Das Metropolis Kino in Hamburg (Steindamm 52) hat diesen Sommer wieder eine Serie mit französischen Filmen im Programm. (Ich weiß, dass es stille Mitleser aus der Region gibt )
Es gibt zu sehen:
Au voleur • OF/Engl. UT
A Real Life
F 2009, Sarah Léonor 96 min.
Mit Guillaume Depardieu, Florence Loiret-Caille
Isabelle (Florence Loiret-Caille), eine Aushilfslehrerin, unterrichtet Deutsch in der Pariser Banlieue. Bruno (Guillaume Depardieu), ein Kleinganove, schlägt sich mit Einbrüchen durch. Als er eines Tages Isabelle bestehlen will, verlieben sich die beiden ineinander, doch sie werden von Brunos Vergangenheit eingeholt: Von der Polizei verfolgt, fliehen sie mit dem Auto in den Wald. Hier tut sich plötzlich eine andere Welt vor ihnen auf: Abseits von Polizei und Gesetzen verlieren sie jegliches Zeitgefühl. Ihre Flucht wird zu einer poetischen Initiationsreise.
Au voleur ist der letzte Film von Gerards Depardieus Sohn, Guillaume Depardieu, der unerwartet im Jahr 2008 im Alter von 37 Jahren verstarb. Großartig und in jeder Szene physisch präsent treibt er den experimentellen Debütfilm von Sarah Léonor an: Es ist seine Darstellung und die experimentellen Filmmusik von Frank Beauvais, die diesen Film zu einem besonderen Erlebnis machen.
15.7. 19.00 / 17.7. 21.15 / 20.7. 19.00
[b]Dans Paris [/b]• OF/Engl. UT
In Paris
F 2006, Christophe Honoré 92 min.
Mit Romain Duris, Louis Garrel, Guy Marchand,
Marie-France Pisier
Die auf eine gerade zerbrochene Liebe folgende Depression eines jungen Mannes und der Rückzug zu seiner Familie in Paris stehen im Mittelpunkt des Films von Christophe Honoré. Ganz ohne ein bei diesen Themen häufig anzutreffendes Übermaß an Melancholie, sondern mit genauem, psychologischem Feingefühl schafft es der Regisseur, seinen depressiven Protagonisten Paul (Romain Duris) unheimlich sympathisch dahinschmelzen zu lassen. Sein lebensfroher Bruder Jonathan (Louis Garrel) stellt hier die komplementäre Polarität dar, denn während Paul nicht aus seinem Zimmer kommt, schläft Jonathan an einem Nachmittag mit drei verschiedenen Frauen. Markante, unterhaltsame Dialoge, ein jazziger Soundtrack und der Verzicht auf unnötiges Philosophieren über die bei solch einem Ausgangspunkt immer wieder auftauchende Frage nach dem Sinn des Lebens machen diesen Film zu etwas besonderem.
16.7. 19.00 / 18.7. 21.15
[b]Le premier venu[/b] • OF/Engl. UT
Just Anybody
F 2008, Jacques Doillon 123 min.
Mit Clémentine Beaugrand, Gérald Thomassin, Guillaume Saurrel
Manchmal ist Schicksal nicht das, was einem zufliegt, sondern das, was vor einem flüchtet: Camille, 20 Jahre alt, versucht ihrem Leben ein wenig Licht und Leichtigkeit zu geben. Sie empfindet sich als ungenügend, nutzlos und ihr Dasein ohne Intensität. Deshalb beschließt sie, ihre Liebe dem Erstbesten zu geben, der ihr über den Weg läuft – und das ist der verantwortungslose Costa (»Le premier venu«). Obwohl er beim ersten Zusammentreffen auf ihre Hingabe nur mit Gewalt antwortet, wirbt Camille weiterhin um ihn. Nicht nur der Zuschauer, auch Costa selbst kann Camille nicht begreifen. Doch bei ihrer jugendlichen Suche nach den Möglichkeiten des Lebens will sie dem Schicksal nicht seine vorgezeichnete Bahn lassen. Entgegen allen Widerständen versucht sie die Lebensfäden um Costa neu zu binden. Damit bringt sie sich, Costa und einen Polizisten, der sich in Camille verliebt hat, an den Rand einer Katastrophe. Le premier venu führt, wie schon andere Filme im Werk von Jacques Doillon, in die Gefühlswelten von Jugendlichen auf ihrem Weg in die Welt der Erwachsenen.
16.7. 21.15 / 17.7. 19.00 / 18.7. 19.00
[b]La fille du RER [/b]• OF/Engl. UT
The Girl on the Train
F 2009, André Téchiné 105 min.
Mit Emile Dequenne, Nicolas Duvauchelle, Catherine Deneuve, Michel Blanc
La fille du RER basiert auf einer wahren Geschichte, die sich 2004 in Frankreich ereignet hat und das ganze Land empörte. Téchiné erzählt von der jungen Frau Jeanne (Emilie Dequenne), die mit ihrer Mutter Louise (Catherine Deneuve) in einem Pariser Vorort lebt. Jeanne gibt vor, Jüdin zu sein und in einem S-Bahn-Zug Opfer eines antisemitischen Übergriffs von Seiten eines Nordafrikaners geworden zu sein. Als Beweis zeigt sie Schnittverletzungen vor, die Jeanne sich aber in Wahrheit selbst zugefügt hat. »Die Nachricht löst ein riesiges Medienecho aus, in dessen Strudel sie unterzugehen droht. Der Film nach einer wahren Begebenheit versucht, gesellschaftliche Befindlichkeiten auszuloten, er beleuchtet zugleich die familiären Hintergründe und legt sein Augenmerk auf die Rolle der Medien, die sich lüstern auf jede vermeintliche Sensation stürzen, sowie auf Politik und Politiker, die diese für ihre Zwecke instrumentalisieren« (Film-Dienst, 09/2009)
23.7. 19.00 / 24.7. 21.15 / 27.7. 17.00
[b]J’ai toujours rêvé d’être un gangster[/b] • OF/Engl. UT
I Always Wanted to Be a Gangster
F 2008, Samuel Benchetrit 108 min.
Mit Anna Mougladis, Edouard Baer, Jean Rochefort
Samuel Benchetrit entwickelt in seinem zweiten Spielfilm vier Episoden um eine Cafeteria herum: Ein Möchtegern-Gangster versucht, eine Kellnerin auszurauben, die ihrerseits eine bewaffnete Räuberin ist. Zwei Amateur-Kidnapper entführen eine selbstmordgefährdete Jugendliche. Zwei erfolglose Sänger debattieren über einen gestohlenen Hit. Fünf Rentner machen sich auf den Weg zu ihrer alten Gartenlaube, in der sie früher gemeinsam Karten spielten. Eine heitere ironische Burleske mit Referenzen an Jim Jarmusch, Martin Scorsese und Quentin Tarantino. »Gedreht in Schwarzweiß, sind die vier Geschichten eine nostalgische Hommage an das populäre Kino«. (Le Monde, 25.3.08 )
24.7. 19.00 / 25.7. 17.00 / 27.7. 19.00
[b]Qu’un seul tienne et les autres suivront[/b] • OF/Engl. UT
Silent Voices
F 2009, Léa Fehner 120 min.
Mit Pauline Etienne, Farida Rahouadj, Marc Barbé
Das Gefängnis Fleury Mérogis wird im Regiedebüt von Léa Fehner zum zentralen Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Der Regisseurin gelingt es, drei Geschichten in verschachtelten Episoden zu erzählen und auf einen Moment im Besuchsraum des Gefängnisses brillant zu verdichten: die Geschichte einer algerischen Mutter, die nach Frankreich reist, um dort nach dem Mörder ihres Sohnes zu suchen; die Geschichte eines jungen Mannes , der einem Verbrecher ähnelt und mit ihm die Identität tauscht, und die Geschichte der 16-jährigen Laure, die gerade ihre erste leidenschaftliche Liebe zu einem jungen Revolutionär erlebt, der gerade verhaftet wird. Léa Fehner ging neben einem Gefängnis zur Schule. Eines Tages war sie Zeugin, wie eine Frau, durch Zäune und Mauern schreiend, mit ihrem Mann kommunizierte. Dieses Bild und die Erfahrungen, die sie während der Aufnahmen zu einem Dokumentarfilm im Gefängnis Fleury Mérogis machte, inspirierten Fehner zu ihrem ersten Film.
25.7. 19.00 / 26.7. 21.15 / 28.7. 19.00
[b]La frontière de l’aube[/b] • OF/Engl. UT
Frontier of Down
F 2008, Philippe Garrel 105 min.
Mit Louis Garrel, Laura Smet, Clémentine Poidatz
Philippe Garrels Filme handeln von Liebe, Drogenexzessen und dem Filmemachen selbst. Er hat zehn Jahre mit der deutschen Underground-Ikone Nico zusammengelebt, die in sieben seiner Filme mitspielt und auch die darauffolgenden stark inspiriert hat. In wunderschönen Schwarzweiß-Bildern erzählt Garrel von einer Beziehung, die zwischen Leidenschaft, Gefahr, Freude und Angst steht: Carole ist berühmt und unglücklich. Von ihrem Ehemann vernachlässigt, wendet sie sich dem jungen Fotografen François zu. Als die beiden in flagranti erwischt werden, beenden sie ihre Beziehung. Caroles Liebeskummer steigert sich bis zum Wahnsinn, ihre Tragödie endet mit Selbstmord. François beginnt ein neues Leben. Als er aber kurz vor seiner Hochzeit steht, meldet sich Carole wieder… Lange, statische Aufnahmen, jede Menge Close-Ups und ein leicht mitschwingender Surrealismus vermitteln einen hohen künstlerischen Anspruch
25.7. 21.15 / 26.7. 19.00