Les moutons de la pensée Jean Szlamowicz

In diesem 2022 erschienenen Buch analysiert der Soziologe Jean Szlamowicz Gefahren des Konformismus in unserer Zeit. Dabei konzentriert er sich auf neue Ideologien bzw. auf aus seiner Sicht auf eine Form von intoleranter Dominanz in der öffentlichen Mei-nung abzielende Begriffe wie kulturelle Aneignung, die Genderdebatte, die Revision des Kolonialismus, Antirassismus, Transphobie, Mikro-Agression, Patriarchat und fehl-geleiteten Feminismus, sowie das damit verbundene Phänomen des Inklusivismus und der Woke-Ideologie, die alle diese neuen Ideologien verlinke und sie damit in der öffent-lichen Wahrnehmung und Wirkung verstärke. In diesem Zusammenhang kritisiert der Autor die oft fehlerhafte bzw. gänzlich fehlende etymo-logische Begründung von mei-nungsbildenden Neologismen und generell auch die fehlende bzw. fehlerhaft selektive wissenschaftliche Grundlage der oben genannten neuen Ideologien. Aus der Perspektive des Autors befindet sich unsere Gesellschaft damit in einer Phase des pseudowissen-schaftlichen kulturellen Revisionismus, die auf eine undifferenzierte Wahrnehmung von Vergangenheit und Gegenwart abziele. Der Autor sieht hier die Gefahr einer kulturellen Zersplitterung und damit letztlich die Möglichkeit einer Abkehr von differenzierter ratio-naler Analyse und die Gefahr der Entstehung eines Kults der gesellschaftszerstörenden permanenten Denunziation. Trotz aller Kritik hat das Buch auch etliche von Humor ge-prägte Passagen, z. B. hinsichtlich der kritischen Darstellung der Genderdiskussion um unpersönliche Ausdrücke (Il pleut/Il est bon etc), die manchen Feministinnen als anstößig erscheinen.
Man kann dem Autor zwar eine gewisse Polemik bzw. eine Vermischung von Meinung und Analyse vorwerfen, aber seine Thesen sind oft gut mit Beispielen und wissenschaft-lich fundierten Belegen verbunden. Manche Passagen erfordern zwar eine sehr hohe Konzentration des Lesers, aber dieses Buch ist lesenswert, weil es viele Fragen und Gefahren unserer Gesellschaft aufgreift und zum Nachdenken anregt über die Thesen des Autors, auch wenn man nicht unbedingt alle übernehmen sollte.