……als meine Frau und ich am Plage des Dames um die Ecke des Hotels Beau Rivage bogen, um in der kleinen Creperie etwas zu naschen und gemütlich aufs Meer zu schauen.
Es sah alles anz anders aus, es gab ganz andere Tische mit furchtbaren Wachstuchdecken, die schönen Teakhandläufe der Reling zum Strand und das Schlimmste, das vormals in reinem weiß erstrahlende Hotel war eine quietschbunte Farbkakophonie. Wir mußten uns erstmal von dem Schock erholen und sahen den anderen Leuten zu, wie die ihre Kameras zückten und knipsten.
Als es an die Bestellung ging und wir mit dem Inhaber sprachen, mußte er laut lachen und erzählte uns, dass wieder mal das Hotel und die ganze Bucht mit ihren sehr fotogenen Badehäuschen die Hauptkulisse für einen neuen Kinofilm,
« Die Ferien des kleinen Nicholas », werden würde. Deshalb die gelben und türkisen Farben, gemalt auf alles, was nicht schnell genug ins Wasser konnte.
Ein Stein fiel uns vom Herz, aber das war nur der Anfang, denn als die Dreherei losging, blockierte der ganze Troß den schönsten Teil des Bois de la Chaize mit seinem Traumstrand, aber auch den knappen Parkplätzen.
Viele wichtige junge Damen mit Walkie-Talkies sperrten die Straßen, es gab sogar eine Kantine für die Crew.
Tatsächlich kann man sich einfach vorstellen, wie Deine Frau und Dich so überrascht waren. Ein Bisschen, als ob ihr das Opfer eines versteckten Kamera wärt. Glücklicherweise wart Ihr nicht gedroht worden, sondern das Hotel und die Strände.
Den Kinofilm Le Petit Nicolas von 2009 habe ich nicht gesehen, offen gesagt, französische Kinofilms sehe ich sehr selten.
Was Le Petit Nicolas betrifft, denke ich, das Wichtigste ist die Kinderbuchserie mit ihren beiden genialen Urhebern , René Goscinny als Autor ( Galliers Asterix) und dem Karikaturenzeichner Sempé als Illustrator . Allerdings sieht dieser Film eine sympathische Familienunterhaltung aus.
Ob ich mich nicht tausche, geschieht die Geschichte von Le Petit Nicolas im Frankreich der 60er Jahre. Das heißt, Ferienlager für die Kinder,Ferien mit den Wohnwagen in Campingplätze, organisierte Tätigkeiten und überfüllte Strände. Im Vergleich mit dem heutigen Frankreich,scheinen die Sommerferien der 60er sehr farbig zu sein . Vielleicht habt Ihr auch als erster Eindruck empfunden, dass Ihr in die Zeitmaschine eingestiegen wärt.
Ein vergleichbarer Abenteuer ist auch mir geschehen, wenn auch ich ganz und gar nicht im Urlaub war. Nach meinem Rückkehr von einem Kolloquium in Berlin war ich ganz schockiert, als ich in meinem meiner Wohnungshaus der Pariser Vorstadt eintrat und den Treppenflur ansah. Die Wände waren voll schlechter Wandschmierereien und Schimpfwörter. Später hat mein Mann zum Glück mir erklärt, das Wohnungshaus war als Dekor für eine Krimiserie ausgewählt worden. Sonst hätte ich schnellstmöglich nach Berlin zurückgekehrt.