Kaum ist der Präsident gewählt worden, müssen die Franzosen wieder in die Wahlkabine, um ihre Abgeordneten zu wählen. Das findet schon in weniger als einem Monat (10. und 17. Juni)
Dieses Jahr kandidieren 6591 Politiker in den 577 Wahlkreisen, darunter 40% Frauen. Die Linksparteien (Sozialisten, Grünen, Front de Gauche und Radicaux) haben sich nicht über ein Abkommen einigen können und werden also in den meisten Wahlkreisen gegeneinander kämpfen.
24 Regierungsmitglieder kandidieren, obwohl der Premierminister gesagt hat, wer die Wahl verliert, verliert seinen Ministerjob…
Hier einige Frage-Antwort über die Abgeordneten in Frankreich.
Der « Höhepunkt » dieser Législatives ist zweifelsohne die Kandidatur Jean-Luc Mélenchons (Linksfront) gegen Marie Le Pen in der Region Nord. Mélenchon hat mit der Region eigentlich nichts zu tun, er möchte nur gegen Le Pen in ihrem Sitz in Hénin-Beaumont gewinnen und ihr ihrem geliebten Platz einnehmen.
Im Vergleich zur Präsidentenwahl am 6. Mai lag die Wahlbeteiligung am Sonntag deutlich niedriger, mit knapp 60 Prozent jedoch weitgehend auf dem Niveau des ersten Parlamentswahlgangs vor fünf Jahren.
Dennoch,das linke Lager liegt vorn. Es könnte sogar zur absoluten Mehrheit reichen.
Am nächsten Sonntag finden die Stichwahlen für die Abgeordnetenversammlung in den Wahlkreisen statt, in denen gestern keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht hat. In den Regeln zur Wahl der Nationalversammlung steht, dass alle Kandidaten, die im ersten Wahlgang mehr als 12,5% erreicht haben (andere Quellen sprechen von 20%), an der Stichwahl teilnehmen können. Und in der Tat finden in 46 Wahlkreisen sogenannte « triangulaires » statt,
also « Dreierstichwahlen ». In einer davon befindet sich der gestern mit seiner Partei prozentual « plattgefahrene » Modem-Chef Bayrou.
Was ich bis jetzt nicht kapiert habe: Was passiert, wenn keiner der « Triangulaire-Kandidaten » in der Stichwahl die absolute Mehrheit erreicht? Ist dann der Erfolgreichste der Drei auch mit einfacher Mehrheit gewählt?
Um an der Stichwahl teilnehmen zu dürfen muss ein Kandidat 12.5% der Wahlberechtigten des Kreises… Oft sind das ca 20% der Wähler. Mélenchon hat zB 21.5% der Stimmen bekommen, aber mit nur 57.2% Wahlbeteiligung sind das nicht 12.5% der Wahlberechtigten. Daher ist er aus.
Und ja, bei einer triangulaire geht es nicht um 50% sondern einfach um die einfache Mehrheit.
Merci beaucoup, Mislep! Alles klar! Hatte meine Kolleg(inn)en in der Schule schon gefragt. Wusste keine(r) der Befragten (hm: …trés compliqué etc.)
Eigentlich hätten deswegen gestern in den Berichterstattungen zur Wahl im Fernsehen jedesmal neben den Prozentzahlen der Kandidaten auch die Wahlbeteiligung in den einzelnen Wahlkreisen danebengeschrieben werden müssen, damit man mit den Zahlen überhaupt etwas hätte anfangen können.
Ja, oder bei jedem Ergebnis die Prozentzahl angeben, die für die Stichwahl notwendig gewesen wäre. Bleiben wir bei Mélenchon : er hat 21.48% bekommen, 21.88% hätten gereicht, um am Sonntag wieder dabei sein zu dürfen.
Der FN ist am kommenden Sonntag in 61 Wahlkreisen dabei (darunter 25 in PACA) und 32x in einer « triangulaire ». In 5 Wahlkreise hat der FN den ersten Platz belegt. (was aber nicht heißt, dass diese 5 am Sonntag gewinnen werden.)
Nur 36 Abgeordneten (von 577) wurden schon im 1. Wahlgang gewählt, darunter 22 aus der PS.
Interessanter Fall : in La Rochelle bleiben am Sonntag 2 Sozialisten… eine davon ist Ségolène Royal.
Der bewusste Tweet, der zum jetzt richtig ausgebrochenen « Zickenkrieg » zwischen Royal (« Ex ») und Trierweiler (« die Neue ») geführt hat. Ich frage mich, wie der « knuddlige » Hollande in Zukunft mit seinen beiden Alpha-Frauen zurechtkommt. Schlimm aber wohl in erster Linie für Royal. Wenn sie in La Rochelle als Importware scheitert, kann sie sich wohl auch den letzten Rest nationaler Ambitionen abschminken.
Gegen die Hierarchie aufzumucken ist in Frankreich das « schändlichste Verbrechen », das man begehen kann. Da Segolene Royal anscheinend keine Chance mehr hat, ihren Wahlkreis zu gewinnen, werden jetzt gegen den « Dissidenten » Forlani alle Register gezogen. Aus dem überzeugten Sozialisten Olivier Forlani wird einfach der Kandidat der Rechten und Ultrarechten gemacht.
Nach den ersten Prognosen (veröffentlicht in Belgien) hat die PS die absolute Mehrheit gewonnen. Segolène Royal ist von Olivier Forlani geschlagen worden und auch der Zentrist Bayrou hat es nicht geschafft, einen Sitz im neuen Parlament zu bekommen, dafür aber Marine Le Pen, wenn auch wohl als einzige Vertreterin des FN.