In Québec beschäftigt sich die Politik regelmässig mit der französischen Sprache, um sie vor dem Fortschritt des Englischen in der offiziell nur französischsprachigen Provinz Kanadas zu beschützen. Nach der Veröffentlichung neuer Statistiken ist ein neues Debatt ausgelöst worden.
79,7% der Angestellten und Arbeiter in Québec verwenden vorwiegend die französische Sprache am Arbeitsplatz. 2006 waren es noch 82%.
Nur ein Drittel der Migranten besuchen einen Französisch-Kurs.
Gegenüber dieser dramatischen Entwicklung fordert die Opposition Massnahmen, um die Rolle der französischen Sprache auf dem quebecischen Arbeitsmarkt zu sichern. Wie so oft ist Montréal, wirtschaftliches Zentrum der Provinz, im Mittelpunkt der Diskussion. Dort lebt nicht nur eine englischsprachige Minderheit, sondern die englische Sprache ist allgegenwärtig. 60% der Jobangebote verlangen die englische Sprache. In den meisten Geschäften werden die Kunden mit der zweisprachigen Begrüssung « Bonjour-Hi! » empfangen. Und das geht gar nicht! Die Verbreitung dieser Begrüssung würde den Vormarsch des Englischen bestätigen, somit auch die Zweisprachigkeit der Provinz. (Klartext: den Sprachwechsel zum Englischen)
Das Parlament Québecs hat also beschlossen, den Verkäufern zu empfehlen, die Kunden nur mit « Bonjour » zu begrüssen. « Bonjour » sei nämlich eines der bekanntesten Wörter der französischen Sprache und symbolisiere die quebecische Freundlichkeit. In der ersten Version des Textes wurde das « Hi » als « irritant » bezeichnet, was letztendlich nach langer Diskussion aufgegeben wurde.
Sprachwandel lässt sich nicht aufhalten, höchstens verzögern. Ich finde, man sollte der « Natur » ihren freien Lauf lassen. Sprache ist nur ein Medium.
Die Frage ist, ob man in Québec wirklich von Sprachwandel sprechen kann. Seit 250 Jahren leben sie in einem sehr stark vom Englischen dominierten Land, die Québecois wurden sogar deportiert, die Anglophonen haben sie ständig aufgefordert, englisch zu sprechen (speak white!) und trotzdem hat fast 80% der Bevölkerung französisch als Muttersprache (englisch nicht mal 10%). 1848 machten die Anglophonen 25% der Bevölkerung Québecs aus.
Ich verstehe die Sorgen Québecs (und die Durchsetzung der englischen Sprache erfolgt ja nicht nur dort) aber ich glaube, dass sie vielleicht leicht übertrieben sind
Die Frankokanadier haben bis in die 1960er Jahre versucht, sich abzuschotten und abzusondern, allein schon durch den strengen Katholizismus. Wenn ein Wandel der gesellschaftlichen Normen auch eine Veränderung in der Sprache mit sich bringt, dann ist das halt so. Ich glaube kaum, dass die Identität der Kanadier gefährdet ist, wenn Französisch verdrängt wird. Am Ende entscheidet jeder Einzelne, welche Sprache er nutzen und weitergeben will; in der Öffentlichkeit kann es nur ein Vorteil sein, wenn Frankokanadier auch englisch verstehen(Andersherum sollte man sich keine Hoffnung machen. Anglophone und Fremdsprachen ). Man muss sich das Leben nicht durch Prinzipien schwer machen.
Und was ist mit der Identitaet der Quebecois ?
Und wie du selber sagst, jeder einzelne entscheidet, welche Sprache er nutzen will, also wenn die Quebecois lieber franzoesisch sprechen als englisch, wo ist das Problem ?
Wenn die Quebecois „Canadiens“ sagen, meinen sie eigentlich die Frankokanadier, was schon anmaßend genug ist. Kanada hat eine gemeinsame Identität, alles andere ist nur Regionalismus.
Dass sie anderen vorschreiben, welche Sprache zu nutzen ist, nur um sie vor dem Aussterben zu retten. Evolution lässt sich eben nicht dadurch aufhalten und Abschottung ist das Letzte, was man in der Welt braucht, selbst wenn sie „sprachlicher“ Natur ist.
Quebec ist eine „Nation“ innerhalb Kanada, keine Region, wie NRW in Deutschland oder Paca in Frankreich. Das ist also bestensfalls Nationalismus
Dass sie anderen vorschreiben, welche Sprache zu nutzen ist, nur um sie vor dem Aussterben zu retten.
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Das tut jeder Staat auf der Erde (oder fast).
Welch ein Glück, dass es nur Nationalismus ist
Die Quebecer sind die Bevölkerung der Provinz Québec, nichts anderes. Dass die Frankokanadier mit der Bezeichnung „Québecois“ nur sich selber meinen und die anglophone Minderheit ausgrenzen, sollte man nicht vergessen.
… Und der Staat ist Kanada, ein zweisprachiges Land. Wenn das Regionalparlament einer Provinz nun empfiehlt, nur noch französische Ausdrücke und Bezeichnungen zu verwenden, wäre das so, als täte man dasselbe mit Englisch in Alberta oder British Columbia. Das macht da aber meines Wissens nach niemand, weil es abwegig ist. Der Punkt in Québec ist, dass sich hier eine Mehrheit von einer Minderheit bedroht fühlt. Egal ob es berechtigt erscheint oder nicht (Prognosen sind am Ende auch nur Spekulation), hier wird nicht eine Sprache geschützt, sondern sich wieder abgegrenzt.
Einen ähnlichen Prozess erleben wir zur Zeit in den USA gegenüber der spanischsprachigen, wachsenden Minderheit.Dort überlegt man nun, Englisch auch offiziell zur Nationalsprache von Verfassungsrang zu erklären. Die letzten hundert Jahre hatte man das nicht „nötig“ gehabt, aber kaum fangen einige an, die Realität anzunehmen und auch in der Öffentlichkeit, an Flughäfen, in Geschäften, in zweisprachigen Zeitungen Spanisch zu nutzen, sieht die anglophone Mehrheit ihre Felle davonschwimmen und sieht sich bedroht.
Ich fürchte mich vor derartigen Sprachrettungsprozessen, die politisch motiviert sind.
Wer hat mal gesagt, dass Kanada kein zweisprachiges Land ist, sondern ein land mit 2 Sprachen ? Kanada hat 2 Amtsprachen aber ist noch lange nicht zweisprachig. Die Menschen sind nicht zweisprachig, die Provinzen auch nicht. Von den 10 Provinzen hat nur eine 2 Amtsprachen. Fahr mal nach Calgary und sprich dort französisch (offiziell 2te Sprache Kanadas) und siehe mal, ob man dich nicht vorschreibt, welche Sprache du zu benutzen hast.
Nicht vergessen, dass die Anglophonen in Québec eine falsche Minderheit sind. Sie sind eine Minderheit in Québec, aber Québec befindet sich im gesetzlichen Rahmen Kanadas, wo die Anglophonen die Mehrheit sind. Egal, was Québec für die Frankophonen bzw gegen die Anglophonen entscheidet, Kanada kann das immer noch ändern. Siehe zB das ganze Theater mit dem quebekischen Loi 101, das umgeschrieben werden musste, weil die kleine Minderheit es nicht akzeptieren wollte… Die Anglophonen in Québec sind eine Minderheit mit der Macht einer Mehrheit.