Chakchouka

Hier ein Rezept aus dem Marais in Paris, entnommen habe ich es meinem Paris-Kochbuch.

Chakchouka (Schmorgemüse mit scharfen Lammwürstchen)

6 Eiertomaten, geschält
4 festkochende Kartoffeln
100 ml Olivenöl
2 Zwiebeln, gehackt
4 Knoblauchzehen, zerdrückt
1 TL grob gemalener Schwarzkümmel
3 rote Paprikaschoten
6 Merguez, in ca. 1 cm dicke Scheiben geschnitten
Salz, Pfeffer

Die Tomaten vierteln, die Kartoffeln in 2 cm große Würfel schneiden. Mit Öl, Zwiebeln, Knoblauch und Kümmel etwa 5 Minuten bei geinger Hitze in einem Topf anbraten. Mit Wasser bedecken und kochen, bis die Kartoffeln weich sind.

Die Paprikaschoten grillen oder in den heißen Backofen legen bis die Schale schwarz wird. In eine Schüssel legen, mit Frischhaltefolie abdecken abkühlen lassen und die Schale mit einem scharfen Messer abziehen. Die Kerne entfernen und das Fruchtfleisch kleinschneiden.

Die Paprikaschoten und die Würste in den Topf geben, das Ganze bei geöffnetem Topf 10 Minuten bei geringer Hitze köcheln lassen und mit Salz und Pfeffer würzen.

(Den letzten Schritt habe ich weg gelassen, schreibe ihn euch trotzdem mal auf)
Das Chakchouka auf 4 Teller verteilen, jeweils 1 Ei darüber schlagen und das Gericht im vorgeheizten Backofen bei 120°C (Umluft 100°C) etwa 8 Minuten überbacken. Das Eigelb sollte anschließend noch weich sein. Mit Weißbrot servieren.

Bon appétit!

Klingt lecker - aber warum aus dem Marais?

Ich dachte immer, das Marais sei vom grosstädtischen Adel trockengelegt und von Juden aus Osteruopa so richtig lebenswert gemacht worden, mit proletarischen Einsprengseln aus der Auvergne vom nahen Faubourg Saint Antoine allenfalls - aber Maghreb im Marais? :open_mouth:

Schmeckt auch lecker. :wink:

Tja, warum es aus dem Marais ist weiß ich auch nicht. Im Buch steht:

Das Buch heisst: Das Paris Kochbuch, Kulinarische Weltreise durch die Quartiere.

Da hat die Merguez wohl den nebenstelle verwirrt: die wird eher dem nordafrikanischen Kulturkreis zugerechnet. Aber die Juden waren ja mal in der Diasopra in Ägypten… :wink:

:bulb: So hab ich mir das noch gar nicht überlegt, aber in der Tat, so würde 'n Schuh ööh ‹ n Schmorgemüse draus :smiley: Die Israeliter lernen während des Exodus › so spätestens im vierten, fünften Buch Mose das Chakchouka in Ägypten kennen, das dort von den fliegenden punischen Teppichhändlern aus dem benachbarten Karthago jeweils vor der Rückreise in die Heimat zum Frühstück verzehrt wird. Sie bringen es als Erinnerung heim ins gelobte Land und von dort wandert das Rezept über die östeuropäischen Stettls im 19. Jahrhundert direkt an die Rue des Rosiers im Marais! So muss es gewesen sein! :smiley:

Andererseits stimmt natürlich, dass in den jüdischen Geschäften im Marais längst auch Falafel und Shawarma feilgeboten werden, die ja auch nicht gerade der galizisch-ashkenazischen Küche entstammen.

Insofern, okay, okay… bin schon halb weichgekocht … :laughing:

Na ja, aber es leben und lebten ja auch Juden in Tunesien, Marokko, Algerien…

Apropos hat jemand ein Rezept für Harissa? :wink:

Nur schnell zur Erklärung meines Gedankengangs:

Dass sog. sephardische Juden im Maghreb lebten (und - en masse - zB. nach Frankreich und Israel umzogen bzw. flohen) bestreitet niemand. Dass denen die maghrebinische Küche vertraut ist, ebensowenig. Unbestritten ist auch, dass Israel in einem eng verwandten Kulturraum liegt, beeinflusst von der arabisch/osmanischen Esskultur des Machrek, besiedelt aber auch seit der genannten Fluchtbewegung von sephardischer Juden, welche die Küche des Maghreb mitgebracht und dem bis dahin europäisch, also aschkenazisch geprägten Judenstaat nähergebracht haben. Kurz: Kulinarischer Schmelztiegel all überall.

Nur: Wenn man nach den Traditionen des Marais fragt, so gibt es in Paris, was das jüdische Leben betrifft, nichts, aber auch gar nichts, was historisch gesehen aschkenazischer, also ostjüdischer wäre!
Zum eigenltichen Stettl hats nicht gerade gereicht, aber ein Pletzl war das Marais schon - bevor die Kleiderboutiquen nach und nach die „Wiener“ Bäckereien und Delirestaurants verdrängten.

Von daher mein Erstaunen, dass eine eindeutig maghrebinische Spezialität ausgerechnet im Marais, also im Pariser „Inbegriff“ für osteuropäisches Judentum „verortet“ wird. Man könnte sie ins Belleville setzen, wo viele sephardische Juden hinzogen oder in den Sentier, wo die sephardischen Juden die aschkenazischen verdrängten im Textilgewerbe etc… man könnte sagen, maghrebinische Esskultur reduziert sich in Paris nun weiss Gott nicht aufs Judentum, warum also nicht an den Boulevard Barbès, hinter die Gare du Nord oder in die Banlieue proche im Osten damit, diesen Zentren der maghrebinischen (Ess-)Kultur… aber warum ausgerechnet ins Marais?

Andererseits: Wenn man heute die Rue des Rosiers auf und abgeht, stösst man tatsächlich - soweit überhaupt noch etwas Jüdisches übrig geblieben ist - auf eine Art „israelische“ Esskultur, in der sich die genannten Weltgegenden vermischen. Und man kann natürlich sagen: jüdisch ist jüdisch und maghrebinisch und galizisch und israelisch und überhaupt… solange es schmeckt ist alles gut :smiley:

Ja, ich verstehe was du meinst.
Ich hatte mich auch gewundert, wie über ganz viele Rezepte in dem Buch, demnach ist Paris nicht wirklich französisch. :wink:
Das nächste Lesezeichen habe ich bei einem Gericht das auch dem Marais zugeordnet wird, es heißt „Chremslach“ und ich finde das hört sich eindeutig so an als gehöre es da hin, oder?

Und über das Marais steht noch im Buch

:top: Das passt in der Tat perfekt :smiley:

en.wikipedia.org/wiki/List_of_Je … azi_dishes