Dieser Kriminalroman von Jean-Christophe Grangé thematisiert die problematische Entwicklung einer Sekte im Elsass, die sich von der Außenwelt weitgehend abschottet und vor verschleierten Menschenrechtsverletzungen und sogar systematischer Euthanasie nicht zurückschreckt, um ihr religiöses Ideal der Heranzüchtung eines Gott möglichst nahestehenden Menschen zu verwirklichen. Die ermittelnden Elitepolizisten Pierre Niémans und seine Assistentin Ivana haben schließlich 4 Morde innerhalb der Ge-meinschaft der Sekte aufzuklären, wobei sie von der von den Polizeibehörden zu ihrer Unterstützung beauftragten Polizistin Stéphane Desnos vor Ort eine wichtige Hilfe erfahren. Trotz mancher Spannungen zwischen dem unter trauma-tischen Erinnerungen leidenden Ermittler Niémans, der seine Probleme mit Frauen nur schwer verbergen kann, und der Polizistin Stéphane Desnos gelingt es schließlich, ein Sektenmitglied als Haupttäterin (Rachel) zu entlarven. Ein besonderes Spannungsmoment ergibt sich aus der verdeckten Ermittlungsarbeit Ivanas innnerhalb der Sekte, die zu der erst spät entlarvten Mörderin Rachel ein brüchiges Vertrauensverhältnis aufbaut, aber mehrfach selbst in Lebensgefahr gerät. Nicht uninteressant ist auch das besondere Verhältnis zwischen Pierre Niémans und seiner eigenwilligen Assistentin Ivana, die auf Niémans trotz dessen väterlicher Fürsorge und Förderung auch als Frau faszinierend wirkt. Eine Interessengemeinschaft zwischen den beiden Elitepolizisten besteht in ihren traumati–chen Erfahrungen vor allem in Kindheit und Jugend, die beide stark belasten und ihnen zugleich eine Motivation und Fluchtmöglichkeit im Beruf des beharrlich ermittel-nden Polizisten bieten. Insgesamt handelt es sich um einen spannenden Roman, der nicht nur die Problematik einer fehlgeleiteten Sekte behandelt, sondern auch Themen wie Depression, Geschlechterbeziehungen und Umgang mit Krankheit und Tod aufgreift, positive und negative Menschenbilder gegeneinander abwägt und den Leser immer wieder zum Nachdenken über diese Themen anregt.