Vor 100 Jahren - eine Strafkolonie für Kinder

Heute ist Weltkindertag.

Vor ein paar Tagen hab’ich in diesem Rahmen eine kurze Fernsehreportage gesehen.
Beim Städtchen „La Couronne“ (Charente) gab’s von 1897 bis 1911 eine Strafkolonie für Kinder und junge Menschen zwischen 11 und 21 .Die meisten Insassen jener Anstalt wurden dort wegen sog. Bagatelldelikte (wie z.B kleine Diebstähle ) interniert. Die Lebensbedingungen der Kinder waren dort sehr schwer. Sie wurden geschlagen, mißhandelt und manchmal sogar sexuell mißbraucht, obwohl solche Mißhandlungen nach Vorschrift verboten waren.
Die Insassen mußten im Garten des Direktors arbeiten, der in seinem Amt von zwei brutalen Alkoholikern (Unteroffizieren a.D) geholfen wurde.
Viele Leute im Städtchen La Couronne wußten nicht oder kaum von dieser Anstalt .
Zum Glück forschte ein Nachkomme des damaligen Direktors und konnte die Wahrheit über diesen Ort wiederherstellen,der erst 1911 nach der sog.Albert Beneteau-Affäre endlich geschlossen wurde.

Alfred, ein sechzehnjähriger Junge, der eine Möhre geklaut hatte, mußte aus diesem Grund 21 Tage in einem 2 qm Kerker sitzen. Als er davon rausgeholt wurde, waren seine zwei Füße gefroren. Der Junge mußte amputiert werden.

Und es gab damals in Frankreich andere solche Anstalten !!!
Heute erinnert eine Gedenktafel an die traurige Vergangenheit des Ortes.Man kann ihn sogar besichtigen.

Wahrhaftig, Michelmau,eine traurige Erinnerung.
Sind soche Strafkolonien tatsächlich aus dem Weltgeschehen verschwunden?In der Form vielleicht schon,hoffe ich zumindest.
Vielleicht haben sie sich auch nur verlagert…in die Familien :frowning: ,annähernd zumindet. Nach meinen Erfahrungen und Beobachtungen ist es kaum zu glauben, wie manche Eltern ihre Kinder kaputt erziehen.Aus Bequemlichkeit, aus Unwissenheit, aus Überforderung,aus Hass…
Sicher gibt es mittlerweile Gesetzte, die vieles Regeln, aber solange einem Kind die Grundbedürfnisse nicht verweigert werden wie z.B. Essen und Trinken und ein Dach übern Kopf greift hier kein Paragraf zum Schutz der Kinder. Seelische Grausamkeiten, die sich bemerkbar machen durch Selbstzerstörung schickt man zwar in die Therapiestunde, sprachauffällige Kinder,die das « Reden » verlernt haben,weil man sich nicht mit ihnen beschäftigt zum Logopäden, damit man motorisch-funktionell und psychisch-funktionell wieder funktioniert gibts dann die Ergotherapie auf Rezept. Das Ganze nennt man dann Rehabilitation :unamused: …Ich kenne genügend Kinder: die sich mit 4 Jahren ritzen, die sich mit 3 Jahren stets aus dem oberen Etagenbett fallen lassen,wo der Kühlschrank von Fressattacken attackiert wird und der Magen dann nicht stand hält…Diese Kinder sind ganz sicherlich nicht mit dem « Makel » geboren worden.Wer aber therapiert die Eltern? Die werden nämlich nicht genötigt sich mittherapieren zu lassen…

Heute ist Weltkindertag, denken wir auch an die, den kein « Denkmal » gewidmet wurde :wink:

ich weis,es ist schwer heutzutage…
aber zweimal nachdenken bevor man chinesische produkte kauft :unamused:

Gab es nicht auch so eines auf der Île du Levant vor Hyères? Im Urlaub habe ich einen Roman von Claude Gritti gekauft, der von diesen Kindern schrieb. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das eine Strafkolonie war oder einfach für Straßenkinder. Bisher habe ich das Buch nur durchgeblättert und bin bei der Opferliste hängengeblieben. Schockierend.

Gut überlegt könnte man eigentlich meinen, die Schule aus dem Film « Die Kinder von Monsieur Mathieu » (Les choristes) ähnlich war… und für diesen Film haben sie sicherlich aus einer wahren Geschichte gedreht.

Von wegen « früher war alles besser »… :unamused:

Stimmt Avonlea, auf der „Ile du Lavant“ gab’s auch so eine Strafanstalt für Kinder.

http://mausoleo.giussani.free.fr/Mausoleo_bImages_Site/2009/2009-01/Levant_2_02_2009.pdf

michelmau Es ist zum Glück nicht meine Zeit. Aber ich könnte mir vorstellen, dass um 18 oder 19 hundert die Erziehung generell « etwas anders » war. Auch innerhalb der Familie. Vielleicht können die älteren unter uns da besser mitreden. Entweder aus eigener Erfahrung oder der ihrer Eltern.

le ukoplast Dazu fällt mir nur ein Spruch ein. Für jeden Blödsinn braucht man eine Genehmigung oder Führerschein aber jeder Arsch darf Kinder machen.
Nur wie kann man es sensibel genug kontrollieren? Es gibt ja auch genug Beispiele von über motivierten Kindergärtnerinnen oder Sozialamt Mitarbeitern. :unamused:

Diese Strafkolonien haben aber schon eine andere Qualität als schlechte Erziehung. Gritti schreibt, dass etwa 10% der Insassen auf der Île du Levant ums Leben gekommen sind. Damals wie heute dürfte die Todesrate von Kindern durch Erziehung in den Familien doch deutlich drunter liegen, wahrscheinlich im Promillebereich.

Es ist erschreckend, wenn Misshandlung, Gewalt und Vernichtung System haben. Noch viel schlimmer ist es, wenn sie vom Staat gemacht sind wie in diesem Fall und in dem Fall, den wir ja alle kennen.
Da muss man sich fragen, ob man « Menschlichkeit » nicht neu definieren sollte, denn der Mensch ist eine von wenigen, vielleicht sogar die einzige Art, die zu solchen Verbrechen gegen die eigene Art fähig ist.

…und bevor man sich an den kindern « vergreift » sollte man sich lieber die eltern mal näher ansehen.kinder sind immer das spiegelbild der eltern.
eltern haben immer die kinder die sie verdienen… :laughing: :open_mouth: :confused:
(ich habe auch welche… :stuck_out_tongue: )