Boche - Chleu - Fritz - und mehr - Schon mal WO erlebt in F?

Nachdem es mir in der Normandie doch glatt zum ersten Mal passiert ist, das die Zufälligkeit, mit der mir meine Nationalität vom lieben Gott gegeben wurde ein Thema war, will ich mal fragen OB, WIE und WO andere schon mal eine herabwertende Geste zu ihrer Herkunft in F bekommen haben. In aller Munde sind ja die berühmten Begriffe « Boche » und « Chleu » aber auch harmloser « Fritz » oder eben sonstige mit Nazi etc verbundene Gesten.

Mir wurde jetzt nämlich in der Normandie beim Vorbeifahren ein zackiges « Deutschland » « Deutschland » mit der enstprechenden Armbewegung hingeworfen.
Naja ich mein, was ich da selber alles an Sauereien meiner Vorfahren entdeckt habe… da kann man verstehen wenn dann eine Gruppe gerade junger Leute sich ihren Reim drauf macht.

Dennoch stelle ich mir die Frage: Haben sich bei den Menschen im nördlichen Teil Frankreichs (Picardie, Pays de Calais, Normandie, Champagne, Lorraine) aufgrund der Tatsache, dass sich die dt-frz. Kriegsdramen hauptsächlich dort abgespielt haben, die Ressentiments gegenüber den Deutschen intensiver und länger gehalten als im Süden?

Mh… also mir ist solches noch nicht begegnet. Weder im Norden, noch im Süden.
Eher im Gegenteil. Als ich noch mit meinen Eltern reiste waren wir einst in Les Landes unterwegs und dort in den Wäldern trafen wir auf einen alten Mann, der Töpfe an Pinien befestigte. Wir hielten an, stiegen aus und fragten ihn was er mache. Er gab uns bereitwillig Auskunft und wollte auch wissen woher wir kamen. Deutschland, près de Cologne, aha und dann erzählte er, dass er im Krieg in deutscher Gefangenschaft war, bei einem Bauern usw. Er hat eher neutral erzählt und sprach sogar noch ein paar Brocken Deutsch.

Beim Militär, unter anderen. Aber das ist lange her, vor 35 Jahren! Und eigentlich nicht böse gemeint, das gehörte zu den üblichen Frotzeleien, solange man nicht den Bogen überspannt hat (unter « Landsleuten », gell… und es gab immer einen, der entnervt rief: « Vos gueules les chleuhs! ») :smiley: Der Unteroffizier hat uns noch in Ruhe gelassen, war ein feiner Kerl, aber die oberen Chargen konnten es überhaupt nicht leiden! :neutral_face: :stuck_out_tongue:

Ich weiß nicht, ob uns das schonmal passiert ist, einfach weil ich bis vor drei Jahren diese Ausdrücke nicht kannte und ich 2006 zuletzt in Frankreich war.
Ich habe aber erlebt, dass man uns als Fußballnation diskriminiert. 2004 nach der EM war das schlimm, da hat man uns mehrfach hinterhergesungen « Schade Deutschland, alles ist vorbei ». Im Grunde ist mir das schnurzpiepe, weil es nur Fußball ist. Allerdings ist es unschön , dass die Übeltäter davon ausgehen, dass wir uns über Fußball definieren und überzeugt sind, uns damit ärgern zu können, was bei mir nicht der Fall ist. Das hat mich geärgert.

Wenn es zu einer Situation kommen sollte, in denen wir wegen unserer Vergangenheit diskriminiert werden, wäre ich versucht zu tun als wüsste ich nicht, was das Gegenüber meint. Etwas dumm stellen und fragen « Qu’est que c’est, ‹ boche ›? » oder so ähnlich. Entweder rennen sie weg und ich habe gewonnen oder sie lassen sich darauf ein und kommen in Erklärungsnot und ich habe auch gewonnen.

ich bin ja schon seit einiger zeit in frankreich…
ich habe alles erlebt,in verbindung mit der vergangenheit.
hass,ablehnug,neid ,bewunderung und verständnis und in allen altersklassen.aber ich würde sagen:oft kommt das nicht vor
:wink:

Ein Waldorfschüler von hier war vor ein paar Jahren irgendwo in der tiefsten Provinz zum Austausch. In der Austauschschule hat ihn ein Lehrer nicht in der Klasse akzeptiert, weil er Deutscher ist. Während seines Unterrichts musste er draußen warten.

ich glaube nicht, das die franzosen in dieser beziehung besser oder schlimmer als andere oder wir selber sind.

das schlimmste, was ich in dieser beziehung in frankreich erlebt habe, war auf dem felsenplateau bei sangatte. da stand ein alter mann und erklärte (wahrscheinlich seinen urenkeln) den berg, die immer noch sichtbaren granattrichter, die reste der bunker und die englische küstenlinie. zuerst dachte ich, er sei franzose, wegen der kleidung. aber dann verstand ich einige wortfetzen:

hier haben wir auf die tommys gewartet… und immer wieder haben wir dem franzmann in die fresse geschlagen…

hätte meine frau mich nicht festgehalten, ich hätte diese nicht belehrbare kreatur den fels heruntergestürzt.

Soviel zum Rechtsstaat Frankreich. In Deutschland wäre das verfassungswidrig.

…was allerdings nicht heißt dass es nicht auch vorkommen könnte…

Wenn das irgendwo vorkommt, dann steht es am nächsten Tag sofort in der Zeitung. Und zwar weltweit.

liebelein, ich deutschland ist es noch möglich das eine frau aus ihrem dienstverhältnis gekündigt wird, weil sie einen geschiedenen mann heiraten will (falls sie bei der kath. kirche angestellt ist). gleicher arbeitgeber zahlt auch den unterhalt für bis zu vier uneheliche kinder eines pfarrers.

und in diesem lande soll es nicht möglich sein, das ein kind so sonstwer von irgendwas ausgeschlossen wird, weil…

wenn nicht hier, wo sonst?

in erster ehe war ich mit einem mädel aus einem dorf verheiratet. sie war dort geboren worden, der vater kam aus dem dorf, die mutter nicht. und wie hiess das immer wieder:
das kind der zugereisten
(grob übersetzt: ausländer)

wir deutschen bekommen es nach jahren noch nicht mal hin, unsere mitbürger aus den « neuen » ländern (also ehemalige DDR) als gleiche deutsche zu betrachten, was machen wir dann erstmal mit jemanden der von woanders her in unser land gekommen ist?

ich kenne kein land, in dem mehr verklemmte nationalisten herumlaufen und sich entsprechend verhalten als in deutschland.

Mir ist das gleiche passiert, als ich Austauschschüler in Berlin war. Im Biologieunterricht waren wir Franzosen unerwünscht ^^
Aber der Grund der Lehrerin war, dass die Austauschschüler die Ordnung und Ruhe des Unterrichts stören, weil sie nicht wirklich aufmerksam sind und die Aufmerksamkeit der anderen auf sich lenken ^^
Nach Verhandlungen wurden wir angenommen, besuchten das Unterricht jedoch nur kurz, weil es ziemlich langweilig war :smiley: :blush:

wohl zuviel Trivialkino gesehn die Lehrer : Her mit den kleinen… :laughing:

Ich glaube ja, weil die Besatzungstruppen länger im Norden als im Süden geblieben sind. Es gibt aber Orten, wo man davon sehr schlechte Errinerrung im Süden hat (Oradour…)

Mein Grossvater, der im Norden lebte, dachte, dass es aber viel einfacher für die Franzosen dort gewesen war, als es im 1945 für die deutschen war. Er war in den Besatzungstruppen in Baden-Würtenberg am Ende des Krieges, und hat sehr arme Leute dort gesehen…

Ach…am 8.Juli 1982, in Sevilla, Frankreich verliert das halbe Finale der Weltmeisterschaft gegen Deutschland. So Wikipedia :

"Als der Franzose Patrick Battiston in der 60. Minute allein vor dem Tor auftauchte und freie Bahn hatte, rannte ihm der deutsche Torhüter Toni Schumacher mit vollem Risiko entgegen und sprang ihm mit der Hüfte an den Oberkörper. Der Ball verfehlte das Tor, jedoch blieb Battiston bewusstlos am Boden liegen und musste mit angebrochenem Halswirbel und einer Gehirnerschütterung[1] ausgewechselt werden. Schumacher fing sich harte Kritik von französischer Seite ein, da er sich dehnte und warm hielt, während Battiston am Boden behandelt wurde. Des weiteren hatte Schumacher auf den Hinweis eines Journalisten, dass Battiston Zähne verloren hatte, flapsig „Dann zahl’ ich ihm seine Jacketkronen“ geantwortet. Schumacher erklärte im Nachhinein, er habe dies, emotional aufgeputscht durch den Spielverlauf eines Jahrhundertspiels, aus Erleichterung darüber gesagt, dass nicht mehr passiert war. Zu der Reaktionslosigkeit nach dem Foul äußerte sich Schumacher dahingehend, dass er aus Angst und Unsicherheit gegenüber der aufgeheizten Situation der Szene wegblieb. Später entschuldigte sich Schumacher bei seinem französischen Gegenspieler und wurde sogar zu dessen Hochzeit eingeladen.

Besonders Schumachers Äußerung zum Gesundheitszustand Battistons rief in Frankreich das Bild des bösen Deutschen hervor, so dass Schumacher u. a. als Boche (Schimpfwort für Deutsche) bezeichnet wurde. In der französischen Presse wurden darüber hinaus nach dem Spiel alte Ressentiments gegen den ehemaligen Kriegsgegner Deutschland wach. Es tauchten dort unter anderem die Worte „Panzer“, „Gestapo“, „Schumacher SS“ und „Nazis“ auf. Die französische Sportzeitschrift L’Équipe schrieb „Toni Schumacher, Beruf Unmensch“. Der französische Präsident François Mitterrand und der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt sahen sich genötigt, eine gemeinsame Presseerklärung herauszugeben."

Ein Trauma…:unamused:

Moi, personnellement, j’aime bien ces satanés allemands !

Bislang haben wir noch nie irgendwelche antideutschen Ressentiments zu spüren bekommen, weder in Frankreich noch sonstwo … im Gegenteil, eher kramte Opa seine paar Brocken Deutsch aus Kriegszeiten hervor :wink:

neulich sollten ein paar helfer des THW (techn. hilfswerk) den kollegen in belgien helfen. es wurde ihnen empfohlen, in nicht allzu langen konvois zu fahren, denn deutsche LKWs, die an militärfahrzeuge erinnern, brächten schlechte erinnerungen wieder hervor. (so von amtlicher belg. seite).

vor ein paar jahren, bei dem grossen hochwasser im süden frankreichs, das gleiche thema.

Ich wohne direkt am Rhein und wir fahren oft nach Deutschland um einzukaufen und zu wandern in den Schwarzwald. ich finde, dass wir als Franzosen herzlich empfangen werden aber wenn die Deutschen kommen um zu tanken dann hört man nur: il y a de nouveau que des chleus , zum Glück sagen es immer weniger.
Meine Brieffreunde wurden immer in der Klasse akzeptiert und haben sich gut eingelebt, vielleicht ein Zeichen der Veränderung bei den Jugendlichen!!