gleiche 3-Monts-Bier.
Aber eine Überraschung stand uns noch bevor: Dass es das Bier flaschenweise gab, ging aus dem schnellen Blick in die Karte hervor. Wir bestellten also zwei Flaschen, was bei der Kellnerin zu großem Erstaunen führte. « Wirklich, zwei Flaschen? » Wir bejahten betont. « Na, ich bringe Ihnen erst einmal eine Flasche zum Teilen, » und weg war sie.
Verdattert blieben wir zurück und überlegten schon, ob aufgrund des jugendlichen Publikums, das aber in einem anderen Raum abgespeist wurde, im ganzen Haus eine Art Alkoholverbot oder zumindest -reglementierung ausgerufen worden war
…
Unsere Verwirrung dauerte jedoch nur bis nach dem Aperitiv an, denn die « Bierflasche zum Teilen » enthielt satte 0,75 l und über 8 % Alk, und das Zeug schmeckt tatsächlich mega-lecker!! In Kombination mit den beschwipsten Entenbeinen kam das Ganze perfekt. Zwar bestellten wir noch eine zweite Flasche Bier - weil der Gerstensaft eben so klasse war, aber innerlich leisteten wir bei der jungen Bedienung doch Abbitte
für die Unterstellung, dass sie wohl von Essen und Kultur null Ahnung hätte.
Und so kam es, dass wir uns näher mit flämischem Bier beschäftigten und nord-westlich von Rouen die Weinkarte gar nicht mehr angucken 
Willkommen bei den Ch’ti hat also nicht nur ungerechtfertigte Vorurteile verbreitet. 
P.S.: Als wir in diesem Jahr wieder in das gleiche Hotel fahren wollten, teilte man uns am Telefon mit, dass das Haus leider komplett mit einer Gruppe englischer Schüler ausgebucht sei. « Je suis désolée… » und das waren wir auch, denn wir hatten uns die in Bier geschmorten Entenbeine schon sehr plastisch vorgestellt.