Am Montag fand die Präsidentschaftswahl in Ruanda statt. Paul Kagame wurde mit 93.08% der Stimmen wiedergewählt.
Das Ergebnis ist nicht erstaunlich, wenn man weiß, dass kein politischer Gegner kandidieren durfte.
Paul Kagame, ethnisch Tutsi, ist in Uganda aufgewachsen. Als Militär in verschiedenen paramilitärischen Gruppen und in der ugandischen Armee nimmt er aktiv am Bürgerkrieg bzw. Völkermord in Ruanda von 1994 teil : er verteidigt die Tutsi (Opfer der Hutu) und schafft es, diese Grausamkeiten zu beenden.
Er wird Vize-Präsident und Verteidigungsminister bis 2000, als das Parlament ihn als Präsident wählt. Vom Volk wird er mit 95% der Stimmen 2003 in seinem Amt bestätigt.
TV5 zieht eine Bilanz seiner ersten 10 Jahre als Präsident von Ruanda. Man erfährt zum Beispiel, dass 70% der Bürger jetzt lesen und schreiben können und 97% der Kinder in die Schule gehen. Die Aids-erkrankten waren 13% im Jahre 2000 und heute « nur » 2.8%.
Demokratie ist, wie so oft in Afrika, das große Minus der Bilanz.
Sprachlich gesehen ist Ruanda interessant. Die Eliten gehören dem Kreis Kagames, sind oft Tutsi, die in Uganda aufgewachsen sind, wo man englisch spricht. Als ehemalige belgische Kolonie hatte das Land französisch als Amtsprache. Seit 2003 auch englisch. 2009 trat Ruanda dem Commonwealth bei und 2008 wurde französisch durch englisch als Unterrichtsprache ersetzt… Die gespannten Beziehungen mit Frankreich spielen dabei auch eine Rolle…
Wenn es Menschen schlecht geht, dann ist ihnen Demokratie egal. Mir wäre es das auch, ich hätte wahrscheinlich auch diesen Kagame wieder"gewählt", wenn er dafür gesorgt hätte, dass ich zu Essen habe und nicht an Aids sterben muss.
Vor ein paar Monaten habe ich in der Bahn ein Gespräch zwischen einem jungen Afrikaner und einem anderen Jugendlichen mit angehört. Anlass waren die Wahlen in GB und der Afrikaner sagte, in Afrika funktioniert das mit dem Regieren anders, da zählt nur, wie viele Menschen du umgebracht hast und wie viele Frauen du vergewaltigt hast. Das fand ich schockierend und es ist übertrieben, aber der Grundgedanke lässt einen schon über Afrika grübeln. Wann wird es jemals stabil sein? Es gab schon etliche Länder, denen es zeitweise gut ging, die die „Kornkammer Afrikas“ wurden und die dann zu „failed states“ mutierten wie Simbabwe.
Könnte das Ruanda auch irgendwann bevorstehen oder hat dieser Präsident es wirklich einigermaßen stabil bekommen? Ich vermute, dass es früher oder später nicht mehr alle auf sich sitzen lassen, dass es keine Opposition gibt.
es interessiert doch niemanden, was ein politiker eines dritte-welt-landes will. wenn es im interesse einer wirtschaftsmacht liegt, erledigt sich dieses problem wie von selbst. eine wiederholbare geschichte…
naja, kann man auch anders sehen ob es eine « Wiederholbare-Geschichte » ist. Genau, dass sollte ja versucht werden zu vermeiden und das man sich eher mit den sozialen Problemen eines Landes auseinander setzt!