Manche Paris-Besucher haben sie vielleicht schon gesehen, etwa im 5.Arrondissement: Mit Gemälden geschmückte Hausfassaden. Nur leider zeigen diese Fresken Dinge, die nicht mehr in die heutige Zeit passen. Französische Kolonial"helden" und Dunkelhäutige, die ihnen dienen. Die Onlinezeitung Rue89.com sammelte Meinungen. Eine junge Pariserin etwa sagte bei Betrachtung eines Bildes, das eine weiße Frau an einem Tisch und ihren dunkelhäutigen Diener zeigt: « Das ist wirklich unangebracht. Schon ein Schwarzer, der eine Weiße bedient. Und dazu noch das Wort ‹ Neger ›. Das ist wirklich rassistisch. »
Quelle:parisecret.20minutes-blogs.fr
Im 2.Arrondissement über einem ehemaligen Laden, der exotische Produkte aus Übersee verkaufte, ist eine andere Szene aufgemalt, ein spärlich bekleideter Dunkelhäutiger serviert einem weißen Plantagenbesitzer ein Getränk.
Quelle:parisecret.20minutes-blogs.fr
Wie gesagt, die Leute heben in den Städten selten den Kopf, ihnen fällt nicht auf, was sie da sehen könnten. Jetzt aber tobt in Paris eine Debatte über jene Bilder. Für die einen gehören zum Kulturerbe dazu, die einen bezeichnen sie als Schande, die schnellstmöglich übermalt werden muss. Jene, die hin- und hergerissen sind zwischen beiden Meinungen, führen an, dass die Bilder ohne Erklärung sind, dass etwa Kinder, die sie betrachten, solche Stereoptypen verinnerlichen könnten.
Die Hausbesitzer jedenfalls könnten, selbst wenn sie wollten, mit den Malerein nicht einfach kurzen Prozess machen: Die oben angesprochenen « Nègre joyeux » und « Planteur » stehen auf der Liste der Monuments Historiques; jede Veränderung müsste vom Kulturminister persönlich beschlossen werden.
Wäre es richtig, den Pariser Zeugen der dunklen Kolonialzeit den Garaus zu machen oder wäre es überkorrekt und eine Schande für das kulturelle Erbe Frankreichs?
Links
Blog mit hitzigen Kommentaren: Quand Paris porte les traces d’un passé colonial, Juli 2010
Artikel: A Paris, faut-il retirer les fresques du temps des colonies ? Rue89.com, September 2011