In diesem schon 1998 erschienenen und bereits verfilmten Kriminalroman von Jean-Christophe Grangé geht es zunächst um 2 mysteriöse Morde und das ebenso rätselhafte Verschwinden eines Kindes. Den beiden Elitepolizisten Karim Abdouf und Pierre Niémans gelingt es schließlich, die Dinge auf-zuklären. Im Rahmen einer spannenden Handlung mit vielen überraschenden Wendepunkten wird allmählich deutlich, dass die Mordopfer und viele ihrer Helfer auch große Schuld auf sich geladen haben, indem sie sich an genetischen Experimenten in Form von kriminellen Eingriffen in Geburtskliniken und Manipulationen von Eheschließungen in der Universitätsstadt Guernon beteiligt haben. Der Krankenpfleger Philippe Sertys und der Universitätsbib-liothekar Rémy Caillois, die sich am Beispiel der NS-Idee der Züchtung einer geistig und körperlich überlegenen Elite orientieren, sind die ersten Opfer einer Racheaktion von Personen, die gegen diese Manipulationen protestieren. Faszinierend an diesem Roman sind auch die beiden nonkonfomistischen Elitepolizisten, die beide an traumatischen Erinnerungen leiden und als isolierte und resolute Einzelgänger zu unkontrollierbaren Aktionen neigen, die sie mit der Welt der Kriminalität verbinden. Der besonders begabte Karim Abdouf fühlt sich aufgrund seiner maghrebinischen Abstammung (Beur) von der Gesellschaft und seinem Arbeitgeber ausgegrenzt. Beide Elitepolizisten sehen in ihren verbissenen Ermittlungen ihren eigentlichen Lebenssinn trotz einer auch erkennbaren Sehnsucht nach Liebe. Auch viele andere Hauptfiguren wie Sophie Caillois, Fanny Ferreira und Judith Hérault werden eindrucksvoll charakterisiert. Kritische Leser könnten zwar einwenden, dass die dargestellten genetischen Manipulationen und manche andere Handlungselemente heute etwas unrealistisch erscheinen, aber neue Möglichkeiten der genetischen Manipulation lassen auch diese Ideen in ihren negativen und positiven Auswir-kungen nicht mehr gänzlich absurd erscheinen. Insgesamt ist dieser Kriminalroman nicht nur wegen seiner Spannungselemente und seines historischen Rückgriffs auf NS-Ideologie, sondern vor allem wegen seiner beeindruckenden Darstellung von Hauptfiguren in ihren inneren Zerrissenheit und wegen der Erfassung auch heute noch aktueller gesellschaftlicher und persönlicher Probleme ein lesenswerter Roman.