Die Küste der Provence

Manche würden Côte d’Azur schreiben, aber ich habe mich dagegen entschieden. Die Côte d’Azur, das ist eine Mischung aus Eleganz und dem Versprechen von ewigem Sommer. Hier ist das Geld zuhause und das Meer in keiner Bucht wie das andere. An der Küste zwischen Marseille und Toulon hingegen habe ich das anders erlebt. Eine Mischung aus Urlaub für alle, Familien und den kleinen Geldbeutel und dem großen Geld in den Ferienvillen an den Stadträndern. Die Strände sind aus Kies und wenn man abseits der Hochsaison abends nach 9 in den Straßen der Küstenorte unterwegs ist, dann ist da niemand mehr. Alles ist weniger chic, dafür ein bisschen authentischer. Karg bisweilen, manchmal unzugänglich, auch mental. Man schließt ihn nicht gleich ins Herz, diesen Küstenabschnitt, sondern muss sich seine Lieblingsorte erst erkunden, der Küste abtrotzen, sich aneignen. So habe ich diesen Küstenabschnitt Anfang Juni wahrgenommen und euch ein paar Fotos mitgebracht.


Lieblingsort gefunden: Île du Grand Gaou, bei Le Brusc (Six-Fours-les-Plages). Am Ende der Bucht gelegen, kommt man nicht so leicht hin, wird jedoch mit Sommerfeeling pur belohnt. Eine kleine Insel unter Naturschutz, über eine Fußgängerbrücke zugänglich. Man kann herrlich spazieren gehen und das Projekt der Renaturierung der Lagune auf der Landseite bestaunen. Auf der Seeseite zeigt sich die Insel felsig und zerklüftet und bietet für jeden eine Badebucht oder einen Felsen zum sonnen. Baden war leider nicht möglich, es wimmelte vor méduses in jeder Größe.


Lagune der Île du Grand Gaou auf der Landseite. Gegenüber: Le Brusc. Früher ein kleiner Fischerort, heute eine verschlafene Mischung aus eben jenem und Feriendorf.


Marseille, Le Panier. Auf dieser Seite des Hafens wird klar, was das Gegenteil von Côte d’Azur ist. Man sieht Armut und Schmutz und trotzdem hat so manches seinen eigenen Charme. Marseille ist lebendig, durchmischt. Ein bisschen unheimlich und ein bisschen wunderschön. Auf der anderen Seite des Hafens: Mediterranes Leben mit Boulevards, hübschen Eiscafés und renovierten Häusern. Man mag es kaum glauben.


Das Château d’If in der Bucht von Marseille. Vielleicht das schönst gelegene Gefängnis Frankreichs? Inspirationsquelle für Romane, Verschwörungen und Träger von Geschichte.


Über den Zellen stehen die Namen der berühmtesten Häftlinge.


Cassis, nur einen Steinwurf von Marseille entfernt. Eine Perle, eingeklemmt zwischen zwei Naturschönheiten: Den Calanques und dem Cap Canaille, der höchsten Klippe Festlandeuropas. Cassis zeigt sich als Ort mit schmucken Gassen, ist jedoch schnell erkundet. Die Calanques sind einfach aufregender.


Wer nicht stundenlang wandern möchte oder zwei Wochen Zeit hat, um das für alle Fjorde zu tun, bucht eine Bootsfahrt. Ich kann nur sagen: Hat sich gelohnt! Man sitzt bequem und sieht auch noch Delfine. Der Guide füttert in der berühmtesten Calanque d’en Vau tropisch aussehende Fische mit Schokolade an, das Wasser ist glasklar. Dolce vita in Cassis. Ein bisschen Boot darf es schon sein. :wink:


Zu Fuß zu erkunden: Die Caps an der Bucht von Sanary-sur-Mer. Hier: Cap Nègre bei Six-Fours. Geologisch interessant und ein netter Spaziergang weit weg von den Menschenmengen. Ein kleiner mediterraner Park in der Nähe lädt zum Verweilen ein. Vor allem während der ersten Hitze des Jahres.


Auf der anderen Seite: Pointe de la Cride. Ebenso karg, aber ein bisschen weniger reizvoll. Man gelangt durch hübsche Villenviertel hin und kann sich am Cap den Wind um die Nase pusten lassen. Das war es aber auch schon.


Das Meer in Sanary-sur-Meer. Einst war die kleine Stadt Zufluchtsort für vor den Nazis geflohene Schriftsteller. Diverse Erinnerungstafeln zeugen davon. Es flaniert sich gut am wunderschönen Hafen und drüber hinaus, wie hier.


Am Hafen lebt man, isst ganz gut und flaniert noch viel besser. Seit die Autos von der Küstenstraße verbannt wurden, sicher noch einmal mehr. Bunte historische Boote zeugen von der Fischervergangenheit Sanarys. Heute sind es nicht mehr viele, die noch rausfahren und an einem der Kutter klebt ein Schild: zu verkaufen. Wer Glück hat, bekommt an einem der Stände morgens noch Mittelmeerfisch. Wenn nicht, muss man mit dem riesigen Tagesmarkt und dem Gemüse der Provence vorlieb nehmen, der einen Steinwurf weiter veranstaltet wird. Eine Melone aus Cavaillon geht ja eigentlich immer.

:clap: Danke für die schönen Bilder und den tollen Bericht!! Wir starten morgen… :a_la_tienne:

Danke für die schönen Bilder Avonlea, endlich mal perfektes Urlaubswetter für Dich :top:

@souris Bonne route et belles vacances :fr:

:jump: wuuhuuu…

Danke für die schönen Bilder, avonlea,
Ich freu mich auch schon darauf, wieder dort zu sein… :fr: