In diesem 2024 erschienenen Roman schildert Guillaume Musso die Aufklärung des mysteriösen Mordes an der italienischen Verlegerin und Millionenerbin Oriana di Pietro nicht nur aus der Perspektive einer durch persönliche Probleme belasteten Ermittlerin (Justine Taillandier),sondern auch aus der Perspektive der lange schwer erkrankten Oriana di Pietro, ihres Ehemanns Adrien, ihres Kindermädchens Adèle und anderer Personen. Es wird dabei deutlich, dass es verschiedene Versionen des Geschehens geben kann, die auf tragische Weise miteinander verknüpft sind. Im Rahmen dieser Handlung werden viele psychologisch und politisch interessante Themen, die den Leser zum Nachdenken veranlassen, in einer oft prägnanten Form angesprochen (Terroris-mus, Kapitalismus, Eheprobleme, unheilbare Krankheiten, tragische Unfälle, Eltern-Kind-Beziehungen, traumatische Erlebnisse und Schuldgefühle, Depression). Mit seinen z. T. überraschenden Wendepunkten hat der Roman auch eine gewisse Spannung. Der Schlussteil erscheint jedoch etwas knapp und nicht leicht verständlich. Insgesamt ist dieser Roman trotz einiger Schwächen sehr lesenswert, vor allem weil der Autor es versteht, sich sehr einfühlsam auszudrücken und die Wahrheit durch ständigen Perspektivenwechsel als fragwürdiges Streben zu relativieren.