In diesem 2020 erschienenen preisgekrönten Buch analysiert die in Kamerun geborene frankophone Autorin Djaïili Amadou Amal Familienstrukturen im muslimisch geprägten Stammesgebiet der Fulbe im Norden Kameruns vor allem aus der Perspektive von 3 Frauen, die mit Zwangsehe, Polygamie, Patriarchalismus und Gewalt in Geschlechterbe-ziehungen konfrontiert sind und darunter leiden. Die z.T. religiös begründeten Sitten und Gebräuche im Stamm der Fulbe werden auch stark geprägt durch den scheinbar wohl-meinenden Druck von Großfamilien, die mit dem an Frauen gerichteten Appell zur Ge-duld und Nachsicht mit Männern erheblichen Einfluss auf das Verhalten von Frauen haben, deren Freiheit massiv beschränkt wird, wobei die meisten Frauen trotz ansatz-weiser Kritik an männlichem Fehlverhalten die Unterwerfung unter männliche Dominanz bzw. die durch Sitten und Gebräuche bestimmten Familienstrukturen akzeptieren oder sogar aus wirtschaftlichen oder religiösen Gründen gutheißen. Im Zentrum der Handlung steht die junge Ramla, die trotz einer bestehenden Liebesbeziehung zu einem jungen Mann zu einer Heirat mit einem reichen und wesentlich älteren Geschäftsmann ge-zwungen wird und dann in einen existenzbedrohenden Konflikt mit dessen erster Frau Safira gerät, die trotz ihrer lange Zeit hasserfüllten Eifersucht auf Ramla aber ebenfalls Opfer der Familienstrukturen ist. Die Autorin beschreibt das Schicksal Safiras,Ramlas und deren Schwester Hindou, die zu einer Heirat mit dem gewalttätigen Alkoholiker Mou-barak gezwungen wird, jeweils aus der Perspektive dieser 3 Frauen. Vor allem Ramla gelingt es schließlich, das für sie lebensfeindliche Umfeld zu verlassen.
Trotz der relativ einfachen Sprache gelingt es der Autorin, ein sehr differenziertes und einfühlsames Buch über problematische Familienstrukturen im Norden Kameruns zu schreiben, ohne dass damit eine grundsätzliche Männerfeindschaft Amals anklingt, die in diesem Roman auch auf auf eigene Erfahrungen zurückgreift.