Barbara Thalheim 28.5. Berlin

„Herzverloren & Mehr“
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Barbara Thalheim & Band

  • mit Jean Pacalet
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youtube.com/watch?v=H0ftl0Ea … re=related

Datum: 28.05.2010
Ort: Passionskirche, Berlin
Einlass: 19:00
Beginn: 20:00

Als ich in den 90er Jahren für einige Zeit nach Paris ging, wärmten mich in der Fremde einige französische CDs mit Liedern von Michèle Bernard, Renaud, William Sheller, Maxime Le Forestier, Bernard Lavilliers, Lynda Lemay, Noir Desir, Juliette, Gilbert Laffaille, die mir meine Vormieterin hinterlassen hatte.

Ich verstand kein einziges Wort und war doch fasziniert von diesen „Chansons à texte“, in denen es um alles Mögliche, nicht aber um Liebe-Triebe-Herz-Schmerz ging. Nahm ich an. Ich buk mir die Inhalte passend zu meiner Seelenlage. Kein Geld, aber in Paris, wo nichts geht ohne Geld. Kein Wort Französisch, die Freunde weit, fernab von guten Gesprächen. Isolationssüchtig und isolationsgeschädigt geriet ich in eine fremde akustische Welt von Melankomikern, Poeten, Sarkasten, Alltagsphilosophen, für die Franzosen so lebensnotwendig, wie das tägliche Baguette. Worüber singen die, worum geht’s?

In Deutschland ist (abgesehen von der der Nouvelle Vague, Camille, Benabar, Têtes Raides, Grand Corps Malde, Vincent Delerm) vor allem die Generation der Dinosaurier des französischen Chansons bekannt, die vor dem ersten und zwischen den beiden Weltkriegen des 19. Jahrhunderts geborenen Chansonniers, wie Edith Piaf, Juliette Gréco, Jacques Brel, Georges Brassens, Léo Ferré, Charles Aznavour, Yves Montand. Die Inhalte ihrer Lieder verstehen zu wollen, scheint im Ausland kein Bedürfnis zu sein. Es geht um die vermeintliche Botschaft des französischen „Savoir Vivre“, das uns Deutsche fasziniert, weil wir es nicht verstehen.

In meinem neuen Programm „herzverloren“ (nach einem Chanson von Renaud) schmücke ich mich mit fremden Federn: Ich singe Lieder meiner französischen Sängerkollegen und Freunde in eigenen deutschen Nachdichtungen, sowie in Übertragungen von Regina Scheer, Richard Pietraß, und Michael Wüstefeld.
Mit dem Satz „Coverversionen sind Liebenserklärungen an Kollegen“ (von wem ist der eigentlich?) ist alles gesagt über das neue Programm. Denn irgendwie sind die Lieder durch die intensive Beschäftigung mit ihnen zu meinen eigenen geworden. Lieder, in denen es um Liebe und Hass, Geburt und Tod, um Kriege, Hoffnung, Ansichten und Weitsichten geht, um die Welt. Die Welt von Frankreich aus betrachtet, ein Perspektivwechsel auch für das Publikum.