In diesem 2008 erschienenen Sachbuch schildert der renommierte Historiker Marc Ferro den Zweiten Weltkrieg aus der Perspektive von 7 diese Zeit wesentlich prägenden Politi-kern: Stalin, Churchill, Mussolini, Roosevelt, de Gaulle, Hiro-Hito und Hitler. Aber auch Truman, Mao, Chiang Kai-schek, Rudolf Hess und andere historische Figuren werden in ihrem wesentlichen Wirken erfasst. Marc Ferro konzentriert sich nicht nur auf Entschei-dungen und Handlungen, sondern auch auf die gedanklich-politischen Wege zu diesen Entscheidungen im Rahmen einer „parallel-historischen” Analyse. Dabei wird deutlich, dass die von ihm erfassten historischen Entscheidungsträger auch oft zu Fehlein-schätzungen der Handlungen und Ziele der anderen historischen Figuren kamen und insgesamt häufig schwankten in ihren politischen Sichtweisen vor allem hinsichtlich der Identifikation ihres politischen Hauptgegners. Ein Schwerpunkt der Analyse Ferros liegt in der Herausarbeitung des Gegensatzes zwischen de Gaulle und seinen „Partnern” in den USA und in Großbritannien. Aber auch die vergeblichen Versuche de Gaulles einer poli-tischen Annäherung an Stalin zwecks Aufbaus eines politischen Gegengewichts gegen Roosevelt und Churchill werden gut dargestellt, wobei die von de Gaulle empfundenen Demütigungen vor allem durch Roosevelt und Churchill klar erfasst werden. Beeindruckend ist auch die Schilderung der wesentlichen Rolle des japanischen Kai-sers inklusive seiner teilweisen Abkehr von fanatischen japanischen Militärs in der Schlussphase des Krieges. Auch Mussolinis tragische Rolle im historischen Geschehen wird gut herausgearbeitet. Die letzten Tage Hitlers und Mussolinis werden besonders detailliert erfasst.
Fast alle Ausführungen Ferros erscheinen gut belegt mit Zitaten und durch ein ent-sprechendes Literaturverzeichnis. Es gibt aber auch einige sehr undifferenzierte Passa-gen in diesem ansonsten sehr instruktiven Sachbuch; die knappe Bewertung des Stauffenberg-Attentats als Versuch lange Zeit hitlertreuer Offiziere, eine militärische Katastrophe abzuwenden, erfasst überhaupt nicht, dass zumindest Stauffenberg, Tresckow und Beck auch gegen Menschenrechtsverletzungen des NS-Regimes protestierten und sich für die Errichtung eines Rechtsstaats in einem friedlichen Europa der Verständigung einsetzten, auch wenn dieser aus der Perspektive großer Teile des militärischen Widerstands eher einen autoritären Charakter haben sollte.
Insgesamt ist dieses Buch ein kenntnisreiches, lesenswertes Buch, das meist gut dokumentiert ist, aber leider stellenweise einige wesentliche Fakten ausklammert bzw. undifferenziert bewertet.