Westlothringen

Das teile ich doch gerne mit euch, wobei ich noch überlege wie ich euch Nancy nahebringen kann. Es heißt ja:

Na und so ähnlich war es auch, OK, wir hatten einen Regentag erwischt, wobei wenn wieder das Rendez-Vous am Place Stanislaus im kommenden Sommer stattfindet, kann man es dort sicherlich aushalten. So haben wir uns ins Musee des Beaux-Arts vor dem Regen gerettet, Werke von Prouvé dazu Monet, Manet war gerade zu einer Ausstellung in Amerika aber auch Caravagio gibt es dort zu entdecken sowie im Untergeschoß einen Teil der alten Stadtbefestigung umrahmt von Glaskunst aus dem Hause Daum, das war sehr interessant und hier haben wir mit unserem „Visum“ quasi auch am meisten gespart statt 9,-€ pro Nase waren wir zu zweit dann für 9,-€ dabei.

Aber doch noch ein paar Impressionen für euch:

Der Arc Here:

Eines der Tore des Platzes:

Sogar goldene Hähne an Laternen hat es hier:

Und die Altstadt nach dem Mittagessen:

Also die Töne sind bei Regen in Paris genauso. Nur, dass es dort nicht so schön aufgeräumt aussieht wie in dem Nancy auf deinen Fotos. Danke fürs Teilen, Jollylolly. :slight_smile:

Alles was unordentlich gewesen wäre, wurde vom Regen weggespült :smiley:

Neufchâteau ist eine Stadt im Westen des Départements Vosges, von dem sie eine der 2 sous-préfectures ist. Die Stadt hat heute ca 6500 Einwohner und ist nach 40 Jahren Niedergang etwas eingeschlafen. Seit Anfang der 1980er Jahre hat Neufchâteau ca 1/4 seiner Einwohner verloren. Das wirtschlaftliche Leben, vor allem im Stadtzentrum, ist auf das Minimum reduziert und wird langsam durch grössere Supermärkte am Stadtrand ersetzt.
Die Stadt darf auf eine lange, reiche kulturelle Geschichte zurückblicken. Verschiedene katholische Ordnen (Augustiner, Templer usw.) hatten dort eine Niederlassung und sorgten für ein dynamisches kulturelles und künstlerisches Leben. Die Stadt ist also erstaunlich reich an Kulturerbe. Erst seit wenigen Jahren jedoch wird das durch ein immer aktiveres office du tourisme in den Vordergrund gestellt. Der Tourismus ist nämlich noch kaum entwickelt in der Gegend. Momentan sind die meisten Sehenswürdigkeiten nur in den Sommermonaten bzw. im Rahmen von Sonderveranstaltungen offen (inkl. die Kirchen…). Die Journées du patrimoine Ende September sind eine gute Gelegenheit, hinter die vielen geschlossenen Türen schauen zu dürfen. Ich nehme euch mit. :wink:

Die Altstadt erstreckt sich auf einen Felsenvorsprung über den Fluss Mouzon, der auf dem Stadtgebiet in die Maas mündet. Ganz oben befindet sich die Kirche Saint-Nicolas. Unten die Krypta (vorige Kirche), oben die heutige Kirche.

Schöne gotische Kirche.


Bemerkenswert ist eine Statuengruppe aus dem 15ten Jahrhundert, die die Ölung Christi darstellt. Sie stammt aus dem ehemaligen Franziskanerkloster und hat ihre originellen Farben grossteils behalten.

Etwas weiter unten in die Altstadt befindet sich der Place Jeanne d’Arc. Neulich ganz schön renoviert. Rund um den Platz stehen die Palais der lokalen Adel. Das schöne Ensemble stammt aus dem 17/18ten Jahrhundert. Während der Glaubenskriege stand Lothringen auf der Seite der Katholiker, also gegen Frankreich, das als Reaktion ganze Städte, darunter Neufchâte, zerwüstete. Es musste also nachher alles neu gebaut werden.

Das berühmteste Haus ist das „maison des Goncourt“. So genannt, weil es dem Onkel der Gebrüder Goncourt gehörte. (Dieses Jahr leider nicht besuchbar)

Fortsetzung folgt…

Unweit vom Place Jeanne d’Arc befindet sich das ehemalige Kloster der Augustinerinnen. Während der französischen Revolution wurde es aufgehoben und das Gebäudekomplex wurde geteilt. Ein Teil wurde zum lokalen Gerichtshof. Die Kirchenbänke des Chors wurden als Sitzplätze im Verhandlungssaal verwendet. Die niedrige Kriminalität in der Gegend führte zur Aufgabe des Gebäubde von der Justiz im Rahmen der Reform 2001. Die Gerichtsverhandlungen finden nur noch im Departementhauptstadt Epinal. Seitdem vegetiert das Gebäude vor sich hin und wird nur ein Paar Tage im Jahr für Besucher geöffnet.

Neben die Musikschule, die im ehemaligen Kloster beherbergt wird, findet man das wohl erstaunlichste Gebäude der Stadt: das Kino „Scala“. Anfang des 19ten Jahrhundert äusserten die Einwohner von Neufchâteau den Wunsch, ein Theater zu haben. Es wurde also ein Theatersaal im italienischen Stil gebaut. Ein Jahrhundert später war das Kino beliebter als das Theater und das Scala verwandelte sich in einen Kinosaal. Was es bis 2018 blieb. In diesem Jahr wurde am Rande der Altstadt ein modernes Multiplex eröffnet, das viel mehr Zuschauer anzieht. Seitdem vegetiert das Scala vor sich hin und wird, wie der benachbarte Gerichtsaal, nur ein Paar Tage im Jahr für Besucher geöffnet.

Weiter in die rue de la Comédie und wir erreichen die zweite Kirche der Stadt, Saint-Christophe. Gotische Kirche hauptsächlich aus dem 13ten Jahrhundert.

Bemerkenswert ist die chapelle Wiriot (Name eines lokalen Künstlers), ein Meisterwerk der Renaissance-architektur mit 12 geschnitzten hängenden Schlusssteinen.

Im Zentrum der Stadt, rue Saint-Jean, findet man sowohl das Rathaus als die Sous-préfecture. Das Rathaus findet sich im Hôtel de Houdreville aus der Renaissance. Interessant sind hauptsächlich das Hauptportal und die Treppen. Das Büro des Bürgermeisters, das Festsaal und andere Seminarräume sind eher unspektakulär.

Die Treppen sind wegen ihrer wunderschönen Decke sehenswert.

Ein bisschen weiter erreichen wir die Sous-préfecture, im Hôtel de Malte. Die letzten Besitzer waren nämlich der Malteserorden. Das aktuelle Gebäude stammt aus dem 18ten Jahrhundert. Nur die Empfangsräume sind in den Journées du patrimoine besuchbar.

Am Rande der Altstadt, das ehemalige Krankenhaus des heiligen Geistes mit renovierungsbedürftiger Kapelle. Heute Wohnungen.

Und auf der anderen Seite ein kleiner jüdischer Friedhof. Die jüdische Gemeinde dürfte heute am Aussterben sein. Neuere Gräber sind nicht zu sehen…

Neufchâteau ist eine Stadt im Westen des Départements Vosges, von dem sie eine der 2 sous-préfectures ist. Die Stadt hat heute ca 6500 Einwohner und ist nach 40 Jahren Niedergang etwas eingeschlafen. Seit Anfang der 1980er Jahre hat Neufchâteau ca 1/4 seiner Einwohner verloren. Das wirtschlaftliche Leben, vor allem im Stadtzentrum, ist auf das Minimum reduziert und wird langsam durch grössere Supermärkte am Stadtrand ersetzt.
Die Stadt darf auf eine lange, reiche kulturelle Geschichte zurückblicken. Verschiedene katholische Ordnen (Augustiner, Templer usw.) hatten dort eine Niederlassung und sorgten für ein dynamisches kulturelles und künstlerisches Leben. Die Stadt ist also erstaunlich reich an Kulturerbe. Erst seit wenigen Jahren jedoch wird das durch ein immer aktiveres office du tourisme in den Vordergrund gestellt. Der Tourismus ist nämlich noch kaum entwickelt in der Gegend. Momentan sind die meisten Sehenswürdigkeiten nur in den Sommermonaten bzw. im Rahmen von Sonderveranstaltungen offen (inkl. die Kirchen…). Die Journées du patrimoine Ende September sind eine gute Gelegenheit, hinter die vielen geschlossenen Türen schauen zu dürfen. Ich nehme euch mit. :wink:

@Mislep

Danke für diese sehr umfangreiche „Einladung“ in diese Region Frankreichs…
wunderbare Bilder und sehr schöne Kommentare dazu… :merci: grossartig…

a bientôt
der Côtier :top:

Was ich nie verstanden habe, ist, daß sich Gebildete, Halbgebildete, normale Menschen, Menschen auf der Suche nie von dem Kulturbild des Adels, der Kirche oder der Haute Bourgeoisie befreien können.

Sie himmeln immer als schön, großartig, einmalig, sehenswürdig an, was unter Schweiß und Tränen, mit Verletzungen, Vergiftungen, Erblindungen, Unfällen, Todesfällen von Sklaven (Künstlern, also Handwerkern mit Geschick) in totaler Abhängigkeit geschaffen wurde; was jedoch zugleich in Kriegen von feindlichen Mächten erbarmungslos vernichtet, bombardiert, zerstört werden konnte; sogar vom nächsten Bauherrren, dem etwas anderes gefiel.

Darunter auch religiöse Bauwerke wie Klöster, Kirchen, monumentale Paläste. Ebenso Schlösser.

Was eigentlich dem Volk gehört, darf man dann gegen Geld besichtigen.

Daran ändert auch nichts, daß gerade in Frankreich die Pädokriminaltäts-Kommission von den Verbrechen, die sich über Jahrhunderte hinziehen, nur für die letzten 50 bis 70 Jahre eine halbe Million Opfer ermittelt hat.
Ungesühnte Verbrechen, zerstörte Seelen, zerstörte Leben.

Und weiterhin werden die bewußlosen Massen in die Tempel der Herrschenden strömen und « Ah » und « Oh » jauchzen und stöhnen, ehrfurchtsvoll, erschauernd, eingeschüchtert.

Geschichtsloses Volk, ideologisch imprägniert, schlimm.

Schon vor Jahrzehnten habe ich auf einer von einer Universität organisierten Sizilien-Reise gesagt, statt Kirchen und Palazzi sollten wir lieber mal ein Krankenhaus oder eine Mülklkippe besuchen.
Nachdem ich jetzt zweimal länger in Sizilien gelebt habe, habe ich erkannt, wie Recht ich hatte.

Mislep, vielen Dank fürs Teilen deiner Eindrücke aus Neufchâteau. Das ist eine Region, die man nicht so oft zu sehen bekommt und wo man wohl auch selten seinen Jahresurlaub verbringt. Umso schöner ist es zu sehen, dass man trotzdem kleine Juwele mit Geschichte entdecken kann.

Hi Mislep, vielen Dank, endlich mal wieder ein Reisebericht, auch wenn die Ecke sich einem nicht auf den ersten Blick erschliesst, aber es lohnt sich echt mal dahin zu fahren :merci:

@jollylolly
ich mache Dir mal ein Angebot, damit sich die Asche Deiner Angebeteten nicht verstecken muß:
Jeanne, mon héroïne; oder Jeanne, mon Héroïne - aber es ist kein h aspiré.

Ganz interessant. Vom marxisme patrimonial hatte ich noch nie gehört. :wink:
Ja, jeder reist und entdeckt neue Regionen mit den eigenen Augen und nach eigenen Interessen. Manche wollen Schlösser und Kirche sehen, andere „authentisches“ Menschenleben, andere noch Landschaften.
Aber was du über Schlösser, Kirchen und Palazzi sagt, gilt auch für Krankenhäuser & co… Sie werden auch von schlecht bezahlten, ausgebeuteten Arbeitern erbaut; nicht selten als billige Arbeitskraft aus dem Ausland importiert und drinnen arbeiten genauso dieselben modernen Sklaven, die eine Unmenge an Überstunden leisten für eine lächerliche Bezahlung. Und sie werden im Kriegsfall auch gern zerstört… Wieviele Krankenhäuser haben die USA in Afghanistan, Syrien oder dem Irak bombardiert ?

Don’t feed the troll :bomb:

Ca. 30km südlich von Nancy befindet sich der Hügel von Sion. Mit 540m Höhe ist er der Höhepunkt des Lothringer Plateaus. Geographisch, historisch, religiös aber auch litterarisch ist der Hügel ein bedeutender Ort Lothringens.

Oben steht die Basilika Notre-Dame de Sion. Die ältesten Gebäudeteile stammen aus dem 15ten Jahrhundert. Der markante Kirchturm jedoch aus dem 19ten.

Wenige Kilometer entfernt steht das Barrès-Denkmal. Maurice Barrès (1862-1923) war ein Schriftsteller aus Lotrhingen, der den Hügel als Schauplatz seines Romans „la colline inspirée“ wählte.

Etwas weiter liegt das Dörfchen Vaudémont. Durch seine strategische Position auf dem Hügel wurde Vaudémont im 11ten Jahrhundert als Hauptstadt der dortigen Grafschaft gewählt. Das militärisch befestigte Dorf blieb bis ins 17ten Jahrhundert ein mächtiger Ort in Lothringen. Frankreich zerstörte das Dorf im 30jährigen Krieg, da Lothringen auf der Seite der Habsburger kämpfte. Heute bleiben im Dorf kaum noch Reste aus der mächtigen Vergangenheit. Nur noch ca 60 Menschen wohnen dort.

Die Ruine der Burg

An verschiedenen Stellen oben auf dem Hügel kann man wunderschöne, weitreichende Aussichten geniessen.

:top:

Toul, historische Stadt. Sie liegt ca 20km westlich von Nancy. Sie wurde von einem gallischen Stamm gegründet, zum römischen Reich annektiert. Dann wurde die Stadt Sitz eines Bistums und somit ein Fürstbistum innerhalb des heiligen römischen Reiches deutscher Nation. 1552 wird Toul (mit den 2 anderen innerhalb Lothringen eingeschlossenen Fürstbistümern Metz und Verdun) von Frankreich besetzt, 1648 endgültig annektiert. Mit Metz und Verdun bildetete Toul die Provinz „Trois-Evêchés“ (Drei Bistümer) bis zur französischen Revolution. Rücksichtlich der religiösen Bedeutung der Stadt bleibt Toul zweiter Sitz des Bistums von Toul-Nancy. Die Stadt hat heute 16.000 Einwohner.

Prägend für das Stadtbild ist der Festungswall aus dem 17ten Jahrhundert, von Vauban entworfen. Er umschliesst die Altstadt komplett und ermöglicht fast naturnahe Spaziergänge.

Wenige Tore ermöglichen den Eingang in die Altstadt.

Die wichtigste Sehenswürdigkeit ist die Kathedrale Saint-Etienne, aus dem Ende des Mittelalters, mit Elementen aus der Renaissance.

Das Rathaus, früheres bischöfliches Palais, mit Rosengarten am Fusse der Kathedrale.

In der Altstadt auch die Basilika Saint-Gengoult (nicht besuchbar ?)

Und ein Paar Eindrücke aus den Gassen von Toul.

Liverdun ca 6.000 Einwohner, liegt an der Mosel zwischen Toul und Nancy. Die Stadt besitzt eine schöne, kleine Altstadt und ist für das Gebäck Madeleine, eine Variante der Originalmadeleine aus Commercy, bekannt. Die Altstadt besteht aus zwei Teilen : die ville-basse geht bergauf vom Fluss bis zum Gipfel des Hügels, und die ville-haute liegt einfach oben.

Die Dächer der ville-basse

Eine Strasse der ville-basse mit Blick auf Château Corbin, aus dem 19ten Jahrhundert.

Das Château Corbin gehört heute der Stadt und beherbergt ein Kulturzentrum sowie eine Mediathek.

Arkadenhäuser aus dem 16ten Jahrhundert auf dem Hauptplatz

Haus des Gouverneurs, auch aus dem 16ten Jahrhundert

Die bescheidene Kirche Saint-Pierre, Teile aus dem 12ten Jahrhundert

Und das Porte Haute auch aus dem 16ten Jahrhundert…

… mit Blick auf die Mosel

Das wohl schönste Schloss Lothringens steht in Haroué, einem kleinen Dorf 30km südlich von Nancy. Das Schloss geht auf eine mittelalterliche Burg zurück aber die Besitzer lassen die Burg verfallen. Ein Renaissance Schloss entstand im 16ten Jahrhundert. Dort wurde der Marschall François de Bassompierre 1579 geboren. Die Familie liess das Schloss auch verfallen. Anfang des 18ten Jahrhundert bekam die Familie de Beauvau-Craon das Schloss und liess ein ganz neues Schloss aufbauen. Sie beauftragten berühmte Architekten und Künstler, die auch mit dem König Stanislas unter anderen am Place Stanislas arbeiteten : Germain Boffrand für die Architektur, Jean Lamour für die Gitter, Barthélémy Guibal für die Skulpturen. Die Beauvau-Craon standen dem Kaiser Leopold sehr nah, der die Familie finanziell unterstützte. Nach seinem Tod war es mit der Finanzierung vorbei und zu diesem Zeitpunkt war nur das Erdgeschoss möbliert und dekoriert. Das erste Stockwerk musste ein Jahrhundert warten. Deswegen den Unterschied im Stil.
Die Familie de Beauvau-Craon lebt immer noch im Schloss. Deswegen sind nur Teile des Schlosses besuchbar.

Interessanterweise integrierte Boffrand die noch verwendbaren Elemente aus den vorigen Gebäuden im neuen. Die Türme aus dem 16ten und der Wassergraben aus dem Mittelalter.

Le salon doré wurde anlässlich eines Besuchs vom Kaiser Napoleon III angelegt. Der damalige Schlossbesitzer starb leider kurz vor dem Besuch, der also abgesagt wurde. Der Kaiser kam nie und das Zimmer wurde nicht möbliert. Erst in den letzten Jahren stellte man Möbel, um das Zimmer nicht so leeer zu lassen.

Oh ja, das sieht wirklich total schön aus!