La grande confrontation Sachbuch Raphaël Glucksmann

In diesem 2023 erschienenen Sachbuch analysiert der Essayist und Europaabgeordnete Raphaël Glucksmann politische und wirtschaftliche Hintergründe des Ukrainekriegs unter besonderer Berücksichtigung des Verhaltens europäischer Eliten in den letzten 20 Jah-ren. Mit Bezug auf zahlreiche Zitate, Fakten und persönliche Erfahrungen untersucht Glucksmann etliche Fälle von Korruption europäischer Politiker und Wirtschaftsführer durch Russland. Er geht von einem seit Jahrzehnten systematisch vom Kreml bzw. Putin geplanten Versuch aus, Europa wirtschaftlich in eine tragische Abhängigkeit von Russland zu bringen. Naivität, Habgier,Ignoranz und Verdrängung von Realität sind nach Meinung Glucksmanns die wesentlichen Gründe für diese Korruption eines Teils der europäischen Eliten, wobei er auch immer wieder die Rolle russischer Oligarchen her-vorhebt, deren wirtschaftliche und politische Macht meist direkt mit Putin und seinen geheimdienstlichen Aktivitäten verbunden sei. Aus der Sicht Glucksmanns hat der KGB-Offizier Putin seine politischen Grundeinstellungen nie wesentlich verändert und erfolg-reich versucht, mit geheimdienstlich geschickt angelegten verschleierten, aber oft bruta-len Methoden eine imperialistische Revisionspolitik zu betreiben, deren sichtbarstes äußeres Kennzeichen die europäische Abhängigkeit von Gas- und Erdöllieferungen war. Einen besonderen Schwerpunkt legt der Autor auf die Rolle des ehemaligen Bundes-kanzlers Schröder und des ehemaligen französischen Premierministers Fillon, denen er eine erhebliche Schuld anlastet. Glucksmann appelliert an alle Europäer, nicht nur an die Politiker, einen außenpolitischen Kurswechsel vorzunehmen und die Ukraine als Vor-posten der europäischen Demokratie bedingungslos zu unterstützen, auch wenn dies große Opfer für die Europäer bedeute. Er verbindet damit die Überzeugung, dass diese militärische und wirtschaftliche Wende Europas auch der Beginn einer effektiven euro-päischen Klimapolitik sein wird.
Das Buch ist weitgehend überzeugend, lässt aber auch einige Fragen offen, z. b. die Relevanz von positiven und von Korruption und Naivität freien Kontakten zwischen Russen und Europäern nach 1990.