Vor 2 Jahren hatte sich die Halde (Haute Autorité de Lutte contre les Discriminations et pour l’Egalité) über 3000 Bilder aus Schulbüchern geschaut, und etwas erstaunliches festgestellt : die Schulbücher verbreiten Vorurteile.
Beispiele : Um das Berufsleben zu illustrieren, werden 3 mal mehr Männer als Frauen gezeigt, und die Frauen üben immer Berufe aus, die traditionnel weiblich sind.
Menschen mit Migrationshintergrund sind meistens als Arme dargestellt. In Mathebücher findet man 3 Namen, die « ausländisch » klingen für 71 französisch…
Die Alten haben immer gesundheitliche Probleme, sind allein und unbeschäftigt…
Ich weiss nicht, ob sich die Situation in Frankreich verbessert hat, aber in Deutschland und Österreich hat man sich offenbar mit diesem Problem noch nicht auseinandergesetzt…
In den Französischbüchern gibt es immer öfters ein Kapitel, der in einer maghrebinischen Familie abspielt. Und was passiert ? Die Frauen werden unterdrückt, dürfen ihre Meinung nicht äußern, keine kurze Kleidung anziehen, keine Freizeitbeschäftigung haben usw. Die Männer sind streng und autoritär, der Sohn ist ein schlechter Schüler, der « embête les gens qui veulent entrer dans l’immeuble » und die Mutter hat keine Ausbildung…
Nicht besser geht es, wenn es sich um Schwarze handelt. Beim Abendessen kochen sie selbstverständlich Bananen.
Außerdem werden die Überseeterritorien als reine Urlaubsparadies beschrieben. Lauter weiße Sand, strahlende Sohne und bunt gekleidete Frauen.
Das habe ich leider in ganz neuen Ausgaben festgestellt…
Du meine Güte, was habt ihr denn für Französisch-Bücher? Ich kann mich nicht daran erinnern in meiner Schulzeit mit so was konfrontiert worden zu sein…
Ich perso kann mich nicht daran erinnern. Aber ich war als kleiner Schüler auch noch nicht dementsprechend sozialisiert, dass mir sowas aufgefallen wäre.
Würd mich allerdings wundern, wenn das in D anders wäre als in F. Schließlich haben beiden Staaten in etwa den gleichen kulturellen Hintergrund
ich bestätige ein wenig mislep,nicht ganz so krass aber ein bischen.schon erstaunlich wenn ich in die bücher meiner kinder sehe.die mentalität,die da angeboten wird liegt ca. 30 jahre zurück.obwohl ich den lehrern anrechne,sie versuchen das beste aus diesem lehrmaterial zu machen.
ich sebst kann mich auch nicht an solche sachen in meiner schulzeit erinnern.
Wir hatten neulich in der Schulbücherei ein Fußballbuch, mein Sohn hatte es sich ausgeliehen, daher ist es mir aufgefallen. In dem Buch, das so vor ca. 15 Jahren mal aktuell war (die Namen der Fußballer waren mir jedenfalls noch bekannt) wollen zwei Kinder zusammen spielen, aber der eine war Türke und der andere Deutscher. Es kamen dann Ausdrücke wie « Kümmeltürke » usw. vor und ich habe es direkt aus dem Verkehr gezogen.
Aber ich bin sicher, dass sich vor 15 Jahren niemand drüber aufgeregt hätte, noch früher garantiert auch nicht, da haben alle über « Ekel Alfred » und seine « Ausländerfreundlichkeit » gelacht…
Also über das Problem der Stereotypen in Französischbüchern habe ich schon vor fast 40 Jahren schon meine Abschlussarbeit gemacht… Aber in den Klett-Büchern, mit denen ich mein Berufsleben zugebracht habe, hat sich das geändert. Da gibt es alleinerziehende Mütter, gut integrierte « beurs », schwarze MitschülerInnen usw.
Doch, vor 15 Jahren hätte man sich schon aufgeregt, und « Ekel Alfred » war immer im deuxième degré, wie unsere französischen Freunde das nennen, zu verstehen. Wer das wörtlich nahm, hat es nicht kapiert…
Ich finde, es ist anders. Die Schulbücher die ich kenne, gerade auch die neuen, sind sehr gut durchdacht was sowas angeht. Ich kann mir vorstellen, dass die französischen Schulbücher so sind wie sie sind, weil es nicht um die Beispiele und Personen geht, sondern nur darum, überhaupt Beispiele zu haben. In Deutschland haben wir ja eine sehr ausgeprägte Aufregungssehnsucht und sobald in Schulbüchern eine Unkorrektheit zu finden ist, beschweren sich nicht nur die Lehrer sondern auch die Eltern. Nach wie vor gibt es aber (natürlich) Stereotype in Sprachlehrwerken. Das msus aber auch so sein, vor allem bei den Anfängern. Natürlich essen alle Franzosen Baguette und heißen Lafayette, Durand oder so. Es gehört schon dazu, diesen Teil der Kultur darzustellen.
Es scheint aber immer öfter so zu sein, dass bei diesen Sprachbüchern eine real existierende Klasse Modell steht für die in dem Buch und da sind auch immer Ausländer dabei. In meinem Englischbuch war das so.
Dass Frauen immer einen Frauenberuf haben ist auch definitiv nicht so. Es ist eher andersrum, weil wir hier das Problembewusstsein haben. Schulbücher sind was das angeht sehr idealistisch, die Chance, dass wenn es um ein Maschinenbau-Theam geht, eine Frau die Protagonistin ist, steht bei 80%. Man wird in einer Geschichte über Babysitting mit dieser Wahrscheinlichkeit auch immer einen Jungen als Hauptfigur haben. Das ist meine Erfahrung. Manchmal habe ich mich in schlecht gefühlt, weil alle Frauen Maschinenbauerinnen oder Mathematikerinnen waren und ich so schlecht war in allem Naturwissenschaftlichen.
Warum sollte man in Mathebüchern ausländische Namen nehmen? Es geht ja gar nicht um die Figuren, man könnte auch schreiben „Herr K. kauft drei Kisten Wasser…“ Soll man sich dann noch abmühen mit etwas wie „Herr Kuhlumanipikhaled aus Indien lebt seit drei Jahren in Frankreich und ist gut integegriert. Weil er keine Curry-Bananen kocht, wie viele Franzosen das von Indern denken, geht er heute in den Bioladen und kauft fünf Apfelsinen für je 20 Cent. Bei 10 Apfelsinen aus ökologischem Anbau bekommt er 5% Rabatt. Wie viele Apfelsinen muss Herr Kuhlumanipikhaled kaufen um zwei Euro zu sparen, die er dann vorbildlich dem Croix Rouge spendet?“
Diskriminierungen sind nirgends tolerierbar, und wenn man teilweise immer noch mit Panzern und Maschinengewehren rechnet, dann ist das schlimm. Aber es muss Grenzen geben, man sollte nicht künstlich sein nur um allen gerecht zu werden.