Frankreich will kein Land der Fremdsprachenmuffel mehr sein

Irgendwie hab ich gedacht in F wäre es mit den Fremdsprachen wie bei uns, aber scheinbar ist das wohl nicht so. Hier geht es zum Artikel

Ich war auf einem Gymnasium auf dem x Fremdsprachen angeboten wurden, eine Freundin hatte Alt-Griechisch als Abifach (um danach Biobäuerin zu werden g)
Eigenartigerweise waren wir aber nur 5 oder 6 Leutchen die Französisch-Leistung wählen wollten. :open_mouth: Ich hab dann schweren Herzens Englisch genommen. Ätzend!!!

Äh zurück zum Thema: Ich hab den Eindruck dass der Kleine da in F überall mitmischen muss oder ist das so üblich? Ich meine, jeder normale Firmenchef delegiert Aufgaben und segnet sie dann zum Schluß nur noch ab oder nicht? :unamused:

Na, das hätte ich eigentlich noch schlechter eingeschätzt…

wenn ihr wüsstet… :laughing: :laughing:
es ziehmlich schlimm was ich manchmal hier zu hören bekomme.(obwohl ich mich nicht als perfekt bezeichne)
aber ich denke ,die jungen leute die heute zwischen 20 und 30 sind,sind dabei den rückstand frankreichs aufzuholen.
:wink:

Altgriechisch ist in Frankreich nichts exotisches. Nicht überall verfügbar, aber sehr verbreitet. Die übliche Konfiguration in frz. collèges ist Englisch (entweder als erste oder als zweite Fremdsprache - also praktisch obligatorisch) + Spanisch oder Deutsch + eventuell mehr Auswal mit einer Sprache wie Italienisch + Altsprachen als Option (Latein und wenn das collège „gut“ ist, dann auch Altgriechisch). Weitere Sprachen sind schon die Ausnahme.

Üblich, meine ich. Frankreich hat ja einen starken Präsidialsystem. Wenn es eine cohabitation gibt (Präsident von einer Partei, Parlament und Regierung von einer anderen), ist das nicht mehr so spürbar. Aber wenn Präsident und Regierung wie in den letzten Jahren „harmonisiert“ sind, ist das wieder klar. Natürlich hängt es von der Persönlichkeit des Präsidenten ab. Das war bei De Gaulle und Mitterrand glaube ich genau so. Chirac hat das vielleicht weniger gezeigt, aber er hat wohl auch alles entschieden.

Außerdem hat er ja versprochen, dass er sich um alles kümmert, damit der Laden wieder läuft. Das ist sozusagen Programm. Und wenn er sich nun um die Fremdsprachen an Schulen kümmert, dann sieht er darin halt heftigen Profilierungsbedarf :wink:

Zum Thema: edwin hat Recht, die junge Generation weiß mit ihrem Englisch heutzutage mehr anzufangen, aber es ist ja auch Globalisierungszeit.

Mich hingegen wundert wieviele Franzosen gestehen mal Deutsch (also Fremdsprache) gelernt und (wundert mich weniger) es dann wieder vergessen zu haben. Ich denke dabei auch an mich, der seine Englischkenntnisse im Alltag nur begrenzt einsetzen durfte und schon längst richtig schlecht ist. Das man in Frankreich überwiegend französich redet und sich dem Gast sprachlich nicht anbiedert finde ich OK - machen wir in Bayern auch so :sunglasses:… Aber es führt natürlich dazu das man sprachlich vielleicht nicht in allzu guter Form bleibt. :wink: (obwohl Bayern ja noch den deutschen Pisa-Durchschnitt rettet)

Wenn allerdings noch nicht einmal die Empfangsdame im Hotel des Englischen mächtig ist, so ist das schon eine etwas extreme Form des nicht-anbiederns…

Thorsten

Ob die Franzosen wirklich so schlecht sind… das bezweifle ich. Ich erzähle diese Geschichte auf allen Foren, bitte um Entschuldigung, wenn manche es zum zweiten oder dritten Mal lesen:

Angeblich gut in Englisch seien die Skandinavier und Holländer - sogar Deutsche nach eigenen Angaben und manchen Studien. Letzteres sollte für Lachkrämpfe sorgen. Lassen wie lieber.

Im Norden sprächen sie also Englisch. Das denkt man auch, wenn man der örtlichen Sprache nicht mächtig ist. Elie verrät euch mal was: Skandinavier sprechen jede Sprache mit skandinavischer Grammatik. Ergebnisse sind unterschiedlich: furchtbar bis unverständlich in Französisch, lustig bis charmant in Deutsch, scheinbar wunderwirkend in Englisch. Dass die norwegische bzw dänische Grammatik weitgehend aufs Englische übertragbar ist, deutet eher drauf hin, dass die Norweger bzw Dänen genau so schlecht in Fremdsprachen sind wie die Franzosen oder die Papus. Glück mit der Verwandschaft der Sprachen geht nicht aufs Konto der Lernenden. Wäre Rhätoromanisch weltsprache wären Franzosen und Portugesen sprachgenies, nicht die Skandinavier. Das ganze hat mit Talent überhaupt nichts zu tun.

Ich habe noch nie einen Dänen gehört, der /sh/ aussprechen kann. Die Deutschen sprechen alle englische /a/ wie /ä/ aus und die Holländer alle /v/ und /r/ wie auf Niederländisch. Dänen sprechen Englisch mit « stöd » und die Schweden mit schwedischem Tonfall (Ton ist phonemisch). Schlimmer finde ich die Franzosen nicht… sie machen einfach das gleiche mit französischen Phonemen.

EDIT: Wo liegt also der Unterschied? Nordeuropäer haben Selbstvertrauen und merken nicht, wenn sie sich lächerlich machen… das wird sie nicht gelehrt. Ich habe ne norwegische Lehrerausbildung, ich weiss, was man da macht und was nicht. Nur positiv unterrichten! Das führt zwar zu Einbildung und schlechter Allgemeinbildung, aber auch zu Selbstvertrauen in Fremdsprachen.

Dem entgegenhalten kann ich die Erfahrung meines (französischen) Volkshochschullehrers. Er hat erzählt, dass er früher in seiner Schule für die Organisation des deutsch-französischen Schüleraustausches zuständig war. Seine Erfahrung hat gezeigt: Damit die Schüler ungefähr auf einem Niveau sind, muss man Franzosen mit ca. 4 Jahren Deutschunterricht zusammenbringen mit Deutschen mit ca. 1 Jahr Französischunterricht.

Da Deutsch genauso weit von Französisch entfernt ist wie Französisch von Deutsch, kann der oben zitierte Einwand in diesem Fall ja nicht greifen. Was schließen wir daraus? Entweder die Franzosen sind keine Sprachgenies, oder Deutsch ist 4 mal schwieriger als Französisch. Vermutlich stimmt beides ein bisschen :wink:

Thorsten

In meiner Schule lernen Französischsprachige und Deutschsprachige genau so schnell Englisch. Unterschiede sind nicht auf die Muttersprache zurückzuführen.

Erfahrungen sind eben unterschiedlich. Noch eine: In meiner Lieblingsbar in Lyon in den 90ern. Zwei Touristen treten ins Lokal, wollen was auf Englisch wissen (Theater oder Oper oder sowas). Darauf ich und drei Bekannte: « Sprecht mal lieber Deutsch ». Wir konnten alle vier Deutsch - keiner von uns ist Deutscher. Englisch war zwecklos.

Aber was Thorsten sagte hatte doch gar nix mit Englisch zu tun. verwirrt bin

@Thorsten: ne, es kann dafür auch andere Gründe geben. Deutsch ist meiner Meinung nach nicht schwieriger als Französisch oder Englisch. Es ist aber mehr anstrengend. Damit meine ich, das man bei Deutsch gleich ganz vieles auwsendig lernen muss. Ist ja anstrengend. Während man mit Englisch oder Französisch schneller dazukommt, Sätze zu bilden. Dann wird’s aber immer schwieriger, während Deutsch im Gegenteil immer leicht wird. Man muss aber bis zu diesem Punkt, wo es leichter wird, aushalten und sich nicht entmutigen lassen. Und da spielt die Unterricht eine Rolle. Sie ist meinetwegen zum grossen Teil an die schlechten Resultaten der Franzosen schuld. Jedes Kind im Alter 12 ist ziemlich faul, und wenn man ihm jahrelang zwingt, Deklinationen zu lernen, ohne dass er versteht, wozu und wie man das überhaupt nutzt, und wenn er gleichzeitig sieht, dass die, die Englisch oder Spanisch lernen, das nicht machen müssen, so lässt sich wohl fast jeder entmutigen, oder? Da sollte man Deutschlernende doppelsoviel motivieren und ihnen genauer zeigen, wozu das alles ist und wohin das führt.

Da hast du völlig recht. Ich glaube die meisten Franzosen könnten trotzdem zumindest ein paar Wörter an Ausländer aussagen, so schlecht sie sie auch aussagen, sie schämen sich aber. Das stelle ich hier umgekehrt vor: wo wir auch nicht hingehen, und sagen, dass wir aus Frankreich sind, so sagt uns nahezu jeder ein paar Wörter auf französisch. Auch sehr einfache Sachen wie bonjour, auch mit vielen Fehlern oder furchtbarem Akzent, aber trotzdem angenehm. Sie haben alle irgendwann ein bisschen französisch in der Schule gelernt. Wissen nicht mehr viel, aber das, was sie noch wissen, sagen sie gern aus. In Frankreich total unmöglich.
Letzte Woche waren wir auf einem Treffen, da war eine Frau, sie hat gemeint sie hätte französisch 4 Jahren in der Schule gelernt, hätte aber alles vergessen. Mit einem Franzosen wäre es soweit. Sie aber hat trotzdem angefangen, französisch zu reden, das fiel ihr schwer konnte ich sehen, sie musste sich an Wörter erinnern, aber sie hat sich beamüht (obwohl ich mit ihr deutsch sprach) und letztendlich hat sie uns alles auf französisch erzählt, was sie im Leben macht und so weiter. Mit Fehlern, aber total verständlich, und das war ja nett für meinen Mann, der sonst deutsch nicht versteht.
Das würde in Frankreich nicht passieren.

Ändert nichts zur Sache: Wer Sprachmuffel ist, ist mit objektiven Messungen nicht festzustellen. Meine Erfahrungen mit Fremdsprachenerwerb sind sehr unterschiedlich. Mit Austausch von Erfahrungen kann man alles beweisen und das Gegenteil dazu. Meine norwegischen Schüler waren eingebildet in Deutsch, stumm in Französisch und sie werden für Sprachgenies wegen ihres Norwenglischen erklärt? Mag manche überzeugen aber nicht mich. Für mich gibt es keine Regel.

Dass Franzosen nicht sprechen wollen, egal wie gut sie sein könnten und dass Nordeuropäer gerne sprechen, egal wie schlecht sie tatsächlich sind, steht für mich fest. Aber das ist nur Schein. Schein trügt.

Ich bin Franzose und bin kein Sprachmuffel. Das nennt man gerne Ausnahme, weil es den Vorurteilen nicht entspricht. Es gibt nichts, was es nicht gibt… Menschen sind eben unterschiedlich, auch innerhalb eines Landes. Will man verallgemeinern, bitte schön: Deutsche sprechen genau so schlecht Englisch wie Franzosen, es ist Deutschen nur strunzegal, mit falschem Englisch durchzukommen. Manche sind dessen bewusst, andere nicht. Franzosen sind doof, sich selber so hohe Ansprüche zu stellen. Anscheinend ist es nicht schwer, als Genie der englischen Sprache durch die Welt zu ziehen. Von mir aus…

Eine ähnliche Anekdote kann ich auch beisteuern: Als man uns in Südfrankreich an der Küstenstraße den Außenspiegel abrasiert hat, wollte ich natürlich dem Menschen in der Werkstatt erklären, dass ich einen neuen Außenspiegel brauche. Mein Französisch war damals noch etwas schlechter, und von Deutschland aus war ich gewohnt, dass alle Welt Englisch spricht. Daher habe ich ihn gefragt, ob er vielleicht Englisch spricht, das würde die Erklärungen für mich einfacher machen. Tat er leider nicht, also musste es auf Französich gehen. Als wir dann zum Auto gingen, um uns die Bescherung anzusehen und er das Nummernschild sah, fragte er dann (auf Deutsch) „Wieso fragen Sie denn nach Englisch…“