Le Riz de Camargue

Der Reis der Camargue

Den Reisanbau in der Camargue gibt es ungefähr seit dem 15. Jahrhundert und er wird auf Henri IV zurückgeführt. Ob das stimmt kann ich aber nicht sagen.

Die vornehmliche Rolle es Reisanbaus war bis 1930 die Vorbereitung des Bodens für andere Kulturen wie den Wein und natürlich um die Versalzung des Bodens aufzuhalten. In den 40er Jahren boomt der Reisanbau, zwischen 1939 und 45 ist der Seeverkehr unterbrochen und während der Besatzungszeit gibt es nur wenige Lebensmittel… Der Camargue-Reis reicht fast um die nationale Nachfrage zu erfüllen. Es werden Bewässerungskanäle, Pumpstationen und Silos gebaut. Arles wird zur „Capitale du Riz en France“, natürlich muss es jedes Jahr ein Fest geben. :wink:
Die Einrichtung eines „marché commun agricole“ 1963 führt in den 70er Jahren zu Preissenkungen und die haben den Rückgang des Reisanbaus zur Folge. Das ökologische Gleichgewicht der Camargue droht zu zerbrechen und die Erde zu versalzen. Um das zu verhindert, strebt man einen 10-Jahresplan an, in dem der Anbau von ca. 4.000 ha (1981) auf 20.000 ha gesteigert werden soll. Der Plan ist erfolgreich und im Jahr 1994 werden bereits 24.000 ha Reis angebaut. Heute sind es zwischen 17.000 und 20.000 ha pro Jahr.

Es gibt vier Sorten Reis, die hier angebaut werden:

  • Les riz ronds Der runde Reis für Dessert (Milchreis)
  • Les riz demi-longs Der halblange Reis für Paella oder Risotto
  • Les riz longs Der lange Reis für Salate
  • Les riz très longs Der sehr lange Reis als Beilage zu Fisch oder Fleisch

Nach der Ernte wird der Reis verarbeitet zu:

Riz complet: Reis von dem nur die Außenhaut entfernt und der sortiert und gereinigt wurde
Riz blanchi: Reis von dem die Außenhülle entfernt wurde und der geschält und geweißt wurde
Riz incollable: Reis der unter Wasserdampf behandelt wurde, damit er nicht mehr klebt
Riz précuid: Reis der vorbehandelt wurde, damit sich die Kochzeit verringert
Riz rouge: Natürlich roter Reis, Spezialität der Camargue (sehr lecker!)
Riz brun: Mittelding zwischen Riz blanchi und Riz rouge

Hierzulande kann man den Camargue-Reis in gut sortierten Bio-Abteilungen im Supermarkt kaufen und im Reformhaus. In Frankreich gibt es ihn auch in den einschlägig bekannten Supermärkten. :wink:

Im Camargue-Museum zwischen Arles und Les Saintes Maries de la Mer kann man sich sehr gut über den Reisanbau informieren, dort werden alle Stationen des Jahres dargestellt.

Ein Reisfeld im September:

Im Juni standen die Felder alle halbwegs unter Wasser und wenn ich ein Bild finde, reiche ich es nach.

Hilfe, warum macht sich denn mein Beitrag so dick? :open_mouth: Das Bild ist doch gar nicht so breit…

toller artikel :smiley:
dick??wer ist hier dick :laughing: :laughing:
geht doch noch,hab ich schon schlimmer gemacht
:wink:

:merci: Souris für den präzisen Überblick… Ich hab bisher Frankreich nur ganz nebenbei mit Reis in Verbindung gebracht. Wenn Reis in Europa, dann denkt man als Norditaliener immer an die Poebene. Muss mal im Bioladen aufpassen bzw. hier mal auf mein Packerl schaun. wiki behauptet Frankreich könne 75% seines Reiskonsums mit der Camargue abdecken. Fällt mir ganz spontan ein, dass sie dann wohl eher wenig Reis essen in F… Weil, die Camargue, da bist du ja in einem 1/4 Tag durchgerauscht…
Was den roten Reis betrifft: ist das jener den man gemeinhin als Wildreis bezeichnet ? Oder ist das brauner Reis ?

Danke ihr beiden.

Ja, man ist zwar schnell « durchgerauscht » Cristo, aber von der Straße aus sieht man ja nicht alles. Wir waren im Juni sehr erstaunt wie viele Felder es z.B. zwischen Les Saintes-Maries und Arles gibt, ohne Wasser fallen sie gar nicht so auf und auch die in der kleinen Camargue sieht man die Felder von den Straßen aus nicht.

Ist der Wildreis nicht eher so schwarz/weiß, das müsste der Riz complet sein? Der rote Reis ist jedenfalls wirklich rot und beim Kochen wird auch das Wasser rot. Er hat einen eher nussigen Geschmack. Ich mag ihn gerne.

:unamused: Roter Reis kam mir bisher nie auf den Teller: Muss eine Seltenheit sein oder ich bin zu selten in F

Ich habe schon den roten Camargue-Reis gegessen. Der ist etwas weicher als der schwatte und schmeckt aber ebenfalls nach Reis. :smiley:

Die Reisfelder erklären übrigens auch die schlechte Luft in der Camargue.

Ich habe noch nie roten Reis gesehen. Wo bekommt man den denn? Nur in Feinkostläden in Frankreich oder da auch in normalen Supermärkten?
Oder bei Al? :smiley:

Ob man ihn bei Al bekommt weiß ich nicht, allerdings bekommst Du ihn hier bei Rewe in der Bio-Abteilung oder im Reformhaus. :wink:

Guck mal hier steht wo du ihn in F bekommen solltest…

Wildreis ist schwarz, Camargue-Reis bräunlich-rot. Schon gehört? Ein paar Leute wollen anfangen im Kaiserstuhl Reis anzubauen! Die spinnen, die Römer.

Muss auch mal ein paar Reiskörner in die Diskussion einwerfen:

a) Ich liebe Reis :smiley:

b)

Gemeint ist die gemeinsame europäische Agrarpolitik. :wink:

c)

Oder nicht doch eher das ökonomische Gleichgewicht? :smiling_imp:

Am Beispiel des Reisanbaus lässt sich gut zeigen, wie künstlich das « Naturparadies » Camargue in Tat und Wahrheit ist!

Ursprünglich « lebte » das Mündungsgebiet der Rhone im saisonalen Wechsel von süss und salzig, es gab regelmässige Überschwemmungen und Ablagerungen neuer fruchbarer Erde durch die Rhone.

Dann (19. Jh) wurden die beiden Rhonearme eingedämmt und der ganze nördliche Teil der Camargue für die intensive Landwirtschaft nutzbar gemacht, vor allem für den Reis. Das zog zwingend ein gewaltiges Bewässerungssystem mit hunderten Kilometern Kanälen nach sich, was die « Naturlandschaft » zu einer hochtechnischen Agrarfläche werden liess.

Die Folge des intensiven Reisanbaus mit dessen gewaltigem Süsswasserbedarf war, dass der Etang der Vaccarès, der markante Binnensee, durch die Abflüsse von den Reisfeldern a) zu einem ganzjährigen Gewässer wurde, b) « versüsste » dh. seinen natürlichen Salzgehalt verlor und c) massiv Giftsstoffe aus der intensiven Landwirtschaft unmittelbar neben dem Kerngebiet des « Naturparks » aufnehmen musste (und muss…).

In dieser völlig vom Menschen kontrollierten « Natur » brachte der vorübergende Einbruch der Reiskultur tatsächlich eine ökologische Veränderung: Der Vaccarès drohte (wieder) salzig zu werden, das Umland wieder karg und nicht mehr für die intensive Landwirtschaft geeignet.

Heute ist der Reis en force zurück (leider nur zum kleinsten Teil biologisch :confused: ) und die Schleusen und Kanäle werden nach einem minutiösen Plan geöffnet und geschlossen, der den beiden wichtigsten Wirtschaftszweigen der Camargue gleichzeitig dienen sollte: dem Reisanbau und dem « Natur »-Tourismus. Letzterer ist ebenfalls interessiert daran, dass der Binnensee (mit seinen Flamingos) das ganze Jahr über möglichst gleichmässig gross zu bewundern bleibt, dabei aber nicht zu süss wird. Sein Salzgehalt und seine Ganzjährigkeit werden permanent wissenschaftlich analysiert und per Kanal- und Pumpsystem gesteuert.

Ah darum der schwankende Salzgehalt.

:top: ah, geniale Veranschaulichung, Souris!

Für Camargue-Einsteiger: der Vaccarès ist das grosse, ovale, blaue und sehr feuchte Ding in der Bildmitte. :laughing:

Das untere Blaue dagegen ist das Mittelmeer :sunglasses:

Dass der Salzgehalt gerade sooooo tief runterging in den Neunzigern hat glaub ich auch mit den Unwettern der Jahre zuvor zu tun (Dammbrüche, Überschwemmungen).

Werde mich mal schlau machen :wink:

In der Tat, Überschwemmungen 93-94.

Dokumentation (auf französisch… :cry: ) über die Camargue gibts zB auf der Site des Naturparks. Das Spannungsfeld Umweltschutz, Landschaftsschutz vs. Wirtschaftsinteressen, in dem das Delta steht, wird dabei nicht verschwiegen.

parc-camargue.fr/Francais/do … orie_id=22

Oder: tourduvalat.org/nos_programm … a_camargue
Oder: cemadoc.cemagref.fr/exl-doc/coll … 000162.pdf

Die letzte große Überschwemmung ist ja auch noch nicht so lange her. :unamused: Allerdings betraf sie mehr die Petite Camargue.
Man hat auch, gerade in der Gegend von Saintes-Maries Richtung Beauduc, Deiche gebaut, damit sich das Meer nicht noch mehr Land holt. Sonst wäre das große blaue in der Mitte schon längst mit dem großen blauen unten verschmolzen.

Danke für die Links, den oberen kenne ich, die beiden anderen noch nicht.

Ich hab zwei alte Bücher von Henry Aubanel (Schwiegersohn des Marquis Folco de Baroncelli-Javon) es ist schon interessant zu lesen, wie es früher war…

Aubanel, kannt ich gar nicht. Ist das hier sein Sohn?

uzes.blogs.midilibre.com/tag/aubanel

Kann meinerseits zwei kleine Bücher beisteuern zu unserer Camarguebibliothek :smiley:

  • einen intelligenten kleinen „Wanderführer“ mit Illustrationen und Grafiken und Erläuterungen zu den Naturphänomenen und menschlichen Eingriffen: Huet, Michel: La Camargue. Les randonnées nature. Editions Glénat. 2000.
  • den Katalog des Camarguemuseums: La Camargue. Le delta du Rhône de ses origines à 1950. Fondation du parc naturel. 2001. Toll daran vor allem die alten Bilder und die ausführliche Bibliographie!

Viel genannt als sozialwissenschaftliches „Standardwerk“ zur Camargue ist auch

  • Bernard Picon: L’Espace et le temps en Camargue. Gerade in dritter Auflage neu erschienen bei dem wunderbaren Verleger im wunderbaren Arles :sunglasses: : Actes Sud.
    actes-sud.fr/ne/lieux.php

Keine Ahnung, könnte aber gut sein, oder?
Auf der Seite von ffcc (Fédération Française de la Course Camarguaise) steht in der Biographie von Baroncelli:
25/04/1933 Mariage de sa fille Frédérique avec Henri Aubanel.
1934 Henry Aubanel devient manadier.

Wobei « Henri » und « Henry » wohl der gleiche ist.

Die Bilder in einem meiner Bücher sind von Pierre Aubanel.

Deine Bücher werde ich mir ansehen, sofern es geht. Ich habe zwar mittlerweile wenig Zeit zum lesen aber ab und zu klappt es doch. :slight_smile:

Ihr wißt bestimmt alle, daß Reis überhaupt keine einheimische Pflanze in Europa, bzw in Frankreich ist. Wie kommt es also, daß ausgerechnet in der Camargue Reis angebaut wird ?.
1939 wurden 20 Tausend Mann aus Indochina (so nannte man früher das heutige Vietnam) von der Kolonialmacht Frankreich, nach Marseille dienstverpflichtet. Sie wurden bei ihrer Ankunft im Gefängnis " Les Baumettes" beherbergt. Viele wurden später als Arbeitskräfte in Rüstungsbetriebe geschickt.
1941 wird Frankreich wegen des Krieges in Asien nicht mehr mit Reis versorgt. Dann beschließt Maréchal Pétains Regierung 500 von jenen Indochinesen in die Camargue zu schicken, damit sie dort Reis anbauen.
« Uns plagten nicht nur Schnacken » erzählt Le Van Phu, « sondern auch Hunger, Mangel an Kleider, Mangel an Schuhe und Heimweh. »
Schon 1942 werden 180 Tonnen,1944 2200 Tonnen Reis geerntet.
Indochinesische Reisbauern bekommen trotzdem einen Hungerlohn und verdienen 10 mal weniger als ihre europäischen Kollegen.
Erst 2009 werden Überlebende endlich von der Stadt Arles geehrt, die ihnen einen bedeutenden Teil ihres Reichtums verdankt…Besser spät als nie!

Quelle:
http://www.20minutes.fr/article/370310/Marseille-Arles-redecouvre-les-peres-du-riz-camarguais.php
:wink: