La dernière bible A. Wilde

In dieser 2022 erschienenen Erzählung von A. Wilde behandelt der Autor einen raffiniert angelegten Betrug im Verlagswesen auf der Grundlage der technischen Mög-lichkeiten der Künstlichen Intelligenz. Im Zentrum der Handlung steht der ehrgeizige, gewinnsüchtige und moralisch skrupellose Verleger Auguste Dormeuil, der unbedingt einen Mediencoup erreichen will, indem er trotz anfänglichem Misstrauen das Angebot der Veröffentlichung einer scheinbar authentischen Fortsetzung der Bibel annimmt und einen hohen Geldbetrag auf ein scheinbar echtes Vatikan-Konto überweist. Als sich das Ganze nach erfolgter Überweisung als Betrug herausstellt, der den Verleger an den Rand des Ruins treibt, engagiert dieser einen Detektiv, der schließlich die Spur eines die Künstliche Intelligenz beherrschenden Informatikers und Soziologen verfolgt. Auguste Dombreuil, der zwar weiterhin an der Aufklärung des Betrugs interessiert ist, erlebt einen Prozess der Selbstkritik, der ihn scheinbar zu einer Änderung seiner persönlichen Wertvorstellungen animiert. Die Erzählung hat ein offenes Ende. Interessant sind die vielen philosophischen oder ökologisch geprägten Zitate aus der angeblich authentischen Fortsetzung der Bibel, die den Leser zum Nachdenken über aktuelle Herausforderungen unserer Zeit anregen. Positiv zu bewerten ist auch die erkennbare harte Kritik an der Sensations- und Profitgier, die offenbar einen Teil der Medienwelt und der öffentlichen Meinung prägt. Die Persönlichkeit des Verlegers wird relativ differenziert erfasst, die der anderen Hauptfiguren wie z. B. ein ominöser Mönch leider nur sehr dürftig. Stilistisch lässt diese Erzählung aber doch in manchen Teilen einiges zu wünschen übrig. Insgesamt gesehen lohnt sich die Lektüre trotz der dargestellten Schwächen. Die Ebook-Version ist übrigens kostenlos erhältlich.