Sport, Musik und Politik

Schon wieder wurde die Marseillaise gestern anlässlich eines Fußballfreundschaftsspiels zw Frankreich und Tunesien ausgepfiffen.

  • Wer pfeifft ? Junge Franzosen mit tunesicher Herkunft.
  • Warum ? Anscheinend, weil die Marseillaise den Staat symbolisiert, der sie nicht in der Gesellschaft integrieren kann.

Wie früher nach Frankreich - Marokko oder nach dem traurig bekannten Frankreich - Algerien*, haben alle Politiker sehr heftig gegen die Pfiffe reagiert.
Diesmal aber hat die Regierung beschlossen, zu handeln… Wie so oft mit dieser Regierung, wenn die Maßnahmen zu schnell angekündigt sind, sind sie nicht unumstritten…
Der Sportstaatssekretär will, dass die Spiele mit Ländern « qui sentent la poudre » (die man verdächtigen kann, Probleme zu ermöglichen) nicht mehr in Paris stattfinden sollen, und noch besser immer im anderen Land.
Die Ministerin ist dafür, dass Spiele mit Ländern, die solche Probleme früher verursacht haben, nicht mehr organisiert werden.

Soll man ein ganzes Land wegen einer kleinen Gruppe bestrafen ? Und wäre es nicht gegen die « Werte » des Sports (Freundschaft zw den Völkern zu gründen usw.)
Welche Länder muss man verdächtigen ? Und ist es nicht ein bisschen rassistisch, ein paar Völker zu verdächtigen, und andere nicht ?

*Frankreich-Algerien 2001 : die Marseillaise wurde ausgepfiffen, und das Spiel wurde vor dem Ende beendet, weil viele Leute auf das Spielfeld hinuntergestürmt waren… Das Spiel war als « Versöhnungsspiel » betrachtet, nach gespannten Beziehungen zw beiden Ländern…

Oh wie schade. Ich finde es wirklich traurig, wenn nicht mal mehr beim Sport die Politik aussen vorgelassen wird.

Eine Lösung habe ich natürlich nicht für so ein Problem.
Alle bestrafen? Finde ich nicht in Ordnung, aber wie erwischt man die Richtigen?

Das ist ja ganz einfach, klar einfach alle Probleme weit weg schieben anstatt sie zu lösen. Wäre das nicht die Aufgabe der Politiker?
Und wird bei Auswärtsspielen die Marseillaise nicht gespielt? Und wird sie da nicht ausgepfiffen? :astonished:

Also ich bin kein Fußballfan, aber trotzdem sei mir die Bemerkung erlaubt: Warum verzichtet man nicht auf dieses Hymnen-Getue?

Total mit Dir einverstanden, cri-zi!
:wink:

Aaaaaah! Ich hau hier gleich alles kurz und klein :imp: Wie grausam es ist, sich hier Mühe zu geben, eine lange und wunderbare Antwort zu geben und dann -schwupps- mit einer falschen Tastenkombination ist das Windoof zu und alles weg!
Ein neuer Anlauf mit ordentlich Wut im Bauch für dieses interessante Thema:
Sport und Politik gehören heute mehr zusammen als jemals zuvor. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass Sport zum Kriegsersatz geworden ist.
Das fängt nicht erst im Profisport an, sondern schon bei den ganz kleinen. Man muss nur einmal zu einem Spiel der F-Jugend im Fußball gehen und sich an den Spielfeldrand stellen und zuhören, was die Eltern ihren Kindern zurufen. Es ist schockierend. Wissen diese Leute hinterher ernsthaft noch, dass sie riefen « Hau den Neger weg! » und Vergleichbares?

Kein Fußballspiel Deutschland gegen England oder gegen Polen kommt ohne die Begriffe « Panzer », « Krieg » und « Nazi » aus. Jede Wette.
Ich erinnere mich daran, dass selbst in kleinen Regionalstadien noch vor kurzem dunkelhäutige Spieler ausgepfiffen wurden.
In der Formel 1 gab es letztes Jahr das zerfleischende Teamduell Fernando Alonso( Spanier) gegen Lewis Hamilton( Brite). Dieses Jahr in Spanien gewann Hamilton und wurde bei der Siegerehrung ausgepfiffen.
So hat jedes Land halt sein Problem.

Sport hat mit Identifikation zu tun. In den deutschen Medien werden deutsche Sportler bevorzugt, in den französischen halt französische. Natürlich geht es um Nationen. Wieso sonst gibt es in jedem Sport eine Nationalmannschaft?

Aus der anscheinend (leider) natürlichen agressiven Grundhaltung im Sport entstehen dann die Probleme. Es ist wirklich wie im Krieg, da hat man in der Kriegseuphorie auch das Gehirn ausgeschaltet.

Das allerbeste Beispiel für die Verknüpfung von Sport und Politik sind die olympischen Spiele dieses Jahr in Peking gewesen. Jede Wette, dass es Leute die gibt, die gegen die Verbindung von Politik und Sport sind und die Spiele boykottiert haben weil in China Menschenrechte verletzt werden und weil sie Hunde und Katzen essen…

So bleibt es dabei, dass es ganz schön viele Idioten gibt die den Sport kaputt machen. Werte des Sports wie Fairness, Freundschaft etc. sehe ich als nichts weiter als eine schöne Utopie. Im Ernstfall, im Kriegsfall, herrscht selbst auf dem Platz nur noch Bereicherungsmentalität. Foulspiel und als Gegenstück Stolpern über Grashalme, immer bedacht auf den eigenen Vorteil. Aber das ist ein anderes Thema.

Jedenfalls ist klar, dass wenn etwas unter Andrenalineinfluss hochkocht, es ganz fix ins Politische abrutscht. Immer. Selbst beim Streiten auf der Straße. Dann soll keiner glauben, dass beim Sport (Fußball ganz besonders), des Volks liebsten Baby, etwas ruhig bleibt.

Leider habe ich nicht dieses Satz von Cri-zi verstanden

(je bloque sur Getue : pourquoi ne s’assure-t-on pas de „L’hymne ??“)

Aber ich habe euch Text gelesen, und denke dass ich mit ihnen einverstanden bin !

  1. ich bin auch nicht en Fussballfan :wink: :laughing:

  2. Politiker und Sport : niemals zusammen !

  3. Ich verstehe nie Fussballspieler !! Sie sind Sportlich !! Nochmalerweise hat ein Sportlich viel Respekt vor seinen Gegner !!! es ist unverstandlich für mich !!

  4. ich mag nicht Fussball… und es ist nicht mit dieses Verhalten, dass ich ein Tag Fussball mag !

Aber Rugby-Fan bist Du, ja? Das ist doch Pflicht, bei Euch im Südwesten! :wink:

  • verzichten auf: se passer de/abandonner
  • Getue: leo donne chichi,manières. Ca vient du verb tun (faire) et est toujours péjoratif; littéralement: « cette fairerie » :smiley:

@Kissou :ich würde sagen; tout le ramdam, tout le cinéma, tout le théâtre.
:wink:

Danke für die Übersetzung !! :wink:

ich bin natürlich Rugby-Fan… aber es gibt auch « Verrücktes Rugbyspieler »… wie im Fussballspieler… :frowning: :frowning: :frowning: <

aber Nebenstelle, es ist nicht ein Pflicht bei mir !! :laughing: Ich bin der einzige im Familie, die Rugby mag, und es ist seit meinem Kinderzeit, nur seit 10 Jahre :wink: :wink:

Ein Artikel + Diskussion zu dem Thema:
rue89.com/2008/10/16/marseil … on-reussie

Echt?! Soweit sind wir schon (oder noch…)? :open_mouth:

Das hingegen ist eher britische (und polnische?) Folklore und muss man als Deutscher (leider!) wegstecken. Ich hab eine Weile in Grossbritannien gelebt, war atemberaubend (und letztlich unendlich ermüdend), dieses ganze „humoristische“ Kriegsgelaber, das noch immer reflexartig losgeht, gerade in der Presse, sobald von Deutschland die Rede ist…, nicht nur im Sport :confused:

Das kann aber auch ganz locker gehen. Beispiele gabs in den Fanzonen bei der letzten Fussballeuropameisterschaft, aber wohl auch bei der Weltmeisterschaft in Deutschland. Und ich hab das auch mehrfach hier in Paris erlebt im Alltag: Ich kann köstlich mit meinem Bäcker streiten über die Leistungen unserer jeweiligen Nationalmannschaften, manchmal verspotte ich ihn, häufiger er mich :smiley: , wunderbar!

Und ich erinnere mich an perfekte Abende in Bistros zur Übertragung von Länderspielen. Ein paar chauvinistische Sprüche zur allseitigen Erheiterung, bierselige Verbrüderung hernach.