Die Nachricht vom Tod des ehemaligen französischen Präsidenten Giscard d’Estaing und die anschließenden Kommenatare in französischen Medien haben in mir auch einige Erinnerungen an meinen Französischunterricht und an meinen Strudienaufenthalt in Frankreich wachgerufen. Im Französischunterricht präsentierte uns der Lehrer eine Rede des Präsidentschaftsbewerbers und den dazu passenden Originaltext aus einer französischen Zeitung;der zentrale Begriff der Veränderung(le changement) bestimmte diese Rede und die damit verbundenen Hoffnungen auf eine freiere Gesellschaft auch als Antwort auf die 68-er-Bewegung. Trotz aller berechtigter Kritik an Giscard d’Estaing(Kommunikationsprobleme, Korruptionsaffäre um das Bokassa-Geschenk, neoliberale Politik,Giscard als Séducteur undTechnokrat )darf man ihn aber meiner Meinung nach nicht nur nach heutigen Maßstäben beurteilen. Er engagierte sich sehr für die Europa-Idee und die deutsch-französische Freundschaft(mit Bundeskanzler Schmidt) und führte viele wichtige liberale Reformen durch(sozial gerechtes Scheidungsrecht,Liberalisierung des Abtreibungsrechts, Wahlrecht ab 18 Jahren). Als Student in Frankreich haben mich vor allem die, Bemühungen dieses Präsidenten um neue Formen des Dialogs mit dem Volk beeindruckt(Fernsehen, Essen mit Leuten aus dem „Volk”), auch wenn dies manchen- auch mir- schon damals etwas hölzern und ungeschickt erschien.