In diesem bereits 2008 erschienenen Polit-Roman schildert der Journalist Claude-Marie Vadrot auf der Grundlage eines ARTE-Films den Versuch der Bewältigung einer nuklearen Katastrophe in Frankreich. Im Zentrum der Handlung steht der indische Atomphysiker Kuldip Badhwar, der im Auftrag seiner Regie-rung einen Vertrag über den Verkauf von 4 französischen Atomreaktoren an Indien unterzeichnen soll. Der skeptische indische Atomexperte verrät schließlich, dass er selbst nur mit Mühe eine nukleare Katastrophe in Indien verhindert hat. Brisant ist, dass die Katastrophe in Indien durch einen Atomreaktor vom selben Typ wie die an Indien zu liefernden 4 neuen Reaktoren ausgelöst wurde. Kuldip Badhwar besteht darauf, dass anlässlich seines Besuchs im AKW Cattenheim Notfallmaßnahmen in Orientie-rung an dem bereits mit großen Verlusten bewältigten Notfall in Indien durchgeführt werden. Franzö-sische Atomphysiker, gewinnsüchtige Unternehmer und Politiker lassen sich darauf ein, wobei sie die Gefahren in grotesker Weise unterschätzen. Atomkritische Journalisten und eine prominente Umwelt-schützerin versuchen gegenzusteuern und informieren die Medien trotz der verzweifelten Vertuschungs-bemühungen der meisten Politiker und beteiligten Unternehmer. Es wird deutlich, dass die in Notfall-plänen vorgesehenen Maßnahmen illusorisch sind und ein Chaos und die damit verbundene finale Katastrophe bei einer Zuspitzung des Notfalls unvermeidlich sind. Mit viel Glück und auf der Grundlage der Erfahrungen des indischen Atomphysikers kann eine Kernschmelze verhindert werden. Kuldip Badhwar verweigert schließlich die Unterzeichnung des Liefervertrags und solidarisiert sich mit den Atomkritikern, was aber offenbar nicht verhindert, dass ein neuer Beauftragter der indischen Regierung den Liefervertrag verspätet unterzeichnen wird. Ein verantwortlicher französischer Atomphysiker und ein Bürgermeister haben offenbar begriffen, dass die Atomtechnik nicht sicher beherrscht werden kann und ziehen daraus persönliche Konsequenzen. Der Autor betont nicht nur die erheblichen Risiken bei der Nutzung von Atomreaktoren, sondern auch Korruption, Leichtsinn, Verdrängungsmechanismen und politischen Opportunismus der Verantwortli-chen. Pikant ist auch die Tatsache, dass ein raffinierter Energie-Unternehmer sich mit großem Erfolg als Börsenspekulant betätigt. Man kann dem Autor vorwerfen, dass die Perspektive der Befürworter der Nutzung von Kernenergie kaum angesprochen wird. Auch wenn der Roman einen hohen Spannungs-grad aufweist und die extreme Angst und ebenso die grotesken Vertuschungsbemühungen gut heraus-arbeitet, ist er literarisch keine Meisterleistung. Aber immerhin ist dieses Buch trotz einiger Schwächen der einzige mir bekannte französische Roman, der auf die Gefahren einer möglichen Nuklearkatastrophe in Frankreich hinweist und damit zum Nachdenken anregt.