Was kann unerträglichen politischen Zuständen, persönlichen Verlusten und dem Vergehen der Zeit schon entgegengesetzt werden? Die Filme der 6. Französischen Filmtage verhandeln diese Fragen auf vielfältige Weise. Im Zentrum des Programms aus zehn aktuellen Hamburg-Premieren stehen dabei keine große Heldentaten, sondern Formen alltäglichen Widerstands.
Unterstützt werden die 6. Französischen Filmtage vom Institut français Hamburg und Paris und der Französischen Botschaft in Berlin.
Stella • OF/Engl. UT
F 2008, Sylvie Verheyde 103 min.
Mit Léora Barbara, Benjamin Biolay, Guillaume Depardieu
Paris 1977: Stella wächst in der Kneipe ihrer Eltern auf. Sie weiß alles über Poker, Fußball und Popmusik, aber als sie auf ein bürgerliches Gymnasium wechselt, muss sie sich in einer fremden Welt zurechtfinden. Ihre neue Begeisterung für Balzac hilft ihr dabei zwar ebenso wenig wie einst Antoine Doinel, stärkt aber die Freundschaft zu ihrer Mitschülerin Gladys. – Im Anschluss präsentiert Vive la fête – la discotheque français Chansons aus dem Film und weitere Perlen der frankophonen Popkultur aus den letzten Jahrzehnten bis heute. Es darf getanzt werden! myspace.com/saint_tonaire
8.8. 19.00 / 15.8. 21.45
Entre nos mains • OF/Engl. UT
F 2010, Mariana Otero 88 min.
Dokumentarfilm. – Um ihre Firma für Damenunterwäsche vor der Insolvenz zu retten, entschließt sich die Belegschaft zur Gründung einer Kooperative. Mariana Oteros Film begleitet die Frauen auf geduldige und unaufgeregte Weise in ihrem Arbeitsalltag und bei den mühsamen Entscheidungen und Verhandlungen, in denen es immer auch um Fragen nach Solidarität, Zusammenhalt und Unabhängigkeit geht.
9.8. 17.00 / 14.8. 19.00
Parade • OF/Engl. UT
F/USA 2012, Olivier Meyrou 72 min.
Der Franzose Fabrice Champion war ein Star am Trapez, aber nach einem schweren Unfall ist der Artist als querschnittsgelähmter Tetraplegiker an den Boden gefesselt. Jede alltägliche Verrichtung ist mühsam und kräfteraubend. Doch wenn Fabrice junge Nachwuchstalente in der Nationalen Zirkusschule in Rosny unterrichtet, wird deutlich, dass seine Liebe zum Zirkus ungebrochen ist. Gemeinsam mit seinen Schülern Matias und Alex entwickelt er eine Akrobatiknummer, die sein verbleibendes Bewegungsspektrum kreativ erforscht und erweitert. Mit seiner zurückgenommenen, beobachtenden Erzählweise verfolgt Olivier Meyrou den Neuanfang des gelähmten Akrobaten über einen Zeitraum von vier Jahren und zeichnet ein berührendes Porträt.
9.8. 19.00 / 17.8. 17.00
La Pirogue • OmU
Die Piroge
F/ Senegal 2012, Moussa Touré 87 min.
Mit Souleymane Seye Ndiaye, Malamine Drame
Alltag zwischen Afrika und Europa: Baye Laye, Kapitän eines Einbaums in einem Fischerdorf in der Nähe Dakars, soll 30 Männer nach Spanien bringen. Viele von ihnen haben noch nie das Meer gesehen. Baye weiß um die Gefahren dieser oft tödlichen Reise, willigt aber schließlich doch ein.
10.8. 17.00 / 11.8. 19.00 / 12.8. 21.15
Les Eclats (Ma gueule, ma révolte, mon nom) • OF/Engl. + Frz. UT
The Outbursts
F 2011, Sylvain George 84 min.
Fernab des klassischen Dokumentarfilms versammelt Sylvain George hier fragmentarische Szenen aus Calais, die das Leben der illegalen Migranten zwischen den Barrieren am Hafen und dem Camp im Wald, bei der Rasur am Hydranten und dem Unkenntlichmachen der eigenen Fingerabdrücke zeigen. Ausgehend von Material aus seinem Dokumentarfilm Qu’ils reposent en révolte vermessen die kontrastreichen Schwarzweißbilder die Strukturen der Stadt, die das Leben der Männer bestimmen und innerhalb derer sie eigene Überlebensstrategien entwickeln.
10.8. 19.00 / 18.8. 21.15
Rengaine • OmU
F 2012, Rachid Djaïdani 75 min.
Mit Slimane Dazi, Sabrina Hamida, Stéphane Soo Mongo
Ein junges Paar in Paris beschließt zu heiraten. Sabrina und Dorcy sind glücklich, aber Sabrinas muslimischer Bruder weigert sich hartnäckig zu akzeptieren, dass seine Schwester mit einem schwarzen Christen zusammenleben möchte. Eine junge, wilde, ironische und unkonventionelle Variation des – wie der Titel schon sagt – so häufig wiederholten Romeo und Julia-Themas.
Von Studierenden der Humboldt-Universität in Berlin ins Deutsche übersetzt und untertitelt.
10.8. 21.15 / 18.8. 19.00
Ernest et Célestine • OF
F/Belgien 2012, Stéphane Aubier, Vincent Patar, Benjamin Renner, 81 min.
Zeichentrickfilm. – Célestine ist eine Außenseiterin in der Mäusegesellschaft. Statt für ihre berufliche Zukunft als Zahnärztin zu arbeiten, zeichnet sie lieber – vor allem Bären, vor denen sie sich als Maus eigentlich zu fürchten hat. Und dann lernt sie Ernest kennen … Der Animationsfilm nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Gabrielle Vincent zeigt auf phantasievolle Weise die ungewöhnliche Freundschaft zwischen einer kleinen Maus und einem großen Bären, die sich gegen allen Vorurteile und Widerstände behauptet. Ein Film für die ganze Familie.
11.8. 15.00 / 18.8. 15.00
Naissance des pieuvres • OmU
Waterlilies
F 2007, Céline Sciamma 85 min.
Mit Pauline Acquart, Louise Blachère, Adèle Haenel
In der Ödnis der Sommerferien erleben Marie, Anne und Florentine zwischen Synchronschwimmtraining und Partys ihr erstes Mal. Céline Sciamma gelingt es in ihrem ersten Langfilm, diese so oft gezeigte Situation auf dieselbe ungewöhnliche und charmante Weise zu erzählen, die auch ihren letzten Film Tomboy auszeichnet.
11.8. 21.15 / 22.8. 17.00 / 25.8. 19.00
Les toits de Paris • OF/Engl. UT
Beneath the Rooftops of Paris
F 2007, Hiner Saleem 98 min.
Mit Michel Piccoli, Maurice Bénichou
Ein alter Mann schleppt sich in der drückenden Sommerhitze die Stufen zu seinem bescheidenen Zimmer unter dem Dach hinauf. Der Körper gibt langsam auf, der Sohn lässt schon lange nichts mehr von sich hören und der Freund wird bald die Stadt verlassen. Aber noch bleibt etwas Zeit – für gemeinsame Essen, Schwimmbadbesuche und eine letzte Liebe. Ein stiller, poetischer Film über einen prekären Ort, an dem sich junge und alte Menschen in den Grenzsituationen ihres Lebens begegnen: die ehemaligen Dienstmädchenzimmer unter den Dächern von Paris.
14.8. 21.15 / 23.8. 17.00
Michel • OmU
L´Air de rien
F 2012, Grégory Magne, Stéphane Viard 91 min.
Mit Michel Delpech, Grégory Montel, Fred Scotlande
Gerade erst hat Grégory Morel das Büro seines verstorbenen Vaters übernommen. Die Arbeit als Gerichtsvollzieher liegt ihm jedoch nicht besonders – und dann bekommt er auch noch so einen Fall zugewiesen: Michel Delpech. Der Sänger war einst das große Idol des Vaters, ist mittlerweile jedoch hoch verschuldet und kurz davor, sein Haus zu verlieren. Was tun? Grégory entwickelt einen ganz eigenen Lösungsansatz … Die Musik Michel Delpechs, dessen Rolle durchaus autobiografische Züge aufweist, und der lakonische Humor machen diesen Film zu einer ganz besonderen französischen Komödie.
Von Studierenden der Universität Potsdam ins Deutsche übersetzt und untertitelt.
20.8. 19.30 / 24.8. 21.15