Vielleicht unterscheiden sich Franzosen und Deutsche gar nicht so sehr in ihren Präferenzen für bestimmte Gebiete im jeweiligen Nachbarland. Dabei bestimmen wohl der Sonnen- und der Coolnessfaktor sowie bei vielen der Hang zur „Sesshaftigkeit“ die Auswahl. Also in Frankreich der Süden mit Mittelmeeroptik, zirpenden Grillen und provencalischem „Impressionismus“ und Paris mit Flair und schließlich die „zweite Heimat“, weil man einem bestimmten Ort schon seit Jahren die Treue hält. Und in Deutschland auch der Süden, nicht wegen der Sonne, aber weil man dort die schnuckligen Bilder wiederfindet, mit denen man seit Ewigkeiten in Reiseprospekten konfrontiert wird, und eben das „coole“ Berlin.
Wer von den Besuchern ist neugieriger „Nomade“, der sich willens mal auf andere Ecken einlässt, meiner Erfahrung nach in Frankreich noch weniger als in Deutschland ? Wo ist die Bereitschaft, mal mit dem Finger über die Landkarte zu wandern und sich zu fragen: Was ist das eigentlich für eine Gegend da oben zwischen Nord- und Ostsee oder an der tschechischen oder holländischen Grenze, von so unbekannten Regionen wie Thüringen, Sachsen oder Niedersachsen ganz zu schweigen. Wer überhaupt in Frankreich kennt jemanden, der da schon mal war und davon erzählen könnte? Und umgekehrt ist es oft ähnlich.
Ich stelle mir gerade eine „Plauderstunde“ vor, wie sie Dresden schildert. Mit Franche-Conté und Thüringen gewinnst du keine Schnitte.
Ich bin ganz deiner Meinung, das ist völlig zweiseitig, kaum ein Franzose ist dazu bereit, in Sachsen-Anhalt Ferien zu machen und kaum ein Deutscher in der Creuse. Das meinte ich auch nicht.
Ich bedauere nur die Tatsache, genau al auf der ersten Seite gesagt hat, dass Deutschland (für die Franzosen) nur mit dem « coolen » Berlin assoziiert wird. Das ist nur EIN Stück des Landes. Dabei möchte ich nicht einmal die klischeehafte Interview der BVG erwähnen, wo der Franzose sich gleich als Kulturbotschaftler und Wein-Liebhaber erklärt, hauptsache werden die Klischees gepflegt…
Die Medien sind da Schuld, denn es wird gar nicht für etwas unbekanntere Ecken geworben, oder habt ihr irgendwo eine Werbung in Frankreich für Ostfriesland gesehen? Obwohl es dort genauso schön ist, wie im Schwarzwald… aber vielleicht sag ich das ja nur, weil ich selber in einer fast franzosenfreie « Zone » wohne, die völlig von den Touristen aus Frankreich ignoriert werden, die sich lieber zum x-mal die Mauer anschaut.
Das Gleiche gilt für Frankreich. Dabei werden leider sehr schöne Ecken vernachlässigt, und das ist eigentlich sehr schade.
Ich habe die Deutschen immer wieder enttäuscht: Ich entspreche in keiner Weise den gängigen Klischees über Franzosen.
Blaue Augen, ein Familienname, der überall im süddeutschen Raum heimisch ist (und besonders jenseits des Alpenhauptkammes ), eine stark alemannisch anmutende Redeweise (so dass man mich des Öfteren fragt, ob ich aus der Schweiz oder Vorarlberg komme). Kein netter französischer Zungenschlag!
Aber du lebst da, wo ein Klischee-Franzose leben würde, wenn er schon seine Zelte im deutschsprachigen Raum aufschlägt. Auf nach Nordfriesland, Andergas[size=150]son[/size] !
ich hab versucht, dort urlaub zu machen. nee, nee, nee.
ich hab denen dann von der normandie erzählt, wo sich das wasser wirklich bewegt, von leckeren sachen aus den bäckereien (incuxhaven wollte dir mir was verkaufen, was die auch noch baguette nannten. mein kommentar dazu: backt lieber was, das ihr auch könnt!), von kleinen landstrassen ohne allzuviel raserei, von wochenmärkten… ich glaub, hätt ich weitergemacht, wäre ich wegen ketzerei auf nem scheiterhaufen geendet.
aber egal, sagt einem grossbritannien und die antwort wird london sein, bei italien garantiert rom. dresden sagt es, die medien machen es!
und ganz ehrlich, in 2008 bin ich durch die normandie hindurch, habe weder links noch rechts geguckt, hatte ja ein ziel. ein paar touren später fand ich dort schöne ecken. mittlerweile liebe ich die normandie mehr als die bretagne. man muss eben zeit haben… zu erleben. aber heute geht alles so schnell, alles jetzt und alles gleich und wenn man mit dem auto nicht direkt davor parken kann ist es eh für den…
und das mach ich anders. der weg ist das ziel. und wenn ich etwas aus zufall entdecke, dann sollte das auch so sein. gut so.
und was soll das jetzt einem franzosen sagen, der einen kurzen urlaub in deutschland plant?
fahr die B8 in richtung osten?
der edersee? nee da sind nur holländer!
ruhrgebiet?
das rheintal? all die chinesen und die donnernden güterzüge im minutentakt?
was bleibt? berlin und bayern?!
die antwort: einfach mal mut haben. einfach mal abbiegen. nebenan ist es auch schön.
Aber vorsichtig mit Wohnwagen, hier in Bielefeld wurde letztes Jahr einem jungen Franzosen das gesamte gerät ausgeräumt obwohl er den WoWa auf einem recht belebten Platz abgestellt hatte.
Dennoch gibt’s hier doch ein paar Franzosen die auch den Teuto und die Ravensberger Mulde zu schätzen wissen, wobei als ständig hier lebender fragt man sich dann warum, die Normandie ist doch viel schöner und PACA auch.
Die Nordsee hingegen finde ich auch Prima und finde im Gegensatz zu al das sich das Meer schon auch bewegt zumindest in Ostfriesland, bin da aber erblich bedingt auch ein wenig verwurzelt.
berlin,norddeutschland/skandinavien,cote d’azur,ein enges familienmitglied in bayern,atlantikküste…done everything
zum glück heisst der faden FRANZOSEN in DEUTSCHLAND
Vor einer Woche habe ich das französische Flußkreuzfahrtschiff « LA BOHEME » aus Strasbourg getroffen. Es lag in Koblenz am Ufer der Mosel, direkt am « Deutschen Eck » wo die Mosel in den Rhein fließt. Anlässlich eines Lehrgang hatte ich einen langen Abend Zeit, mir diese Stadt anzusehen, die ich vorher bestenfalls als Hinweis auf einem Autobahnschild kannte. Und die Stadt hat mir sehr gefallen und ich werde sicher auch mal (freiwillig) wiederkommen.
Wenn man sich mit einer Region, egal ob westlich oder östlich des Rheins, beschäftigt, wird man ganz sicher auf Alternativen zu den « Da-fahre-ich-immer-hin-Zielen » stoßen, die es Wert sind, gründlicher entdeckt zu werden. Und ich erinnere mich noch recht gut an an die Städte und die tolle Landschaft zwischen Freiburg i.Br. und Chalon-s-S., die wir mit Bus oder PKW durchfahren haben, als es noch keine Autoroute gab. Man durchfuhr Orte, die heute fast Niemand von uns mehr kennt.
Ein interessanter Artikel auf der Website von Deutschlandradio Kultur: Drei junge Franzosen (Tontechniker), die es für ein paar Jahre von Brest nach Leipzig verschlagen hat.
Da kann man den dreien nur Glück wünschen.
Aber das man sich selbst um eine Krankenversicherung kümmern muss wusste ich auch nicht. Ist wohl nur bei Minijobs oder Umsiedler so?
OT an:
Naja, wenn wir nach Frankreich übersiedeln müssten wir uns auch ein wenig kümmern. Sonst ist man ja in Deutschland auch im System verankert, wobei wenn man sich mit Minijobs über Wasser halten muss, wird die Krankenkasse sicher auch irgendwann kommen was mit Beiträgen ist und einen zum Jobcenter « zwingen ».OT aus.
Ansonsten interessante Geschichte von den dreien und interessantes Projekt mit den Wächterhäusern.
Endlich ein Artikel über Franzosen, die in eine etwas andere Stadt gezogen sind. Ich war’s satt, nur von Berlin zu lesen
Ich finde mich teilweise wieder, zB die 5€/Std, das ist leider so.
Vor 16 Jahren kam sie nach Deutschland und landete mit 20 Wörtern Deutsch als Praktikantin in Harald Schmidt’s « LateNightShow » und absolvierte dort jede Menge Auftritte als Reporterin und frankophoner Sidekick, Nathalie Licard aus Dax. Sie lebt in Köln und hat auch ein Buch veröffentlicht, das « Ich bin gespannt wie gekochtes Gemüse » heißt und in dem sie sich mit den Stolpersteinen auseinandersetzt, über die Franzosen in Deutschland und umgekehrt fallen können. Ihr Markenzeichen ist ihr « unassimilierbarer » starker französischer Akzent.
« Alfons » hatten wir zwar schon in anderen Fäden, aber auf jeden Fall gehört er auch hierher. Seit 1991 lebt Emmanuel Peterfalvi schon in Hamburg und als Beruf gibt er selbstironisch « Franzose in Deutschland » an. Seit größtes Problem ist, dass die orangene Sportjacke, mit der er als « Alfons » seit vielen Jahren unterwegs ist, ein DDR-Erzeugnis ist, das sich als Ersatz trotz aller Bemühungen nicht mehr auftreiben lässt.