Vivre Boualem Sansal

In diesem 2025 erschienenen Roman mit Science-Fiction-Aspekten schildert Boualem Sansal die Vorbereitung und Durchführung einer mysteriösen „Arche-Noah”-Aktion zur Rettung eines Teils der Menschheit durch eine außerirdische Macht, die den „Auserwählten” die Chance gibt, einer nuklearen Katastrophe und der Zerstörung der Erde durch kosmische Strahlung an Bord eines außerirdischen Raumschiffs zu entgehen. Paolo und andere auf telepathische Weise von technisch und moralisch überlegenen Außerirdischen kontaktierte Menschen sehen sich mit dem schwierigen Auftrag konfron-tiert, eine Auswahl der zu Rettenden vorzunehmen, was ihnen aber in ihren vollen Tragik weitgehend durch die Beschleunigung des Prozesses der Zerstörung der Erde weitgehend erspart bleibt. Die scheinbar Geretteten und ihr Raumschiff verschwinden schließlich zum Erstaunen außerirdischer Wissenschaftler und Politiker im Weltall. Ob es verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Menschen und den Außerirdischen gibt, wird im Schlussteil des Romans erörtert. Im Rahmen dieses Handlungsstrangs spricht der Autor sehr viele politische, wirtschaftliche, soziale, ökologische, politische und psychologische Themen an, womit er ein insgesamt pessimistisches Bild der Menschen zeichnet. Außer der auch literarisch(satirisch) ausgeprägten Religionskritik sind die vielen anderen aktuellen Bezüge des Romans aber eher eine polemisch-ironische Auflistung aktueller Probleme und Fehlverhal-tensweisen der Menschen, die in ihrer Komplexität kaum erfasst werden. Außerdem ist zu bemängeln, dass etliche Zeitbezüge nicht klar genug sind bzw. einen gut informierten Leser voraussetzen. Den Roman kann man auch nicht als echten Science-Fiction-Roman bezeichnen, weil ihm viele Aspekte eines klassischen Science-Fiction-Romans fehlen, was den Unterhaltungswert des Romans, der auch viele Längen bzw. Weitschweifigkeiten aufweist, erheblich schmälert. Insgesamt gesehen regt dieser erstaunlicherweise preisgekrönte Roman zwar durchaus zum Nachden-ken über aktuelle Themen an, weist aber erheblich Defizite auf.