Jean-Christophe Grangé, La dernière chasse 2019 Dieser Kriminalroman, der auch für das französische Fernsehen verfilmt wurde, ist ein spannender Roman des Erfolgsautors Jean-Christophe Grangé, der am Beispiel eines grenzüberschreitenden deutsch-französischen Kriminalfalls die Hauptpersonen in ihren Eigenarten, Problemen und Widersprüchen differenziert erfasst und dabei auch historische Aspekte( Zweiter Weltkrieg/ethnische Säuberung/Neonazis) in einer anschaulichen Weise einbezieht. Nach der Ermordung des Unternehmers Jürgen Geyersberg während einer Treibjagd im Elsass ermitteln die französischen Polizeioffiziere Niémans und Ivana für eine Sondereinheit der französischen Polizei in einer spannungsreichen Zusammenarbeit mit der deutschen Polizei(Kommissar Kleinert). Weitere Mordfälle im Umfeld der Unternehmerfamilie Geyersberg (Max Geyersberg und der Arzt Schüller) erschweren die Ermittlungen, die hauptsächlich in Freiburg und auf den Landgütern der wirtschaftlich und politisch sehr einflussreichen Familie Geyersberg stattfinden. Diese Familie, die seit Jahr-zehnten eine moralisch und ökologisch fragwürdige Jagdtradition pflegt, ist auch geprägt durch über Generationen hinweg auftretende mysteriöse Vermisstenfälle bzw. ungeklärte Todesfälle. Den französischen Ermittlern erscheint diese Familie schon bald als extrem vermögende, aber dekadente Familie, die ihr Leben nicht menschenwürdig gestaltet. Als die Haupttäterin aus der Familie Geyersberg nach vielen überraschenden Wendungen kurz vor ihrer Verhaftung Selbstmord begeht, bleiben noch etliche Fragen offen. Die Familie Geyersberg versucht alles, um die Affäre in ihren rufschädi-genden Einzelheiten zu vertuschen. Die französischen Polizeioffiziere kehren verbittert nach Frankreich zurück. Im Roman wird deutlich, dass diese beiden Polizeioffiziere eine tragische Vergangenheit haben, die sie beruflich motiviert, aber auch enorm belastet. Der energische deutsche Kommissar und seine eigenwilligen französischen Kollegen lernen sich aber trotz etlicher deutsch-französischer Mentalitätsun-terschiede und Spannungen während ihrer Ermittlungen allmählich besser kennen und wertschätzen. Eine sich anbahnende Liebesbeziehung zwischen dem nicht ganz glücklich verheirateten deutschen Kommissar Kleinert und der französischen Polizistin Ivana wird nicht fortgesetzt. Dass der französi-sche Polizeioffizier Niémans viele Fehler macht und sogar mit der Haupttäterin eine kurze intime Beziehung hat, weist auch auf die Widersprüchlich-keit dieser Hauptfigur hin, die für seine Assistentin Ivana eine problematische Vaterfigur ist. Interessant an diesem Buch ist sicherlich auch die ausführliche Darstellung der Stadt Freiburg in ihren ökologischen Prägung sowie ihren Lebensgewohnheiten. Insgesamt ist der Roman trotz einiger ungewöhnlicher Handlungsaspekte ein fesselnder und psychologisch interessanter Roman.