[size=85]Bild: Verlag[/size]
Nordfrankreich wurde bisher von den deutschen Reiseführerverlagen links liegengelassen, wenn man darunter NICHT die Normandie, das Elsass oder gar die Bretagne versteht… Es geht hier um die Hauts-de-France.
Gut, dass der Emons-Verlag und Autor Georg Renöckl dieser interessanten Region gleich ein ganz besonderes Buch widmen, das ich hier gerne vorstelle. Es ist erst vor einigen Wochen erschienen und bietet eine bunte Zusammenstellung von Orten, die das gewisse Etwas haben. Abseits touristischer Pfade lässt einen der Autor das Nord-Pas-de-Calais und die Picardie entdecken, indem er zum Beispiel der Tour Perret in Amiens, dem Raketenstollen von Landrethun oder einem Blumencafé in Argoules Raum gibt. Zu jeder der 111 Sehenswürdigkeiten gibt es eine Seite Text dazu und einen Kasten mit praktischen Informationen.
Die versammelten Orte spiegeln den Charakter der Hauts-de-France wieder: Eine geschichtsträchtige Region, die von Kriegen geschüttelt, von Schönheiten der Natur wieder geheilt und mit sanfter Melancholie umspielt wird. Es gibt ein Meer, das nicht strahlend schön ist wie die süßliche Côte d‘Azur, ein Land, das geprägt ist von Bombenkratern und Bergbauvergangenheit genauso wie von Wald und Märchenquellen. Selbst die scheinbar kleinsten Orte bergen ein Kleinod, und sei es in Form eines mit Herz geführten Cafés.
Es ist dem präzisen und unterhaltsamen Schreibstil des Autors zu verdanken, dass trotz der Kürze nie ein Gefühl von Oberflächlichkeit aufkommt und doch der Eindruck entsteht, dass es eine Geschichte hinter der Geschichte gibt, die sich erst bei einem Besuch entfaltet. Ein Reisebuch im besten Sinne also. Praktische Informationen in einem dezenten Kasten helfen demjenigen, der das Buch als Reiseführer sieht. Darüber hinaus erwähnt ein Tipp einen weiteren point d‘intérêt, von dem man den Eindruck gewinnt, dass er genauso gut einer der 111 erwählten Orte hätte sein können. Manchmal, und das ist die editorische Schwierigkeit der Buchreihe, glaubt man, dass jener Tipp interessanter ist als der vorgestellte Ort. Wie wäre es mit einer neuen Reihe: 555 Orte in xy, die man gesehen haben muss?
Alles in allem ist dieser Reiseführer der etwas anderen Art ein lesenswertes, unterhaltsames Buch, das auch dem (noch) Zuhausegebliebenen Freude bereitet.
Das Buch ist übrigens auch ins Französische übertragen worden, damit auch die Franzosen erfahren, was der bisher stiefmütterlich behandelte Norden so zu bieten hat (von den Sch’tis und Bergues abgesehen).
Links:
Infos auf der Verlagsseite
Internetvertretung der Region Hauts-de-France