Pierre et Jean Guy de Maupassant 1882
In diesem zuerst 1882 erschienenen Roman beschreibt und kritisiert Maupassant das bürgerliche Leben im 19. Jahrhundert. Den Rahmen der Handlung bildet der sich ständig steigernde Neid und Streit zwischen den Brüdern Pierre und Jean Rolland. Als der An-walt Jean, der erst am Anfang seiner Berufslaufbahn steht, das Vermögen eines verstor-benen Freundes der Familie Rolland erbt und mit seinen erfreuten Eltern beginnt, sich in einer luxuriös ausgestatteten Kanzlei einzurichten und Heiratspläne zu schmieden, löst dies bei dem mittellosen Arzt Pierre nicht nur Neid und Hass auf seinen Bruder aus, sondern auch einen Verdacht hinsichtlich der möglicherweise unehelichen Abstammung Jeans. Als sich der Verdacht Pierres, dass Jean seine Existenz einer ehebrecherischen Beziehung seiner Mutter mit dem Familienfreund verdankt, bestätigt,überstürzen sich die Ereignisse, unter denen auch die in ihrer Ehe unglückliche Mutter zu leiden hat, auch weil Pierre sie in bösartiger Weise schikaniert. Der Konflikt findet nur eine scheinbare Lösung dadurch, dass Pierre, der auch leidet, sich nach einer Idee Jeans als Schiffsarzt verpflichtet und sich damit von seiner Familie entfernt. Maupassant liefert mit diesem Roman eine pessimistische Analyse des aus seiner Sicht durch Heuchelei geprägten bürgerlichen Lebens im 19. Jahrhundert, ein Leben, das er auch mit Spott kommentiert. Die symbolisch-bildhafte Sprache in Verbindung mit präg-nanten Formulierungen ist eine besondere Stärke dieses Romans, dessen Ende eigent-lich offen ist. Insgesamt gesehen ist dieser Roman eine einfühlsame, wenn auch etwas düstere Darstellung von Facetten familiärer Beziehungen, die auch dazu anregt, über diesbezügliche aktuelle Themen nachzudenken