Das ORF hat gestern einen Artikel online gestellt über die Ambitionen der Zeitung Le Monde. Noch letztes Jahr stand die überregionale Tageszeitung vor dem Aus, für dieses Jahr erwarte man schwarze Zahlen.
Das Rezept zum neuen Erfolg soll sein:
1) Einer Revolution kommt es gleich, dass Le Monde künftig nicht mehr mittags (in Paris) oder abends (« Provinz ») in den Zeitungsläden liegen soll, sondern schon morgens.
2) Mehr Online-Inhalte in die Printversion zu übernehmen. Ein ungewöhnlicher Weg, wenn in der Regel die Zeitungen bisher Printartikel in verkürzter Form wenig später ins Netz übernommen haben oder völlig losgelöst eine eigene Online-Redaktion eingesetzt haben, siehe Der Spiegel. Hintergrund dieser neuen Überlegung ist eine Statistik, die zeigt, dass die Internetseite der Monde hinter der der Sportzeitung L’Equipe die Nummer 2 unter den Nachrichtenseiten Frankreichs ist. Durch eine engere Vernetzung will man Onlineleser, die bisher gratis lesen, zum Kauf einer Zeitung bewegen.
3) Mehr Seiten und mehr Wochenendbeilagen: Dadurch möchte man die Zeitung attraktiver machen und ihr einen Magazin-Charakter verleihen.
Verantwortlich für diese Veränderung ist der neue Herausgeber/Chefredakteur, der vergangene Woche gewählt wurde und der zweite innerhalb von vier Jahren ist.
Der Optimismus der Monde rührt von einem leichten Aufwind der Zeitungen 2010 her: Die Gesamtauflage der landesweit publizierten Tagesblätter stieg auf knapp 1,6 Millionen (Deutschland: ~6,3 Millionen 2006, wobei die Definition einer überregionalen Zeitung schwierig ist), das sind 1,6% mehr als im Kriesenjahr 2009. Die meistverkaufte überregionale Tageszeitung ist weiterhin der politisch konservativeFigaro mit rund 316.000 verkauften Exemplaren täglich, Le Monde kommt als linksliberales Blatt auf 286.000 Zeitungen. Auffällig ist der große Zuspruch zur Sportzeitung L’Equipe: Sie ist das Journal, das 2010 am zweitmeisten verkauft wurde. Das erinnert mich an Italien, wo scheinbar nur die rosane Gazzetta dello Sport gelesen wird, während wir in Deutschland keine reine Sportzeitung haben, die so erfolgreich ist. Die wäre aber auch überflüssig, außer Fußball und Biathlon gibt es hier keinen Sport mehr.
Wie sieht die Zunkunft der französischen Zeitung aus? Le Monde hat nicht auf dem Plan, dass Leser ins Internet abwandern könnten, wie das in Deutschland immer mehr der Fall ist.
Sind mehr Beilagen tatsächlich der Schlüssel zum Erfolg? Sicher verkauft sich eine Zeitung heutzutage nicht mehr wegen den Nachrichten allein, da ist die Zeitung das langsamste Medium. Ich musste aber sofort an einen Disney-Comic denken: Donald arbeitet als Redakteur für die Zeitung seines Onkel Dagobert und der konkurriert mit Klaas Klever. Sie überbieten sich gegenseitig in der Anzahl ihrer Sonderhefte und Beilagen, bis schließlich die Leute mit Schubkarren zum Kiosk kommen müssen. Der Schlüssel zum Erfolg für Dagobert und Donald ist am Ende, wieder eine ganz schlanke Zeitung ohne Extras zu machen.
In Deutschland hat ja die Mini-Ausgabe der Welt immer mehr Erfolg. Die kann man schnell zwischendurch lesen, das Format ist handlich, es gibt Hinweise für vertiefende Themen im Online-Angebot (reden wir nicht über die inhaltliche Axel-Springer-Qualität, aber den Leuten scheint es zu gefallen ).