Streiks sind für heute (29/01/09) in ganz Frankreich angekündigt.In 77 Städten werden Leute gegen Kaufkraftverlust und für Verteidigung der fundamentalen Grundrechte demonstrieren.
Wir Teutonen haben während 50 Jahren Kalten Krieg aus Angst vor der Wiedervereinigung à la Iwan halt dermaßen alles in den Hintern geschoben bekommen, dass kaum ein Streik zusammenging…
Was ich an solchen Tagen schade finde, ist die Unmöglichkeit eine Information zu haben, nämlich den Anzahl der Demonstranten…
Beispiel : Laut der Gerwerkschaft CGT haben in Paris 300.000 Menschen demonstriert… Laut der Polizei waren sie nur 65.000… 5x weniger…
In Marseille, 20.000 (Polizei) oder zw 100.000 und 300.000 (Gewerkschaften)…? 10x mehr
Das find ich ein grundsätzliches Problem der französischen Politik, dass der Öffentlichkeit (also den Wählerinnen und Wählern) so gut wie keine « neutralen » Zahlen vorliegen, zu kaum einem Thema…
Man kann natürlich auch sagen, das sei wenigstens ehrlich, wo es doch ohnehin in der Politik keine zählbare « Realität » gebe, sondern nur unterschiedliche Positionen unterschiedlicher Interessensgruppen.
Bei dieser « amtlichen » Menge wäre in D bereits Revolution und die Polizei würde mit dem Zählen sowieso aufhören. Das gabs ja höchstens mal zu NATO-Doppelbeschlusszeiten jaja man war auch mal jung …
Die zahlenmäßiche Differenz zwischen polizeilichen Mengen-Angaben und den Angaben der Veranstalter gibt es hierzulande stets auch.
Die Differenz könnte zum Beispiel daher herrühren, weil die Polizei grundsätzlich ihre Zivilpolizisten nicht mitzählt (la police ne compte pas ses policiers en civil parmi les Manifestants )
Der ehemalige Premierminister Raymond Barre sagte, man solle die polizeilichen Angaben mit den Veranstalter-Angaben addieren und durch 2 dividieren , um sich ein klares Bild von der Situation zu verschaffen.
Wobei streiken nicht (mehr) « gratis » ist. Den Streikenden wird, soweit ich weiss, inzwischen in sämtlichen Bereichen des öffentlichen Diensts (fonction publique) der Lohn für den Tag des Streiks voll abgezogen.
Umso erstaunlicher, dass sich dann doch so viele Faulenzer/fainéants zusammenfinden. In D ist das ja so geregelt, dass für Beamte generell Streikverbot herrscht (auch wenn sie natürlich liebend gerne mal den einen oder anderen freien Streiktag im Jahr einlegen würden )
Was die NATO angeht, kann man ja bald wieder auf die Straße gehen, in Baden-Baden, Straßburg…Es ist wirklich ungeheuer. Da werden tagelang Wohngebiete völlig abgeriegelt, in Baden-Baden müssen die Abiturienten in einem Saal außerhalb Abitur schreiben, weil ihre Schulen abgeriegelt sind usw…und alles nur, weil die NATO feiert!