Digital

Auf der ganzen Welt heißt es « digital(e) ». Die Digitaltechnik basiert im Gegensatz zur Analogtechnik auf den Signalwerten (Ziffern) 0 und 1. Das Wort stammt vom lateinischen Wort « digitus » = « Finger ».
Nur im Französischen heißt es « numèrique ». Anscheinend hat man in Frankreich beim Wort « digital » (didjitel) eine weitere Attacke der englischen Sprache gesehen. Interessant auch, dass sich kaum ein Franzose dieses Wortes bewusst ist, obwohl es auf jedem zweiten von ihm erworbenen Digitalgerät (Kamera etc.) in oft dicken Buchstaben draufsteht.
Auch bei anderen technischen Begriffen der (Unterhaltungs)elektronik schwankt man in Frankreich immer zwischen sprachlichen Eigenschöpfungen (ich erinnere an das legendäre « magnétoscope » (Videorekorder) und der Übernahme von Begriffen wie « DVD » oder « mp3 ». Bei den KB (kilobyte) und MB (megabyte) bevorzugt man wiederum KO und MO .
Fachgespräche mit französischen Bekannten über all das brauchen jedenfalls immer ein bisschen mehr Zeit, bis Klarheit darüber besteht, dass ich mit der « camera digital X » den « appareil foto numèrique X » meinte. :smiley: [/b]

« Digital », das ist nichts anderes als Fingerrechnerei! :laughing: (allerdings geht man mit 0 und 1 nicht sehr weit, es besteht Entwicklungsbedarf!)

Naja dafür ist es in Deutschland genau anders herum :nul: Da bekommt alles sei es auch noch so banal einen Englischen Titel verpasst und schon denken alle sie seien auf der Höhe der Zeit.

Schaut mal was ich gefunden habe…

ABKÜFI -Abkürzungsfimmel

Auch das existiert leider im Französischen. „ASSEDIC“ zum Beispiel, ist die „Association pour l’emploi dans l’industrie et le commerce“, die „Vereinigung für Arbeit in der Industrie und im Handel“ und „toucher les assedic“ heißt deshalb ganz offiziell „Arbeitslosengeld beziehen“
Solcherlei Abkürzungen gibt es massenhaft, auch weil der ausgesprochene Titel, Name oder Bezeichnung einfach zu lang ist (siehe ASSEDIC). Internationale Abkürzungen, wie EU, NATO, AIDS etc gibt es im Französischen natürlich auch ; nur daß die NATO dann plötzlich OTAN heißt - weil die Wörter nämlich erst ins Französische übersetzt werden und sich damit dann die Reihenfolge der Buchstaben ändert ! AIDS wird so zu SIDA und die DNA zu ADN

Auch in der Umgangssprache gibt es natürlich Abkürzungen :

système D : das ‚D‘ steht als Abkürzung für ‚se débrouiller‘ = sich durchwursteln / improvisieren. Système D steht also für „zusammenmurxen“ " pfuschen" "Improvisation"etc. Es gibt sogar eine Zeitschrift für Heimwerker mit diesem Namen.

das etwas makabere „pph“; es bedeutet " passera pas l’hiver " ( = wird den Winter nicht überstehen) und ist die Bezeichnung für sehr alte Leute!

SDF sind Obdachlose : sans domicile fixe - also ohne festen Wohnsitz. Spaßeshalber wird es aber auch für ledige Jungs verwendet : sans demoiselle fixe - ohne festes Fräulein

BCBG : ursprünglich die Abkürzung für " bon chic, bon genre", stellvertretend für gutgekleidete Leute, die IN sind; geht in Richtung „Yuppies“.
Aber auch als Abkürzung für " beau cul, belle gueule ", „netter Po, hübsches Gesicht“

PQ : P steht als Abkürzung für papier und das Q wird im Französischen genauso ausgesprochen wie das Wort ‚cul‘, zu deutsch ‚Hintern‘. PQ ist also nichts anderes als eine Abkürzung für Toilettenpapier

BD : „bande dessinée“ = „Comix“

H steht im Französischen für „Haschisch“ (während es im deutschen ein Anglizismus für „Heroin“ ist)

Schließlich gibt es natürlich noch die Kurzformen wie „fac“ für " faculté " („Uni“ statt „Universität“) oder " bac " für " baccalauréat " („Abi“ statt „Abitur“), " alu " für " aluminium " etc

Manche Abkürzungen sind entstanden, um Buchstaben in teuren Annoncen zu sparen. In Deutschland sieht man ja oft bei Gebraucht-KFZ-Anzeigen die Abkürzung „RC“ für Radio-Cassette sprich Radio mit Kassettenspieler. In Frankreich wird Kassette mit „K7“ abgekürzt ; das kommt daher, dass „sieben“ auf französisch „sept“ heißt und das wird „sett“ ausgesprochen; also „ka“ für „K“ und „sett“ für „7“; zusammen „kasett“ = „cassette“. Mittlerweile ist diese „Abkürzung“ so geläufig, daß sie oft in Werbungen für Videotheken (Video-Kassetten) eingesetzt wird.

Na ja und wer noch mehr wissen will, der sollte sich hier den Link noch reinziehen
Die Sache mit der Mehrdeutigkeit ist auch nett
:smiley:
und notfalls gäbe es für völlige Hirnblokaden ja noch die oben erwähnte Heimwerkerzeitung.
:wink:

@woolito

« Fachgespräche mit französischen Bekannten über all das brauchen jedenfalls immer ein bisschen mehr Zeit »,
zukünftig kannst du nun einige Minuten einsparen :smiley:

Auweia, da kann man ja konfus in Sachen « digigenital » werden: Fingerabdrücke, empreintes, empreintes digitales, digitale Fingerabdrücke, empreintes génétiques, genetische Fingerabdrücke, empreintes génitales, genitale Fingerabdrücke. Wobei die digital abgespeicherten Fingerabdrücke in französischen Polizeibehörden natürlich empreintes digitales numeriques heißen müss(t)en.

Bericht über einen Lapsus des französischen Innenministers Brice Hortefeux:

derstandard.at/1287099410067/Fra … rabdruecke

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digital hat weniger mit Fingern zu tun als mit Ziffern (0 -1), also numéros → numérique…
Außerdem existiert das Wort im französischen auch. Siehe die empruntes digitales, Fingerabdrücke.

Und ich finde das irgendwie nervig, dass man den Franzosen stets vorwirft, dass sie ihre eigene Sprache verwenden… NATO, DNA und AIDS heißen so in englisch. Wenn man sich nich auf englisch ausdrückt, hat man keinen Grund sie so zu nennen.
Gleich geht es mit den unzählbaren Anglizismen, die die deutsche Alltagsprache prägen : Family, Sister, Song, Friends, sorry usw.

das wäre der nächste Streikanlass gewesen

:smiley: