Die Metro stinkt!

Ich habe gerade einen sehr interessanten Artikel gelesen über die etwas spezielle Geruchswelt im Pariser Untergrund. Unter anderem Céline Ellena, eine „Nase“, also Parfümeurin, analysiert darin, was man in der Metro riecht. Die meisten Fahrgäste beschweren sich über den Gestank in den Bahnen. Die Station Opéra/Havre Caumartin riecht nach Mäusekot und heißem Plastik, was auf das Bremsen der Metro zurückzuführen sei. Cité ist die Champignon-Station. Ein „angenehmer weil blumiger Pilz“.
Wenn man in Abbesses aussteigt, schlägt einem der Geruch von den Urin-Säuren entgegen, „gemischt mit denen der Desinfektionsmittel, fettigem Staub, vielleicht vom Schmieröl des Räderwerks und der Aufzugkabel.“

Eklig wird es auch in der Linie 14, in den Stationen Pyramides und Madeleine hat man H2S gefunden, ein übelriechendes Gas, das nach faulen Eiern stinkt. Das haben wir mal im Chemieunterricht hergestellt, ganz am Ende der Stunde, und wir durften nur an der Tür eine Geruchsprobe machen, um dann sofort nach draußen rennen zu können :mrgreen:
Die Geruchswelt der Linie 14 hinge mit einer Grundwasserader unter ihr zusammen, was zu einer chemischen Reaktion führt.

Einfluss habe natürlich auch das Viertel, durch das eine Metro fährt. Porte de Clignancourt riecht nach dem Kentucky Fried Chicken-Laden, die Champs-Élysées-Clemenceau versprühen einen besonderen Duft: Chanel N°5, wegen der dort ansässigen Edel-Boutiquen.

Die Züge selber riechen unterschiedlich aufgrund ihres Materials: Jenes der Sitze oder der Böden, was sich alles auf den Geruch der Station niederschlagen kann.
Eine „identité olfactive“ hätten auch die dramtischen Momente, wenn sich jemand vor einem Zug das Leben nimmt. „Der Geruch der erhitzten Bremsen, vom Blut, wenn die Feuerwehrmänner den Körper auf den Bahnsteig holen, die Hitze der Menschenmenge.“ Bizarr. :frowning:

Die RATP unternehme seit langem etwas gegen die schlechten Gerüche in den Bahnen; man versprühe andere Geruchsstoffe mit neusten Techniken. Aber offenbar gehören diese Metro-Gerüche zu den Eigenheiten Paris’: Der Artikel schließt mit einem Zitat einer Floristin, die ursprünglich aus der Provinz kommt. Sie sagt, dass für sie Paris immer mit dem Geruch von Tabak im Winter zu tun gehabt habe, und auch der Geruch der Metro Emotionen wecke: „Für mich war das das Leben in Paris.“

Ist ja echt interessant. Über solche Dinge habe ich mir nie Gedanken gemacht. :confused:

finde ich auch :open_mouth: :smiley:
das sollte man auch mal in der berliner u-bahn machen :laughing:
und es gibt leute die werden dafür bezahlt!?
:wink:

Darüber hab ich mir als intensiver Metro-Benutzer a.D. sehr wohl und ausgiebig Gedanken gemacht, und ich kann bestätigen, die Métro, die stinkt (häufig)!

Ich kenne auch den typischen Metro- Geruch, nur habe ich noch keine Unterschiede bewußt festgestellt und ich habe ihn auch nicht als unangenehm in meiner Erinnerung. Sicher, es gibt da Variationen, aber die habe ich als Zufall abgetan. Ausser « Abbesses », da stinkt es in der Tat immer wie beschrieben.

Ich werde nächste Woche mal eine U-Bahn-Tour durch Hamburg machen. Bis jetzt kenne ich auch nur einen einheitlichen Tunnelbahnhofgeruch. Man merkt wohl doch, dass Frankreich das einzig wahre Land der feinen Nasen ist. :laughing:

Dass die Station Havre/Caumartin so stinkt, hab ich eigentlich gestern zB nicht gemerkt. In Opéra auch nicht…
Vielleicht ist man dann es gewöhnt, dass es in Stationen stinkt. In Lille/Roubaix stinkt die Station Eurotéléport besonders sehr - ich musste echt meine Hand vor meiner Nase legen, um mich nicht zu übergeben…

Um ehrlich zu sein habe ich nicht so tolle Erinnerungen an die Metro in Paris und wenn ich da jemals wieder einsteigen würde, dann wäre es mir sicher absolut wurscht wie es riecht, ich wollte nur schnell wieder raus. :unamused:
Aber vermutlich würde ich nur wahrnehmen dass es stinkt. Ich glaube nur bei schönen Düften würde ich es mir merken wie es riecht… :wink:

Dann muss es wohl doch eine Spezialität französischer Bahnhöfe sein, auch der überirdischen. Cannes ist auch ein wenig unfein…

Für mich ist der typische Geruch der Metro, aber auch aller anderen Untergrundbahnen, der Geruch des Holzschutzmittels, mit dem die Bahn- Schwellen und Verbauungen behandelt wurden. Dieser Duft weht einem an allen Luftschächten und Metroeingängen entgegen. Dieser « Duft »-Stoff war ein Teeröl, das in Deutschland Karbolineum hieß. Er macht das Holz fäulnissicher und unverrottbar.
Auch die deutsche Bahn hatte ihre Holzschwellen mit diesem Stoff behandelt. Wie man inzwischen weiß, enthält er hochgiftige und cancerogene Bestandteile.

Die anderen Übel-Gerüche sind meist anthropogener Natur :frowning: und sie finden sich an fast allen Untergrund- Ballungspunkten dieser Welt, egal, ob es sich um Bahnunterführungen, Fußgängerpassagen, Metrogänge etc. handelt.

Richtig schlecht wird einem, wenn versucht wird, diese Gerüche mit irgendwelchen « Düften » zu kaschieren. Leider findet man die Methode: "Duftspray, statt Fenster auf " auch sehr häufig im privaten Bereich in Frankreich.

Trotzdem, der Artikel war Spitze und interessant. Eine derartige Duftlandkarte ließe sich wohl in allen Städten erstellen. Und man könnte vielleicht auch Bereiche finden, die von einer nahen Brauerei, Kaffeerösterei oder einer Schokoladenfabrik künden.