In diesem 2025 erschienenen Buch untersuchen die beiden Journalisten Charlotte Belaïch und Olivier Pérou Strukturen und Programm von LFI, das politische Handeln sowie das Privatleben führender Mitglieder der Partei LFI (La France insoumise). Auf der Grundlage vieler Aussagen von ehemaligen und noch aktiven Mitgliedern dieser Partei sowie auf der Basis schriftlicher Quellen, die klar zugeordnet werden, kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass LFI eine autoritär strukturierte, sektenförmige Partei ist, die keine innerparteiliche Demokratie praktiziert, teilweise antisemitisch und totalitär-revolutionär ausgerichtet ist. Alles drehe sich um den quasi diktatorisch agierenden Parteiführer Mélenchon, der sich nur von wenigen weiteren Vertrauten ansatzweise beeinflussen lasse. Die Autoren zeichnen das Bild einer von Intrigen, Skandalen und zwielichtigen Finanzierungspraktiken geprägten Partei, dessen oppor-tunistischem Führer alle Mittel recht sind, um bei Wahlen Erfolge zu erzielen und schließlich selbst Präsident zu werden. Aus der Sicht der Autoren ist auch das Frauenbild und das Verhalten Mélenchons zu Frauen fragwürdig und seine jetzige Partnerin habe einen verhängnisvollen Einfluss auf den Partei-führer und seine Partei.
Diese Analyse ist trotz etlicher Weitschweifigkeiten und polemischer Passagen sowie des fehlenden Quellenverzeichnisses durchaus lesenswert, lässt aber auch viele Fragen offen. Eine Stellungnahme der kritisierten Führungskräfte fehlt in diesem Buch, was sich z. T. allerdings durch ihre bewusst gewählte Distanz zu klassischen Medien erklären lässt. Die Frage, ob die Kritik an der Partei LFI wirklich zu verall-gemeinern ist mit Bezug auf alle Parteimitglieder und ihre Sympathisanten, wird von den Autoren nicht klar beantwortet, die auch die Frage weitgehend ausklammern, ob andere Parteien ebenso kritikwürdig sind.
Insgesamt gesehen ist das Buch der beiden Journalisten eine interessante politische Lektüre, die aber einen kritischen Leser voraussetzt, der auch andere politische Facetten mit einbeziehen kann.