Weder Feindschaft noch Freundschaft, sondern Interesselosigkeit!
Eigentlich bin ich nicht ganz sicher zu wissen, wie « Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich » zu verstehen ist. Nimm es nicht übel, aber ich frage mich immer, ob diese allgemeinen Fragen sinnvoll sind…
Naja, ein bisschen vereinfachend würde ich sagen: von heftiger Feindschaft (gleich nach dem Krieg) über zaghafte beginnende, dann immer festere Freundschaft zu einem normalen, pragmatischen Miteinander - wie in manchen Liebesfilmen, wobei der dritte Teil erst nach dem Film kommt - altes Ehepaar.
Man muss zwei Sachen trennen:
Einmal die offiziellen deutsch-frnazösischen Beziehungen und zweitens das, was davon im Volk ankommt.
Offiziell sind sie gut, würde ich sagen. Gerade nach dem zweiten Weltkrieg ist mit dem Elysée-Vertrag etwas Einmaliges in Europa geschehen, aus jahrhundertelanger Feindschaft hat man Versöhnung und Freundschaft geschlossen. Das ist eine große Leistung und prägt die Beziehung dieser beiden Länder maßgeblich. Frankreich ist für Deutschland (und umgekehrt) der wichtigste Partner in Europa, und zwar auf jeder Ebene.
Im Volk kommt davon aber wenig an. Da fehlt es einfach an « Herz », wenn ihr wisst was ich meine. Die Freundschaft zwischen zwei Ländern ist zu abstrakt für den gewöhnlichen Bürger und er selber hatte nicht unbedingt mit Franzosen oder Deutschen zu tun. Und wenn, sind sie etwa besonderer als ein Brite oder Spanier?
Es fehlt das Bewusstsein für die Einzigartigkeit der Versöhnung zwischen D und F, obwohl jeder für die Geschichte Verantwortung trägt, was aus der Vergangenheit wird.
Nach wie vor denke ich, dass sich Franzosen und Deutsche nicht riechen können. Die einen sind die Froschschenkelfresser und die anderen immer noch Nazis. Das ist eine Frage von uralten aber immer noch aktuellen Préjugés.
Auf der anderen Seite gibt es wohl auch kein vergleichbares interkulturelles Austauschprogramm, von dem enorm viele Jugendliche und auch andere profitiert haben. Föderprogramme etc., überall haben deutsch-französische Vereinigungen ihre Finger im Spiel. Man stößt überall darauf, neulich wieder habe ich Folgendes gefunden:
Das ist eine Frage an Christopher Zeller gewesen, Deutschlands bestem Hockey-Spieler und Olympia-Sieger 2008. So schafft die deutsch-französische Freundschaft in meinen Augen Enormes.
Dennoch ist alles mehr wie eine Achterbahnfahrt. In einem Buch zu dem Thema war eine Grafik, die genau das deutlich gemacht hat, wie sich die d-f Beziehungen im Laufe der Zeit verändert haben und da gab es auch von offizieller Seite schon ein paar dunkle Wolken, ich denke u.a. an die Sache mit dem Chaise Vide in den 70ern (?) etc. Und jetzt wo Sarkozy Ratspräsident ist und Frau Merkel auch nicht alle seine Ideen toll findet, leidet die Beziehung schon wieder.
Vieles hängt sicher auch davon ab, wie sehr eines der beiden Länder Beziehungen zu anderen pflegt, wie sehr die USA, Großbritannien und auch Russland da mit reinspielen.
Insgesamt also eine Achterbahnfahrt, aber eine auf dem rechten Weg
Also meine Stadt hier feiert nächstes Jahr ein Riesenjubiläum: 50 Jahre Partnerschaft mit Lons-le Saunier. Das ist eine wirklich lebendige Partnerschaft. Eine Klassenkameradin von mir hat einen von dort geheiratet. Sie sind zwar wieder geschieden, aber immerhin gibt es mehrere Enkelkinder aus dieser Beziehung - also lebendiger geht’s nicht. Die Sportvereine, die Musikkapellen usw. besuchen sich, und die Lonser haben sogar unsere neue Partnerstadt in der DDR (anfangs, Partnerschaft seit 1988) mit unterstützt.
Aber wir sind halt hier in Grenznähe, heute morgen waren wieder einige Franzosen auf unserem Wochenmarkt. Irgendwo in Meck-Pomm haben sie mit Frankreich nichts am Hut, das verstehe ich.
Es gibt auch in Meck-Pomm Partnerschaften zu französischen Städten, aber wirklich lebendig ist das wirklich nur für einen kleinen Teil.
Mein Stadt ist mit Clamart verpartnert. Das wissen vielleicht 5% der Einwohner hier und in Clamart ist es sicher nicht anders. Und wo überhaupt liegt Clamart? Was ist das für ein Dorf ?..
Aha. Das mit dem Militärkrankenhaus passt ;meine Stadt bietet im Gegenzug ein Landeskrankenhaus, also eine Irrenanstalt.
Clamart klang eher nach klammen Nebel in der Normandie.
Hihi unsere Partnerstadt liegt auch in der Gegend von Paris, allerdings waren wir noch nicht dort, obwohl wir Gründungsmitglieder des Partnerschaftsvereins sind.
Und die « Lettre de mon Moulin » verbinden mich mit der wundervollen Moulin de Daudet.
Steht doch schon auf meiner Liste bzw. im Regal. Erst Un sac de billes, dann Lettres de mon moulin
Ach was! Wir sind sehr engagiert, was die deutsch-französische Städtepartnerschaft angeht, wissen jetzt alle wo Clamart liegt und beweisen Kenntnisse der französichen Literatur! Wenn das keine exzellentente deutsch-französische Freundschaft ist!
Ich möchte diesen Beitrag noch einmal nach vorn holen und mit einen Zitat von Oliver beginnen.
Bei meiner Schwärmerei über Frankreich stoße ich leider immer öfter auch auf eine Art Unverständnis. Weil einige in ihrer letzten Frankreich Reise eher negative Erfahrungen gesammelt haben Die sich so ausdrückt, dass man in vielen Regionen auch Heute noch den Deutschen eher mit Skepsis, Missgunst und Abneigung begegnet.
Grundsätzlich werde ich mich erst einmal von solchen « Erfahrungswerten » nicht beeindrucken lassen und (sollte alles gut gehen) demnächst meine eigenen Erfahrungen sammeln. Aber gab es in der jüngsten Vergangenheit bei euch auch mal solche Situationen oder ist das eher die traurige Ausnahme?