J'aime ! On aime ! ??????

Zur Zeit findet in Marseille eine Messe statt. Die Werbeplakate zeigen eine lächelnde Frau mit dem Ausruf: J’aime ! bzw. eine Gruppe glücklicher Menschen mit dem Ausruf: On aime ! Et vous?
Auch wenn mein Französisch nicht berühmt ist, bekomme ich hier « Bauchschmerzen ». Muss es nicht « Je l’aime » bzw. On l’aime" heißen?
Oder hat McDo den Spruch geschützt?

foiredemarseille.com/accueil.html

beides ist richtig,
j’aime… = ich liebe…
je l’aime… = ich liebe ihn/sie…

aber für die foire,sagt man : j’aime!

Warst du, oder gehst du auf die Messe, Woolito? Ich kenne nämlich eine Ausstellerin.
Sorry fürs oT. :smiley:

Je l’aime würde bedeuten ich liebe ihn/sie, wie Edwin gesagt hat. Für Gegenstände benutzt man ça oder gar nichts. Ca fürs Allgemeine; nichts für etwas präzises.
Les foires, j’aime ça. Aber la foire de marseille, j’aime.

mc dos spruch heisst « c’est tout ce que j’aime » eben weil « i’m loving it » nicht mit « je l’aime » übersetzt werden kann. « j’aime » wäre zu einfach, zu banal und zu kurz.

Die traditionelle Wortbildung zu allererst, aber ebenfalls die sonstige Grammatik wird durch Werbesprache zur Herbeiführung von Effekten ausgehebelt. Anschliessend geht der « Knüller » in die Allgemeinsprache über.
Ursprünglich wären Bildungen wie voiture sport (2 Substantive ohne Verbindung nebeneinander) oder VTT unzulässig, inzwischen sind sie gängig. Aus téléphone portable wird portable, das Adjektiv wird substantiviert.

Bei J’aime und On aime! (die natürlich im Sonderfall absolut (also ohne Objekt) gebraucht werden können - wie auch je chante oder je rêve), soll der Leser der Mitteilung unbewußt die Mitteilung ergänzen, sie mit dem Schwerpunkt der psychologischen Ergänzung begrifflich ausfüllen. Dabei ist das Raffinierte, daß die individuelle emotionale Vorliebe oder Dispostion ihm das Gefühl von Freiheit, von freier Entscheidung läßt.
Anders verhält es sich bei dem Werbespruch Avec Carrefour je positive! (möglicherweise mit einem Komma hinter Carrefour, um die gedankliche Hervorhebung zu markieren).
Aber auch so wird durch die Wortstellung am Anfang Carrefour zum psychologischen Subjekt. Das grammatische Subjekt steht nicht an erster Stelle, wie man es bei einem banalen Aussagesatz erwarten würde.
Der Überraschungseffekt hämmert die Nullstelle ins Unterbewußte, das Unausgesprochene prägt das Bewußtsein.

Weiß man von Anfang an, worum es sich handelt,sei es durch ein Photo oder durch den Namen eines Produktes, so braucht man l’ oder ça nicht unbedingt.Mich schokiert das überhaupt nicht.Findet man meistens in der Werbungssprache.

mich auch nicht… :mrgreen:
youtube.com/watch?v=yNl6bxTC0mQ

Komisch das dieses Thema gerade jetzt wieder auftaucht. Ich arbeite nämlich gerade über die Segmentierungen im gesprochenen Französisch für die Uni :smiley:

Eigentlich hat das nicht unbedingt mit Werbesprache zu tun. Es soll eine allgemeine Tendenz im frz sein. In einer Linkssegmentierung des Objekts (= wenn das Objekt am Anfang des Satzes verschoben wird) wird auf eine pronominale Wiederaufnahme oft verzichtet, immer sogar mit Verben wie aimer/adorer/détester usw.
Also in der Werbesprache : Dior, j’adore. La foire de Marseille, on aime.
Aber auch ganz alltäglich : les dimanches soirs, je déteste. L’honnêteté, mon chef apprécie beaucoup. La galanterie, t’as pas l’air de connaître !
Erklärungen über dieses Phänomen gibt es verschiedene.

« La foire de Marseille, on aime » oder « Avec carrefour, je positive » sind beide Linkssegmentierung des Rhemas (= Ziel der Aussage). Dass das Rhema vorne steht ist zwar nicht unüblich, aber stark nähesprachlich markiert und in der Schriftsprache nicht erlaubt. Solche Konstruktionen sind sehr emotional belastet. Bsp « 15 euros, ça m’a couté ! » « toute la matinée, on a attendu. » Der Sprecher stellt das Rhema nicht nur durch die Wortfolge im Vordergrund, sondern auch durch die Intonation : das verbale Satzglied wird so betont wie « dit-il »/« demandai-je » u.ä. in den Erzählungen und es hört sich also so an, als wäre an das Verb nur so ganz nebenbei erinnert.

Für Mislep
Dieses Phänomen ist sprachlich ja schon recht alt und in Gesellschaften, in denen man imponieren wil / muß, besonders auffällig.
Je weniger die Leute an Einfluss besitzen, umso mehr wollen sie sprachlich auf sich aufmerksam machen (Kraftausdrücke, Gruppensprache).
Das gilt im erweiterten Sinne auch für Satzstrukturen, die Aufmerksamkeit erregen sollen.

Einerseits sind Werbesprache, Sportsprache und Pressesprache die hervorstechenden Bereiche.
Dann kommt die Alltagssprache hinzu, in der die Individuen interagieren.

Auch in der Linguistik ist das Phänomen ein « alter Hut ».
Wie wurde es terminologisch erfaßt?
Die einen versuchten es mit « psycholoschem Subjekt » und « psychologischem Objekt », die nächsten systematischer mit der Formalisierung der Sprachwissenschaft, die sich seither auch nahezu ausschließlich LINGUISTIK nennt, im Bereich der Textlinguistik mit Thema und Rhema.

Es ist die Zeit, in der man begann, der Linguistik den Anstrich einer exakten Wissenschaft, vergleichbar der Mathematik, zu geben. Die ganze Terminologie, das Abbilden in Stammbäumen, das Schaffen neuer Begriffe, die angeblich die sprachliche Vielfalt exakter erdfassen sollten , deuten darauuf hin. Neue wissenschaftliche « Schulen », Doktrinen, Theorien entstanden, mit den entsprechenenden Grabenkämpfen (es ging auch um Gelder und Posten).

Teilweise stand ursprünglich dahinter der Wunsch nach militärischer Verwertbarkeit (Verschlüsselung in und Entschlüsselung von Geheimcodes). Begrifffe wie « Sender » und « Empfänger », « Kanal » wurden eingeführt. Auf dem offiziellen Markt sind wir nicht viel weiter gekommen als bis zu "Google-Übersetzung.

Ein interesssanter Fall war die belgische Firma Lernout & Hauspie, in der sich gleich ein Mitarbeiter der deutschen Geheimdienste einnistete. Sie arbeiteten an einem Spracherkennungsprogramm.

heise.de/tp/artikel/4/4607/1.html

Mir ist aber auch ein deutsches Forschungsprojekt bekannt, bei dem neben modernen Linguisten in Papua-Neuguinea Geologen beteiligt waren. Einerseits geht es darum, besser an die Naturvölker heranzukommen, indem man mit modernen sprachetheoretischen Ansätzen (der inbeirrbare Glaube an Fortschritt) ihre Sprachen ergründet, um vertrauensvoller kommunizieren zu können, gleichzeitig sind immer Geologen mit von der Partie, die nach Bodenschätzen (Öl, Quecksilber, Kupfer und neurdings seltenen Erden) suchen.

Dasselbe praktizieren seit Jahrzehnten die Wycliff-Bilbelleute. In Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen (linguistisch früh mit Bloomfield und spezilellen Instituten) missionieren sie nicht nur, sondern arbeiten grossen Konzernen zu.

de.wikipedia.org/wiki/SIL_International

Nun noch einmal zu Deinen Beispielen:

Man könnte die Sätze wie « 15 euros, ça m’a coûté(s)! » auch als besonders emphatische - wie im Schock geäusserte - ansehen. Also wie eine Art abgehackten Bewußseinsstroms.
Eine Art elliptischen (mit Auslassungen behafteten) Satzes, der eigentlich heißen müßte:

Ce sont 15 euros que cela m’a coûtés! C’est toute la matinéé que l’on a attendu! (Das Partizip verändere ich hier nicht, weil toute la matinée adverbial aufzufassen ist).

Das grosse Dilemma bei der linguistischen Sprachanalyse ist die Tatsache, daß man wichtige kommunikative Elemente wie Betonung, Stimmführung, Mimik, Ironie, Gefühle und soziale Konstellation, Anspielungen (die Wissen voraussetzen), nicht formal erfassen kann. Dazu gehört ferner der Punkt, daß man sich in geschriebener Sprache über gesprochene äußert. Vielleicht ein unüberbrückbarer Widerspruch?

Denk ich mir auch. :mrgreen:

Ich gebe zu, ich habe deinen Beitrag großteils nicht verstanden. Bzw ich habe nicht verstanden, was du damit beweisen willst… Es geht um einflussreiche Leute, dann um Sprachwissenschaft allgemein, dann kommt das Militär zum Einsatz, und dann Geologen in Papua-Neuguinea… :unamused:

Einen Punkt habe ich aber nachvollziehen können, und ich bin mit dir nicht einverstanden.
« 15 euros, ça m’a coûté » und ähnliche Strukturen (schließlich ist es ja das Thema des Threads) sind überhaupt keine Ellipsen !! Im Satz sind alle Elemente vorhanden. Der « normale » Satz (schriftliche Standardsprache) wäre außerdem keine Konstruktion mit « ce … que/qui » sondern einfach « ça m’a coûté 15 euros ». « Ce … que/qui » ist auch eine Art Rhematisierung. (Das nennt man übrigens « phrase pseudo-clivée » :smiley: )
Genauso wie im ursprünglichen Beispiel : La foire de Marseille, j’aime heißt normalerweise j’aime la foire de Marseille. Und nicht « c’est la foire de M que j’aime », weil das eine Kontrastierung bedeuten würde, was in « la foire de M, j’aime » nicht der Fall ist.

es ist auch nicht schlimm,das du nichts verstanden hast,mislep :wink:
das ist so gewollt…
und ich darf dich daran erinnern :
das füttern von trollen ist nicht erlaubt :mrgreen: